Hallo ihr Lieben,
Ich bin auf komplettem Neuland, habe noch nie einen Beitrag in einem Forum verfasst, doch jetzt muss ich mal meine Gedanken los werden… 😊
Ich bin seit fast 1 Jahr mit meinem Freund zusammen (ich 28, er 25) und eigentlich macht er mich sehr glücklich, vor allem, wenn es um mich geht. Er ist stets bemüht, immer besser für mich da zu sein, wenn es mir mal schlecht geht, ihm sind meine Gefühle wichtig, er hört immer zu, schätzt mich wert…
Doch dann gibt es eben noch ihn und seine Gefühle. Er ist eine ziemlich introvertierte Person, doch vor mir (meinte er, und mein Bauchgefühl sagt es mir auch) hat er sich so sehr geöffnet, wie noch nie zuvor bzw. sehr selten. Er meinte, bei seinem damaligen besten Freund war es ansatzweise so. Doch mit der Zeit habe ich gemerkt, dass er sich schwer damit tut, Gefühle zu zeigen und mit in sich aufkommenden Gefühlen umzugehen. Durchs Schreiben fällt es ihm leichter als persönlich, habe ich auch gemerkt.
Wenn ich z.B. mal einen komplett verliebten Moment hatte und viele Dinge über ihn herausgesprudelt kamen, meinte er, dass er gerade überfordert ist und nicht wirklich was sagen kann, hat dabei gelächelt. Ich wusste/weiß das ja über ihn, hab ihn in den Arm genommen, wir haben es „weggelächelt“ und alles war gut. Er hat mir auch mal gesagt, ich soll es nicht persönlich nehmen, es hat nichts mit mir zu tun. Doch genau in diesem Punkt habe ich in manchen anderen Situationen leider zunehmende Schwierigkeiten: Ich bin eine ziemlich aufgeschlossene, fröhliche, lebendige Person. Mir fällt es leicht, meine Gefühle zu zeigen, besonders positive. Er hatte in letzter Zeit einen großen Stress mit einem Arbeitsprojekt, das neben dem Studium lief, weil er nicht erwartungsgemäß vorankam, seiner Ansicht nach keine Ergebnisse liefern konnte, nach Monaten. Er ist ein ziemlicher Perfektionist - hat einen 1,0er Schnitt im Ingenieursstudium, versucht trotzdem in allem immer besser zu werden (kurze Randinfo) - bedeutet also, dass er manchmal selbst unter enormem Druck steht und nicht so schnell von sich überzeugt, mit sich (seiner Leistung) zufrieden ist. Aktuell hat er seiner Arbeit den derzeitigen Stand mitgeteilt und, dass er jetzt mit dem Projekt aufhört. Er hatte große Angst vor der Antwort und ich habe versucht ihm beizustehen, hatte aber immer wieder Angst davor, etwas falsches zu sagen, weil er wütend werden könnte. Es ist auf emotionaler Ebene eine schwere Phase für ihn, und das ist leider dieses heikle Thema zwischen uns - ich möchte für ihn da sein, versuche aufbauende Worte zu finden. Er versucht es zu schätzen, teilt mir das auch mit (was mir eigentlich das wichtigste ist) doch sage ich mal eine Sache zu viel, ist er gestresst und wird wütend. Sagt dann z.B. „lassen wir das Thema jetzt bitte“ oder „Ich weiß du meinst es gut, aber lass mich bitte einfach in Ruhe“ - und irgendwann verletzt es mich. Im Moment versucht er, seine letzten (unvollständigen) Ergebnisse zu dokumentieren, weil er eine positive Antwort von der Arbeit bekommen hat. Aus mir kam herausgesprudelt: „Es war alles sehr schwierig in letzter Zeit, aber ich will dir sagen, ich bin stolz auf dich Schatz“ - er meinte danke, doch eben wieder, dass es ihm schwer fällt, damit umzugehen.
Das hat mich getriggert, weil es mich mittlerweile an jegliche Situation erinnert, in der ich solche Sätze gesagt habe und am Ende das Gefühl hatte, dass er es nicht wertschätzt. Ich weiß, dass es nicht so ist, weil er mir das schon gesagt hat. Aber wenn er mir sagt „mich stressen solche Sätze, man lässt mich am besten einfach machen und in Ruhe“ - es fällt mir SO verdammt schwer, mit diesem Thema umzugehen. Weil ich merke, dass ich mittlerweile eine Angst entwickelt habe, wenn mir so etwas wie ein „Ich bin stolz auf dich“ eben herausrutscht.
Ja, es gab schon mal ne Diskussion zu dem Thema und auch mal einen Streit deswegen. Das verletzende am Ende war für mich aber - wenn ich so etwas sage, kommt es von Herzen und hätte bei kaum einer anderen Person dieselbe Bedeutung. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass es ihm etwas bedeutet, wenn ich so für ihn empfinde, überspitzt gesagt. Und ich sage sowas ja nicht, weil ich eine Gegenleistung erwarte. Ein Lächeln und ein Danke genügen ja eigentlich völlig. Aber weil ich eben gesehen habe, wie wütend er werden kann, wenn ich (seiner Meinung nach) zu sehr auf dem Thema rumhacke, habe ich diese Angst entwickelt. Z.B. gerade bei dieser Arbeit hatten wir die Diskussion, dass ich ihn nicht verstehen kann, ihn in Ruhe lassen soll, weil ich das Problem so nicht kenne (bin selbst noch Studentin),… im Endeffekt hat es sich am Ende des Streits angefühlt wie ein „halt die fresse, ich brauche es nicht, dass du für mich da bist“
Ich weiß, ich müsste ihn noch weiter kennen lernen, um ein gewisses Feingefühl dafür zu entwickeln, wie er sich womöglich im Moment fühlt. Sooo lange sind wir ja noch nicht zusammen. Doch es verletzt mich einfach, wenn etwas aus Liebe und fast unkontrolliert aus mir herausgesprudelt kommt und es gegen eine Wand knallt - schlimmstenfalls falsch war, weil mein Partner dadurch gestresst ist oder wütend wird.
Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Es ist einfach so ein schmaler Grat zwischen dem, was seine Gefühle betrifft und dem, was mich betrifft und eben nichts mit mir zu tun hat. Ich versuche ruhig mit ihm darüber zu reden, doch ich muss es jetzt auch mal bei anderen loswerden, vor allem mal unter uns Mädels… aber auch Jungs/Männern, falls hier welche unterwegs sind 😊
Danke fürs Durchlesen 🫶🏽 und ich hoffe, ihr konntet dem Wirrwarr irgendwie folgen!
Würde mich erleichtern, mich darüber mit jemandem austauschen zu können…