Dein Partner hat einfach einen anderen Sinn und Anspruch im Hinblick auf Sauberkeit, Ordnung und Ästhetik als du. Das heißt, deine Toleranzgrenze ist längst überschritten und für ihn selbst ist es noch völlig ok, was den Zustand der Wohnung betrifft. Diese Wahrnehmung/ Einstellung ist nicht einfach veränderbar/erziehbar. Und er hat auch die letzten Jahre gelernt, dass du höchstens meckerst und sich dann alles wieder beruhigt und er sich weiter so verhalten kann. Für ihn ist das eben genau richtig so. Warum sollte er also etwas verändern? Erwartet er all das überhaupt von dir? Nur weil er es nicht tut, heißt es ja nicht, dass er erwartet, dass du das machst. Wahrscheinlich würde er mehr improvisieren. Die Frage ist, welche Lebenssicht jetzt die bessere ist: weniger putzen, mehr relaxen, entspannt sein oder alles ist gut organisiert, geputzt und perfekt geplant. Das hängt eben von der jeweiligen Persönlichkeit ab. Man neigt ja dazu, die eigene Perspektive als die einzig Richtige zu sehen. Beides ist ok, aber die Partner müssen sich diesbezüglich eben einander annähern, wenn sie dauerhaft zusammen leben wollen.
Wenn du dich jetzt plötzlich trennst, würde er vermutlich aus allen Wolken fallen. Denn es hat ja all die Jahre für ihn gut funktioniert. Und du hast das ja etliche Jahre akzeptiert und mit ihm weiter ganz konkret die Zukunft geplant (geheiratet, Haus gekauft). Es wird ja schon Gründe geben, weshalb du genau diesen Mann hast und auch so lang mit ihm zusammen bist.
Deshalb würde ich dir raten, nicht mehr zu meckern oder alles in dich reinzufressen. Stattdessen überlege dir, wie du dir dein weiteres Leben vorstellst. Ein Haus bedeutet noch mehr Arbeit, genauso wie Kinder, die vielleicht noch kommen. Möchtest du deine bisherigen Ansprüche aufrecht erhalten? Kann er dir diesbezüglich ein guter Partner sein? Hast du Reserven, das in Zukunft zu übernehmen, was dein Partner nicht will, weil er eben andere Ansprüche hat? Vielleicht bist du auch zu perfektionistisch und machst dich damit selbst kaputt? Gibt es Eigenschaften an deinem Partner, die du höher einstufst als all diese Alltagserledigungen? Du könntest ja durchaus zu der Erkenntnis kommen, mit mehr Chaos zu leben und dafür einen Partner zu haben, der entspannt und gut gelaunt ist. Es gibt ja auch total pedantische Männer, die auch nicht unbedingt ein schönes Leben/ eine schöne Partnerschaft bedeuten? Aber vielleicht brauchst du die äußere Ordnung auch ganz dringend, damit es dir auch innerlich gut geht? Dann ist dein Partner wie ein Energievampir für dich.
Ich würde dann auch immer ganz konkret kommunizieren. Beschreibe ihm ganz genau, was du beobachtest (ohne Wertung) und wie du dich dabei fühlst. Was löst Unordnung und diese Mehrarbeit in dir aus? Da er selbst anders fühlt, kann er es von selbst nicht nachvollziehen. Dann sage ihm ganz konkret, was du dir wünschst und formuliere am Ende eine ganz konkrete Bitte an ihn. Dann soll er Stellung dazu nehmen. Wenn ihr die Beziehung aufrecht erhalten wollt, müsst ihr gegenseitige Zugeständnisse machen (diese am besten schriftlich festhalten). Er übernimmt z.B. wöchentlich feste Aufgaben. Dafür putzt du mehr, weil es dir einfach wichtiger ist. Wichtig ist außerdem, immer wieder zu evaluieren. Klappt die Vereinbarung oder muss neu geplant werden? Es wird nicht einfach mit einmal Reden getan sein. Partnerschaft bedeutet viel Kommunikation und zwar immer wieder. Das ist zwar anstrengend, zahlt sich aber aus. Viel Erfolg!