Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll.. irgendwie möchte ich es nicht wahrhaben.
Kurz zu meiner Person: ich bin 26 Jahre alt, habe mit meinem Ehemann zwei Kinder und wir sind seit 11 Jahren zusammen.
Mein Mann hat einen Bruder (25) und ich habe zwei Geschwister (24&22).
Heute feiert meine Schwiegermutter ihren 60. Geburtstag. Deshalb hat sie uns alle (Ihre beiden Söhne, mich, die Kinder und natürlich ihren Mann) nach Österreich zu einem verlängerten Wochenendtripp von Fr-Mo eingeladen.
Mein Schwager hatte bisher noch keine Beziehung und ist somit single. Er wohnt im Elternhaus, parterre in einer separten Einliegerwohnung.
Er reiste im Auto, zusammen mit seinen Eltern an. Mein Mann und ich fuhren aus Platzgründen separat mit den Kindern zum Hotel.
Zu Beginn war alles total unauffällig. Alles entspannt.
Noch am Anreisetag, beschlossen wir alle, vor dem Abendessen ein Abstecher in den Hotelpool zu machen.
Die Schwiegereltern kamen etwas nach uns. Als mein Mann sich das ältere Kind schnappte und zum Duschen ging, fiel mir auf, wie mein Schwager mich von oben bis unten im Badeanzug musterte. Ich sah dies, als ich mein Baby in einen Schwimmreifen platzierte. Jedoch dachte ich mir nichts dabei.
Während des Badespasses suchte mein Schwager zudem sehr oft den Kontakt zu meinem jüngsten, welchen ich vor mir hin und herschob. Er kam mir im Wasser distanzmässig sehr nahe, sodass wir uns auch mehrmals berührten. Der Vorwand: er wollte den Kleinen bespassen. Ich fand dies total süss und schwärmte im Zimmer meinem Mann davon vor.
Zwar hatte er schon immer einen guten Draht zu unseren Kindern. Vom älteren Kind, ist er Patenonkel. Aber irgendwie war es diesmal so ,,anderst“.
Vor dem gemeinsamen Abendessen machte ich mich ordentlich zurecht und kam in einem Kleid, mit gelockten Haaren und Creolen zum Dinner.
Meine Schwiegermutter machte mir ein Kompliment. Als ich dankte, sah ich wieder, wie mein Schwager mich ansieht und er ein beinahe lautloses ,,wow“ von sich gab. Ich ruzelte die Stirn, lachte und bedankte mich verlegen. Ich mochte mich nicht daran erinnern, dass ich jemals ein Kompliment zu meiner Optik von ihm erhalten hatte.
Ich schaffte mein 4-Gänger nicht restlos. Als ich das Besteck in den Teller gab, fragte mein Schwager, ob er den Rest noch haben dürfe?
Also reichte ich ihm den Teller mitsamt dem Besteck rüber. Er ass die Resten auf, mit meiner benutzten Gabel. Naja. Ehrlichgesagt stellte ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts in Frage.
Nach dem Abendessen wollten die Schwiegereltern noch einen Schlummertrunk nehmen an der Bar im Nebengebäude.
Ich winkte ab, da ich noch stille und ohnehin nie Alkohol trank. Zudem waren die Kinder müde.
Mein Mann hingegen, ging mit dem Rest noch mit, während ich die Kids bettfertig machte.
Am nächsten Morgen beim Frühstücksbuffet, lief mein Schwager hinter mir durch und sagte: Schade, dass du gestern nicht mitgekommen bist.
Mich überraschte die Aussage zwar etwas aber ich gab zur Antwort, dass ich vielleicht ein andermal mitkäme.
An diesem Tag hat es den ganzen Tag in Strömen geregnet. Also beschlossen wir, im Hotel zu bleiben und uns mit Kegeln und Gesellschaftsspielen zu verweilen.
Um die Mittagszeit herum, mieteten wir uns für 80 Minuten die interne Kegelbahn.
Ich hatte zuvor noch nie gekegelt und sollte direkt als erste beginnen. Als ich zögerlich die Kugel zur Hand nahm und fragte, wie ich die nun am besten werfe, eilte mir mein Schwager zur Hilfe. Er erklärte mir, wie ich werfen sollte und wie ich stehe. Dabei fasste er mich fest an den Hüften und demonstrierte mir, die perfekte Position.
Beim Lottospielen im Anschluss schlug er mich als Aufruferin der Zahlen vor, da ich die schönste Stimme hätte.
So langsam fiel mir etwas auf, aber ich konnte nicht einordnen, in welche Kategorie sich dies stecken lässt. Immerhin war der Rest der Familie immer anwesend. Ihnen schien nichts anderst vorzukommen.
Auch an diesem Tag wollte mein älterer Sohn vor dem Abendessen noch einen Abstecher in den Pool machen.
Mein Mann meinte, er würde mit dem Baby auf dem Zimmer bleiben derweil und den Ausflug für den morgigen Tag planen.
Mein Schwiegervater legte sich noch eine Weile hin und die Schwiegermutter meinte, sie würde auch noch zum Schwimmen kommen.
Als ich mit meinem Sohn den Poolbereich betrat, war mein Schwager schon da. Er lag auf einer Liege und war am Handy.
Als er uns sah, sprang er sofort auf und zog seinen Bademantel aus.
Ich sagte ihm, dass er nicht bloss wegen uns auch ins Wasser kommen braucht. Wenn er möchte, darf er sich gerne am Handy verweilen und erst später reingehen.
,,Nein, sicher nicht. Habe mich jetzt richtig aufs Baden gefreut.“ war die Antwort.
Mein Sohn ist sechs Jahre alt und somit beschäftigt er sich am liebsten alleine im Schwimmbecken. Er sprang vom Rand ins Wasser und zeigte uns seine Sprünge.
Ich schwamm ein paar Längen und sah meinem Sohn zu.
Plötzlich merke ich, wie mich jemand ganz sanft von hinten um den Bauch umarmt, seinen Mund neben mein Ohr platziert und lachend fragt: soll ich dich unter Wasser tunken?
Impulsartig löste ich mich aus der unangenehmen Umarnung und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. Verneinte die Frage.
Die folgenden Minuten danach war ich ziemlich verwirrt. Ich konnte nicht recht zuordnen, was das eben war.
Ich kenne meinen Schwager seit über 10 Jahren. Ich finde ihn Hammer. Er war immer sehr höflich, eher zurückhaltend, korrekt und er liebt sein Patenkind.
Er war nie aufdringlich. Und mehr als ein Händeschütteln oder eine alljährliche Umarmung zu Neujahr gab es bisher nie. Wir verstanden uns immer total gut und ich habe nie auch nur ein schlechtes Wort über ihn verloren.
,,Bestimmt hat das nichts zu bedeuten gehabt“, sagte ich mir.
Immerhin war er bei meiner Hochzeit vor 9 Monaten, unser Trauzeuge. Er ist der Bruder von meinem Mann.
An diesem Abend gesellte sich eine zweite Familie in den Speisesaal. Wir kamen durch die Kinder ins Gespräch. Als der Mann meinen Schwager fragte, ob das seine beiden Kinder seien, sagte er: Nein, leider bin ich nicht der Vater dieser Kinder.
Mein Mann und ich sahen uns daraufhin überrascht an. Die Schwiegermutter lachte.
Als ich ihm kurz darauf das Baby in den Arm gab, berührte er richtig innig meine Hände und hielt in der Position inne, in der unsere Hände sich berührten.
Abends im Bett sprach ich meinen Mann auf den Spruch mit den Kindern an. Dieser meinte, dass das ,,Nein, leider nicht“ auf die Kinder bezogen war. Quasi, nein, leider bin ich nicht Vater von so tollen Kindern. Ich gab mich damit erstmals zufrieden, doch irgendwie kreisten die Gedanken wie wild in meinem Kopf. Immer wenn ich mir die Frage stellte, ob mich mein Schwager anflirtet, war das für mich total absurd. Aber ich konnte sein Verhalten mit sonst keinem logischen Grund asoziieren.
Am vorletzten Tag, dem Sonntag, gingen war auf den Berg. Das Wetter war besser und wir liefen also 1h 40Min vom Hotel, zur Gondelstation. Mein Mann stiess den Kinderwagen und ich hielt den Grossen an der Hand. Mind. 3/4 der Zeit, lief mein Schwager neben mir. Er war höflich, fragte mich viel, witzelte mit dem Kleinen herum etc. aber er war ständig bei uns.
Sonst lief er meistens mit meinem Mann mit.
Als die Schwiegermutter ihn bat, noch Fotos zu scheissen mit dem Smartphone, kam er dieser Bitte umfangreich nach. Ein Foto nach dem andern wurde geknipst und ich würde behaupten, auf 17 von 20 Fotos bin ich entweder alleine oder mit drauf.
Plötzlich hob er meinen Sohn auf eine Holzbank, stellte sich neben ihn und zog mich am Jackenärmel ebenfalls dazu. Er fasste mich um die Hüften an und schoss ein Selfie von uns dreien.
Ich sagte ihm ernst, dass es nun reichen würde. Er soll doch bitte auch den Rest der Familie noch ablichten, nicht bloss mich und den Kleinen. Danach nahm ich meinen Sohn auf den Rücken und lief von ihm weg. Bis zur Gondel, blieb er auf Abstand.
Mein Mann bemerkte, dass ich genervt war und sprach mich in der Gondelbahn darauf an. Wir waren alleine mit den Kindern in einer Gondel. Mein Schwager fuhr mit seinen Eltern hoch.
Ich erzählte meinem Mann daraufhin, von den unzähligen Fotos und dem Selfie.
Wir fanden es beide merkwürdig. Aber mein Mann meinte, dass er mich wahrscheinlich nur deswegen so oft fotografierte, weil ich neben ihm lief. Naja…
Auf dem Berg angekommen setzten wir uns alle erstmal hin und tranken etwas.
Danach äusserte mein Sohn den Wunsch, den Waldrutschenparcour zu machen.
Als ich in die Runde fragte, wer alles mitkäme, war die Begeisterung gering. Aber natürlich, wie könnte es auch anders sein, meldete sich mein Schwager.
Mein Schwiegervater lief los um die Tickets zu lösen, ehe ich etwas einwenden konnte.
Mit dem Kinderwagen wäre der Parcour unzugänglich gewesen, so blieb mein Mann mit dem Kleinsten unten und gab ihm was zu essen. Meine Schwiegereltern genossen ein Bier. Also gingen wir zu dritt los.
Wir stiegen in die Gondel, hoch zur Bergstation. Bereits beim Einstieg wurde auf einer Digitalanzeige vor Windböhen gewarnt. Und wie sollte es anders sein? Kaum fuhren wir los, begann es wie wild zu winden und die Gondelkabine schwankte. Ich habe keine Höhenangst aber sobald eine Gondel zu Schwanken beginnt, kriege ich Angst.
Ich zog meine Beine an und schloss die Augen. Daraufhin begann er meine Hand zu streicheln. Ganz sanft, sehr fein. Ich zog sie weg. Es fühlte sich nicht gut an.
Als die Gondel schliesslich zum Stillstand kam und immer mehr hin und her schwankte, wurde ich langsam nervös. Ich versuchte aber gelassen zu wirken, für meinen Sohn.
Mein Schwager rückte näher an mich ran und legte ein Arm um mich. Mein Sohn setzte sich auf mein Schoss.
Irgendwann strich mein Schwager mir übers Haar und fuhr mir langsam über den Hals.
,,Was machst du? Was soll das??“ schnauzte ich ihn an und wechselte auf die andere Bank.
,, Ich wollte dich nur beruhigen.“ war die Antwort.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, kamen wir oben an. Es war sehr kalt und der Wind klatschte einem stechend ins Gesicht. Innert weniger Minuten erlebten wir einen total Wetterumschwung.
Wir bestritten zu dritt die Waldrutschen und den Fussmarrsch zurück hinunter in die Mittelstation, wo der Rest auf uns wartete.
Kurz vor dem Ziel musste mein Sohn auf die Toilette, weshalb wir bei einem Gasthof zwischenhielten.
Als der Kleine auf dem Klo war, warteten wir beide draussen vor dem Gebäude. Ich zitterte, weil mir kalt war.
Mein Schwager öffnete seine Jacke und umarmte mich. Als ich ihn von unten ansah, duckte er seine Kopf und wollte mich küssen.
Ich machte 3,4 Schritte nach hinten und beschimpfte ihn. Was das soll? Wieso ich?? Ich sagte ihm, dass ich mit seinem Bruder glücklich verheiratet sei. Daraufhin sah mich mein Schwager bestimmt in die Augen und sagte: Und trotzdem liebe ich dich. Ich liebe dich über alles. Schon lange. Ich kann nichts gegen meine Gefühle machen.
Ich war dermassen geschockt, dass ich nichts antworten konnte. Stattdessen wurde ich wütend. Auf ihn.
Meinem Mann werde ich morgen davon erzählen. Den Kurzurlaub wollte ich niemandem vermiesen.