Quasimodo ist ein Mann, 86 Jahre alt.
Ich wuchs in der Nachkriegszeit in einer recht konservativen Umgebung auf, in der die Vorstellungen darüber, wie ein Mann sein Äusseres gestalten sollte, sehr traditionell waren.
Das weckte bei mir bald als Reaktion den Wunsch, die gesetzten Grenzen zu überschreiten.
Ich habe glatte langweilige Haare und wollte meine Frisur lockerer haben und so sass ich bald im Damensalon mit Lockenwicklern unter der Trockenhaube, so wie es bei den Frauen seinerzeit üblich war. Meine Frisur konnte ich dann entweder mit mehr Volumen oder auch mit Locken gestalten lassen. Ich hatte dann regelmäßige Termine beim Damenfriseur, Dauerwelle kam dazu, damit die Frisur länger gehalten hat. Das hatte ein Ende als der Haarausfall stärker wurde.
Später kam der Wunsch auf, meine Hände und Fingernägel besser zu pflegen und damit hatte ich bald lackierte Nägel, meist in dezenten Farben. Ich gehe inzwischen regelmäßig in ein Nagelstudio und lasse die altersgemäß brüchigen und splitternden Nägel bearbeiten und da kann auch was für die Schönheit gemacht werden. Warum sollen nur die Frauen ihren Spass mit gepflegten Nägeln haben?
Während meine individuellen Frisuren nur wenig Kommentare erzeugt hatten, empfinde ich die Reaktionen zu den lackierten Nägeln eher als ablehnend, auch hier im Forum. Dass noch etliche Frauen lackierte Fingernägel am Mann als NoGo bezeichnen verwundert mich. Da sind wohl antiquierte Rollenbilder noch stark verwurzelt. Besonders wundere ich mich über die oft festgefahrenen Vorurteile, ein Mann mit lackierten Nägeln müsse mit Sicherheit schwul sein.