nevil_11961815Hi gofello,
leider hatte ich bislang keine Zeit, Deinen Beitrag zu beantworten.
Die Problematik der geschlechtsspezifischen Merkmale hat sich meiner Ansicht nach weniger aus den biologischen Faktoren heraus, als vielmehr den sozialen Erscheinungen unserer zeit heraus entwickelt. Es gibt unzählige Bücher über Beziehungen zwischen Mann und Frau, wie sie bestmöglichst zu gestalten sind, welche Typen es gibt, deren archaische Muster in diesen nicht selten sehr umfangreichen Ratgebern immer wieder recht polemisch aufbereitet sind. Diese Typologie ist es, auf welcher meiner Auffassung nach die allgemeinen Grundanschauungen bezüglich der Geschlechter in der heutigen Zeit geprägt sind.
Vor diesen Definitionen möchte ich nicht weglaufen, sie jedoch gern hinterfragen. Die Übernahme des geschriebenen Wortes, in einem Bestseller veröffentlicht, scheint gesellschaftliche Maxime zu sein, man orientiert sich an diesen Aussagen und...
...läuft geradewegs ins Unglück?
Da ich eben nicht Psychologie studiert habe, mögen meine Schilderungen einem gewissen Zweifel unterworfen sein, wenn ich sage, dass ich weder glaube, dass Männer nicht zuhören und Frauen schlechter einparken. Nein, ich weigere mich, dies anzunehmen. Würden mir sonst viele Frauen von ihren Problmen berichten und ich länger als fünf Minuten brauchen, um seitwärts einzuparken?
Mein Zeige-Ringfinger-Quotient steht nun wieder im totalen Gegensatz zu den eben dargestellten Fakten. Was ich damit sagen will, ich vermisse die Entspanntheit zwischen den Geschlechtern. Jeder will heute Hobbypsychologe sein, meint, alles verstanden zu haben, oder was noch perfider ist spricht seinem Gegenüber jegliche Menschenkenntnis a priori ab.
Somit tragen diese Bücher eindeutig zur Stereotypisierung bei, sie charkterisieren unsere Zeit und animieren Menschen dazu, in Schubladen zu denken. Alles in allem würde ich mich als sehr medienkritisch bezeichnen, obwohl auch ich vermehrt höre, dass in der Bevölkerung hier allgemein ein Umdenken einsetzt, die Sprache der Tageszeitungen und Magazine immer stärker einen rüden Umgangston und selbst angeblich objektive Berichterstattung von Kommentaren übersät ist, den Charakter von Kolumnen aus dem Feuilleton angenommen hat.
Aus dieser Grundeinstellung heraus schreibe ich kritisch wie ich es finde dagegen an, hier im Forum oder auch auf meiner Website, welche politischen Charakter trägt und themtisch nicht hierher passt.
Wenn man nun erkennen mag, dass heute jeder gegen jeden instrumentalisiert wird und daher mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten die Grundschemata des täglichen Lebens bilden, muss man eben auch nach den Gründen dafür suchen.
Hilflosigkeit?
Ich frage mich, ob wir die Menschen der heutigen Zeit es so sehr verlernt haben, auf Geist und Gefühl zu hören, sich einzulassen und gleichsam Abstand zu wahren, um zu finden, was man sucht.
Brauchen wir nun diese Beziehungsratgeber wirklich? Und wie glaubwürdig sind sie?
Ich habe vor kurzem einen Teil einer Diplomarbeit einer früheren Freundin redigiert und weiß daher, wie soziologische Forschung gemacht wird. Ja, gemacht! Es ging nicht um Forschung in dem ursprünglichen Sinne, sondern um die Aufbereitung von Zahlen, um eine These zu belegen, die sicher nicht falsch war, indes die angeblichen Beweise mehr einem Kartenhaus glichen, als dass dort ehrlich argumentiert wurde.
Sicherlich geht diese Sichtweise auch an mir nicht vorbei. Daher mag es sein, dass ich wohl oder übel geschlechtsspezifische Merkmale etwas überzogen dargestellt und in unangemessener Weise wenn auch selbstironisch absolut gesetzt habe.
Keineswegs suche ich eine Frau, die zu mir aufblickt, sondern eine, mit der ich auf gleicher Augenhöhe kommunizieren kann. Ob wir dann gemeinsam ihre oder meine Ziele vorangig verfolgen, sollte dann egal sein, weil wir beide jeweils in den Träumen des Partners unsere eigene Zukunft wiederfinden. Ich halte es für selbstversändlich, dass man sich nicht permanent behaupten muss ( siehe Dein Modell B ) oder sich ein Part unterordnet ( Modell A ), sondern beide gemeinsam über derartiges Lachen können, weil die Zuneigung größer ist, als der Glaube an Theorien und soziologische Modelle der Gegenwart. Da dies aber aufgrunddessen, dass wir alle gemeinsam auf dieser Welt leben und daher einer permanenten Konditionierung und massenpsychologischen Erziehung unterliegen kaum realisierbar ist, wäre ich schon mit einer diesem Lebensentwurf nahen Variante zufrieden.
Denn sicherlich sehne ich mich nach Geborgenheit, nach diesem Gefühl des Verstandenseins, aber ich möchte keine Frau, die am Herd steht, vielleicht, weil ich lieber selber koche.
Was mich eben stört, ist aber, dass Frauen zumindest die, welche ich kennenlerne ganz dezidierte Vorstellungen besitzen. Ein ganzer Kerl soll es sein, Motorradfahrer ( habe selbst nur ein Fahrrad und kann mit Motoradfahrermentalitäten nicht sooo viel anfangen ), Leute die in einer Band spielen ( bin eher unmusikalisch ), Fußballer ( ich bevorzuge Ballsportarten, wo man die Hände verwenden kann, da meine Beine auf herannahende Fußbälle eher unkoordiniert reagieren ), Tänzer ( siehe Fußball ) usw.
Diese Kerle haben es dann leicht. Sie sind cool und kommen an. Das sagt jedenfalls meine epirische Erfahrung. Diese Typen verprechen Halt in einer Zeit latenter Anarchie, sie geben ein Gefühl von Stärke und sind doch dekandente Zeichen vergangener Epochen. Sie polarisieren und versprechen Schutz.
Im Gegensatz dazu träume ich von einer Welt ohne Vorurteile, Gemeinplätze, die ich hier zwar oftmals erwähnt und beschrieben habe, deren Zweck aber höchst kritisch sehe.
viele Grüße
covellin
PS: Als Angriff konnte man Deinen Beitrag beim besten Willen nicht missverstehen. Die drei Personen, welche mich zuletzt äußerst kritisch bewerteten, zeigten ein derartiges Unverständnis für meine Situation, dass ich schon sehr irritiert war.