FrontX Meine Methode herauszufinden, was ich fühle, kann ich dir gern verraten: Zeit mit mir allein, Zeit der Stille, der Einsamkeit, des Schweigens und Wirkenlassens, Zeit, in der ich das Gefühl habe, dass niemand auf mich wartet, Zeit, in der ich keinen Druck verspüre. Zeit, in der ich über ein Thema nicht nachdenke, sondern andere Dinge mache, einfach lebe, das Thema maximal im Hinterkopf behalte, und irgendwann ist mir klar, wie ich in Bezug auf das Thema fühle. Ich gebe mir einfach Zeit festzustellen, welches Gefühl mir aus dem Bauch zum einem bestimmten Thema aufsteigt. Wenn man mich privat oder beruflich vor eine Entscheidung stellt oder mich um eine Antwort bittet, sage ich meistens, dass ich Zeit brauche, dass ich darüber schlafen muss. Ich habe keine Lust, Dinge sofort zu entscheiden. Manchmal weiß ich sofort, was ich will, aber ich gebe mir diese Zeit trotzdem. Manchmal habe ich eine Antwort, aber ich kann nicht garantieren, dass dies die letztgültige ist. Ich habe nämlich festgestellt, dass ich ohne diese Zeit eine hirnbezogene Antwort gebe und dann manchmal nach Hause gehe und mich mit dieser Antwort nach einer Weile nicht mehr identifizieren kann. Manchmal habe ich deshalb meine Antwort später widerrufen. Damit es dazu nicht kommt, damit die Antwort, die ich gebe, Gültigkeit hat, bedinge ich mir Zeit aus. Ich jedenfalls funktioniere so. Ich weiß nicht immer sofort, was ich fühle. Ich denke, es ist auch ein Stück weit normal, dass fühlen heutzutage für viele schwieriger als denken ist. Unsere Zeit ist so. Die Anforderungen unseres Lebens sind so. Wir leben in einer sehr kopfgesteuerten Zeit. Man hat seine Instinkte ein bisschen vergessen, aber nicht nur Tiere, auch Menschen, haben nach wie vor Instinkte. Auch Menschen nehmen Situationen intuitiv wahr, wittern Gefahren, können Körpersprache lesen. Außerdem ist der überwiegende Teil der Kommunikation nonverbal. Aber Worte sind so dominant, dass man sie manchmal zunächst als das einzige Kriterium wahrnimmt. Wenn man etwas Zeit hat, dann bemerkt man manchmal noch andere Kleinigkeiten, die passiert sind, achtet auf die Körpersprache etc. und auf einmal sieht man die vom Gegenüber gesprochenen Worte anders, weil sie nicht mehr so überzeugen oder erschrecken beispielsweise. Oder man stellt fest, dass eine Person, mit der man sich gut unterhalten kann, nicht unbedingt eine Person ist, in deren Gegenwart man sich wohlfühlt. Das sind nur mögliche Beispiele. Des Weiteren passiert es mitunter, dass wir durch unsere Erziehung ein bisschen um unsere Intuition und Wahrnehmung betrogen werden. Wir fühlen in der Kindheit manchmal, dass etwas nicht stimmt, aber man sagt zu uns, dass alles stimmt. Oft ist das nicht böse gemeint, aber man zweifelt dadurch an seiner Wahrnehmung. Ich denke, es geht gar nicht um Mut, wenn man nichts riskieren will, riskiert man eben nichts. Ich bin ein Mensch, der zumindest ab und zu etwas Verrücktes machen will, das Gegenteil von dem, wozu einem alle raten, aber nur manchmal, wenn ich Gründe habe. Das Wichtigste aber ist, wie ich denke, dass man diese Verbindung zu sich selbst, zur eigenen Intuition, Gefühlswelt und Wahrnehmung hat und dass man den Mut hat, auch diesen Variablen und nicht nur dem Denken eine Stimme zu geben. (Wahrnehmung ist hören, sehen, schmecken, riechen (mit der Haut) fühlen und ertasten). Natürlich ist jeder in diesen Belangen ein bisschen anders, aber ich hoffe, dass meine Gedanken zum Thema dir zeigen konnten, wie ich es meine. Wie du das dann auf dein Person umgelegt umsetzt, wirst du bei Interesse mit der Zeit herausfinden.