Liebe Leute!
Kennt ihr diese Situation vielleicht?
Ihr arbeitet für oder mit jemandem, zu dem ihr eigentlich eine sachliche Basis habt. Ihr kennt euch nur von der Arbeit aber nicht privat. Es vermischt sich aber immer wieder in Gesprächen und beim Beisammensein das Sachliche mit dem Privaten, was ja auch ganz normal ist, nur manchmal dann doch zu privat wird. Und dann beginnt man das Gefühl zu verlieren, in welchem Verhältnis man steht. Besonders schwierig ist sowas, wenn jemand dein Vorgesetzter ist oder man anderweitig in einem Machtverhältnis steht. Richtig blöd wird es dann, wenn das Gegenüber verheiratet ist.
Mir geht es so an der Uni mit einem Professor, für den ich eineinhalb Jahre gearbeitet und bei ihm auch meine Masterarbeit geschrieben habe.
Wir hatten nach außen hin immer ein professionelles Verhältnis und haben einander immer per Sie angesprochen. Aber eigentlich reden wir auch über privates Zeug. Oder es passiert, dass wir jetzt nicht so die körperliche Distanz wahren. Das soll jetzt nicht heißen, dass wir rumknutschen oder uns gegenseitig betatschen. Das hat dann so ausgesehen, dass wir uns bei Besprechungen halt so nahe gekommen sind, dass wir schon mal Schulter an Schulter beinandergesessen oder gestanden haben und dabei Körperkontakt aufgebaut haben, der so nach Zufall aussah. Ich habe mich dabei zugegeben auch wohl gefühlt. Die Situationen sind aber nie entglitten, sodass jemand eine Grenze überschritten hätte. Manchmal hat er mit Blicken gespielt und mich auch manchmal abgecheckt. Ich denke, ich habe auch unbewusst mit Blicken gespielt. Heimlich habe ich ihn auch manchmal abgecheckt. Verdammt, wir sind ja schließlich nur Menschen. Dennoch tut sich bei mir sofort im Kopf ein Warnsignal auf, dass schreit "VERBOTENE FRUCHT!!!". Sowas würde ich auch nie tun. Das könnte ich mir selbst nicht verzeihen und ich würde mich schäbig dabei fühlen.
Manchmal ist er mir aber dann zu privat, da er mir auch hin und wieder von seinen Verhältnissen zu Hause und öfter von seinen Kindern erzählt hat. Dass man nicht nur sachlich bleibt, ist mir schon klar, weil das ja sonst total gekünstelt wirkt, aber teilweise habe ich schon gewusst, wie er so lebt, da er auch auf Probleme in seiner Beziehung zu sprechen gekommen ist und mal den Versuch gestartet hat, sich bei mir auszuweinen. Das hab ich aber dann unterbunden und das Gespräch beendet, weil mir das dann doch zu privat war.
Ich arbeite mittlerweile nicht mehr für ihn, aber dennoch sind wir wegen meiner Masterarbeit und meiner baldigen Abschlussprüfung in Kontakt. Vorgestern sind wir uns spontan über den Weg gelaufen. Man konnte schon merken, dass wir freudig überrascht waren, den jeweils anderen zu sehen und wieder das altbekannte Spiel angefangen hat.
Er hat dann auch gleich von seinem Urlaub erzählt und dass er alleine ohne seine Frau und nur mit den Kindern unterwegs war. Ich bin nicht näher darauf eingegangen, denn warum die zwei separat Urlaub machen, geht mich nichts an.
Dennoch frage ich mich schon öfter, wie ich das ganze einordnen oder einschätzen soll, warum er mir diese privaten Dinge erzählt, wieso ich auch so aufgeschlossen ihm gegenüber bin und welches Verhältnis sich dadurch entwickelt. Was hat er davon, was will er damit bezwecken? Gut möglich, dass er das bei anderen auch macht. Ich mache mir da ehrlich gesagt schon so meine Gedanken dazu. Bitte versteht das nicht falsch. Ich mache mir überhaupt keine Hoffnungen, weil ich deren Probleme sicher nicht für mich ausnutze, da ich da ganz klare Moralvorstellungen habe. Dennoch muss ich zugeben, weckt er mit seinem Verhalten meine Neugierde.
Wie interpretiert ihr die Situation?
LG
Kazl