Hallo zusammen,
ich schreibe diesen Beitrag in der Hoffnung, Frauen zu finden, die Ähnliches durchgemacht haben wie ich. Vielleicht könnt ihr mir ein wenig Trost spenden oder mir sagen, wie ihr es geschafft habt, mit euren Gefühlen umzugehen.
Ich bin 23 Jahre alt und habe vor etwa einem Monat einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen. Seitdem ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht weine oder mich nicht furchtbar fühle. Es ist, als hätte ich mich selbst verloren. Die Schuldgefühle und die Trauer sind kaum auszuhalten.
Anfang Oktober erfuhr ich, dass ich ungeplant schwanger war. Zu diesem Zeitpunkt lebte ich noch mit meinem Freund und dem Kindsvater zusammen. Unsere Beziehung war jedoch schon zuvor schwierig – oft sehr angespannt und in vielerlei Hinsicht toxisch. Trotz allem schien er in den ersten Tagen nach der Nachricht bereit zu sein, diese Herausforderung mit mir gemeinsam anzugehen. Er sagte: "Wir schaffen das zusammen, ich bin für dich da."
Obwohl ich selbst unsicher und voller Angst war, ob ich bereit bin, Mutter zu werden, spürte ich etwas, das mich tief berührte: Liebe und Freude für dieses kleine Leben in mir. Es war mein Kind – mein Fleisch und Blut. Und ich wusste immer schon, dass ich eines Tages Mutter sein wollte.
In der ersten Woche nach der Nachricht war er liebevoll, aufmerksam und schien wirklich hinter mir zu stehen. Wir haben uns sogar größere Wohnungen angeschaut und waren gemeinsam beim Frauenarzt, wo wir zum ersten Mal den kleinen Krümel gesehen haben. Ich habe mich festgehalten an dieser Hoffnung, dass alles gut werden könnte, obwohl ich wusste, dass unsere Beziehung auf wackeligen Beinen stand.
Doch plötzlich änderte sich alles. Nach etwa einer Woche wurde er distanziert, kalt und abweisend. Immer wenn ich fragte, was los sei, wich er meinen Fragen aus. Dann, an einem Mittwochabend, setzte er sich neben mich und sagte ohne Vorwarnung, dass er sich von mir trennen wolle. Er sei sich nicht mehr sicher, ob er mich liebt, und brauche Abstand.
Dieser Moment hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Es fühlte sich an, als ob meine Welt zusammenbricht. Ich hatte an diesem Abend meine erste Panikattacke – ich konnte kaum atmen und fühlte mich völlig verloren. Doch anstatt bei mir zu bleiben oder mich zu trösten, ließ er mich mit diesem Schmerz allein. Er bat mich nur, am nächsten Tag meine Eltern anzurufen, damit ich bei ihnen einziehen könne.
Am nächsten Tag packte ich meine Sachen und zog zu meinen Eltern. Kurz vor meinem Weggang sagte er mir noch, dass es allein meine Entscheidung sei, was ich mit dem Kind mache. Wenn ich es bekommen würde, würde er sich kümmern, aber eine Beziehung mit mir nur wegen des Kindes komme für ihn nicht infrage.
Ich fühlte mich so verlassen und überfordert. Wie konnte er mich, uns und unser Kind so plötzlich im Stich lassen? Noch wenige Wochen zuvor hatte er mir ständig gesagt, dass er mich liebt, und plötzlich war davon nichts mehr übrig.
In den folgenden zwei Wochen sprach ich viel mit meinen Eltern, meinen Freundinnen und auch mit einer Therapeutin, weil ich nicht wusste, wie ich mit all dem umgehen soll. Ich fühlte mich, als wäre ich in einem endlosen Albtraum gefangen. Dann fand ich durch Zufall heraus, dass er sich nur zwei Tage nach meinem Auszug Tinder heruntergeladen hatte und sich mit einer anderen Frau getroffen hat und mit ihr im Auto Sex hatte.
Ich hatte Zugriff auf sein Google-Konto und sah seinen Suchverlauf (der abartig und widerlich war). Als ich ihn damit konfrontierte, meinte er, es sei bedeutungslos gewesen und er habe versucht, sich von mir abzulenken. Er machte mir Vorwürfe, dass ich überhaupt in seinen privaten Verlauf geschaut hatte, und meinte, der Schmerz sei jetzt meine eigene Schuld weil ich hätte ja nicht schauen sollen.
Das hat mir das Herz erneut gebrochen. Ich wusste in diesem Moment, dass ich mit diesem Menschen kein Kind haben kann. Ich wollte nicht ein Leben lang an ihn gebunden sein und fürchtete, dass mein Kind irgendwann unter einer zerrissenen Elternbeziehung leiden würde.
Ich rief noch am selben Tag eine Klinik an, die Schwangerschaftsabbrüche durchführt, und bekam einen Beratungstermin. Alles fühlte sich wie in Trance an. Ich spürte eine tiefe Leere in mir, als ob ich nicht mehr wirklich da war. Wenige Tage später nahm ich unter ärztlicher Aufsicht die Medikamente für den Abbruch.
Als die Blutung begann, wurde mir plötzlich schmerzhaft bewusst, was ich getan hatte. Es fühlte sich an, als würde ich aus diesem tranceartigen Zustand aufwachen – und dann kam die Trauer. Ich habe stundenlang geweint und konnte nicht aufhören, an mein kleines Baby zu denken.
Nach dem Abbruch sprach ich viel mit meinen Eltern und meiner Therapeutin. Doch der Kindsvater zeigte keinerlei Mitgefühl. Als ich ihm von dem Abbruch erzählte, reagierte er kalt und distanziert, als wäre ihm das alles egal.
Jetzt, einen Monat später, bin ich immer noch in einem tiefen Loch. Jeder sagt mir, die Zeit wird helfen, aber es wird einfach nicht besser. Ich weine täglich, habe kaum Appetit und muss mich regelrecht zum Essen zwingen. Die Schuldgefühle und die Trauer sind überwältigend, und ich frage mich immer wieder, ob ich anders hätte handeln sollen.
Was mir ein wenig Trost gibt, ist, Geschichten von Frauen zu hören, die Ähnliches durchgemacht haben. Es gibt mir das Gefühl, nicht ganz allein mit diesem Schmerz zu sein.
Deshalb wende ich mich an euch: Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie seid ihr mit eurer Trauer und euren Schuldgefühlen umgegangen? Was hat euch geholfen, wieder Licht im Leben zu sehen?
Ich danke euch von Herzen fürs Lesen und für jede Antwort, die ihr mir geben könnt.
Liebe Grüße