Hallo ihr,
ich befinde mich gerade in ein sehr seltsamen Lebensphase und würde einfach gerne eure Meinungen und Erfahrungen hören, mir meine Gedanken auch einfach von der Seele schreiben.
Seit meiner Jugend war ich eigentlich permanent dabei mich zu verändern, habe bewusst an mir und an meinen Verhaltensweisen gearbeitet, bin seit zwei Jahren auch in einer tiefenpsychologischen Therapie in der ich sehr viel aus der Vergangenheit bewältigt habe. Ich habe mich in all den Jahren sehr fehlerhaft gefühlt, doch mittlerweile fühle ich im Grunde ok so wie ich bin, all die schmerzhaften Punkte mit denen ich in die Therapie gekommen war, haben sich mehr oder weniger harmonisiert und ich bin mit meinem Leben und meiner Umwelt nicht mehr im Argen oder im Konkurrenzkampf so wie es viele Jahre der Fall war.
Darüber freue ich mich auch und bin auch stolz auf mich, dass ich an so einen Punkt gekommen bin mit mir, nur hat dieses stetige Suchen nach Antworten und Erklärungen und das permanente Wühlen in den Tiefen meiner Seele mich - wenn ich es recht betrachte - irgendwie auch aufgefüllt und mir einen Sinn gegeben. Solange es da noch etwas hochzuhohlen und umzukrempeln gab bin ich mir in Bewegung vorgekommen auch wenn es mir damit natürlich oft nicht gut ging und jetzt ist alles in eine Art Stillstand gekommen mit dem ich nicht sehr viel anzufangen weiß.
Ich wache morgens auf und es fühlt sich für mich manchmal so an als ob es nichts Spektakuläres mehr zu entdecken gibt für mich, als ob ich die größten Mysterien meines Fühlens und Handelns bereits gelüftet habe und jetzt da ich hinter diesen Vorhang geblickt habe bin ich einfach ernüchtert. Ich weiß, dass das jetzt wahrscheinlich etwas depressiv klingt, aber ich meine es ganz realistisch wenn ich sage, dass ich in der tiefen Auseinandersetzung mit mir diesen Glauben an einen tieferen Sinn meiner Existenz nahezu komplett abgelegt habe, ganz automatisch, denn wenn man diese Abhängigkeitsbeziehungen zu seiner Umwelt und den Wunsch für die Anderen irgendetwas oder irgendjemand bestimmtes zu sein oder darzustellen ablegt, dann bleibt nicht mehr viel Antrieb übrig außer dem ganz individuellen Bedürfnis sich auszudrücken - nicht für die Anderen, sondern eigentlich nur noch für sich selbst. Der Gedanke, das das Leben nur dem Selbstzweck dient, wurde ja schon von vielen Denker formuliert und wird auch immer wieder mit einem Zustand der geistigen Befreiung gleichgesetzt, ich empfinde dieses Gefühl aber nicht sehr befreiend gerade, sondern fühle mich geistig wie zugeschnürt und gehemmt.
Kennt irgendjemand diese Gefühle?