"Wo ist denn die gute, alte Männlichkeit geblieben?"
zu dieser, bitte verzeih "dummen Frage" könnte ich ein dickes Buch schreiben.
Ich bin ein Kerl, ein ganzer Mann und fühle mich stark wie eine Eiche!
Einen 15 Tonnen schweren, 4 Achser LKW alleine schieben zu können, das hat meine Brust mit Stolz erfüllt, doch den Duft eines Blümchens wahrnehmen zu können, turtelnden Schmetterlingen zu zusehen, ein Baby in den Armen zu halten ist wie ein jedes Wunder unbeschreiblich und das macht glücklich.
Ist das männlich oder gar unmännlich oder letztlich einfach nur lebendig?
Stolz ist vergänglich wie Schönheit oder Erfolg:
Stolz macht übermütig, Glück jedoch duftet ewig.
Laotse sagt: "Stolz zu sein bedeutet, entehrt werden zu können"!
Irgend wann schiebt einer 'nen 30 Tonner den Berg rauf - na und!!!
Die Erfahrung erlebten Glücks und die Erinnerung daran, mag sie auch noch so gering erscheinen, ist durch nichts und niemanden zu erschüttern - es duftet ewig in mir, in jedem von uns!
Allerdings Glück und Glücklichsein muss man zulassen können und das geht nur, wenn man seine Gefühlswelt nicht unterdrückt - erfolgreich unterdrückt, wie ich es Jahrzehnte überheblich männlich stolz getan habe. Eine der bittersten Erfahrungen, die ich machen musste - entstanden aus dieser vermaledeiten dogmatisch konditionierten Männlichkeitsmanie.
Diese, Deine Frage weckt sehr schrill so ziemlich alle Assoziationen zu einem der übelsten Klischees unserer (modernen?)..(aufgeklärten?)..(selbstbestimmten?) Zeit oder soll ich unsere Gesellschaft sagen.
Denn was kann schon die Zeit dafür?
Dieses Klischee ist ein, jeden denkenden und also empfindenden Mann, beleidigender Anachronismus aus jenen Tagen, als "wir" Männer noch mit der Keule auf Brautschau zogen.
Ich war bei der Geburt meines Sohnes dabei, ich war "nur" anwesend. Ich hab' nicht die leiseste Ahnung, was meine Frau, die Mutter meines Sohnes letztlich wirklich ! erlebt, erfahren, gespürt, erlitten und möglicherweise sogar gelernt hat.
Einzig, dass sie über Stunden den als schlimmsten Schmerz beschriebene Pein ertragen hat, eben - so wie jede Mutter, jede gebärende Frau.
Schwangerschaft und Geburt ist etwas, dass "wir" Männer niemals nachvollziehen können und auch gar nicht wollen, oder?
Pauschal gesagt, die eine Hälfte der Menschheit erlebt es, die andere nicht. Wer ist besser dran, die Erfahrenen oder die Unerfahrenen? Doch heißt es nicht; reich an Erfahrung?
Das Wunder der Geburt, -- des Lebens, -- des Daseins an und für sich -- als solches überhaupt zu erkennen, hat für mich viel mehr mit Männlichkeit zu tun, als in irgend einer "Männerdomäne" die Meisterschaft zu erringen oder gar nach Macht zu streben.
Die Geschichtsbücher sind voll von "männlichen", machthungrigen Despoten, toten Despoten.
Ich will wirklich nicht predigen, aber Jesus lebt und das war ein echter Kerl, nur nicht nach dem erwähnten Klischee.
Männlichkeit bedeutet für mich erstrecht die stillen Geheimnisse des Lebens in mir zu ergründen, gerecht zu sein, seine eigenen Grenzen zu erkennen und die Grenzen der Mitmenschen zu respektieren, egal welches Geschlecht, Hautfarbe, Religion, Alter oder was auch immer sie anders scheinen lässt.
Ich kenne mich als Mann und will überhaupt nicht männlich sein (nicht mehr). Ebenso kenne ich meine weibliche Seite und strebe nicht im geringsten nach mehr oder weniger Weiblichkeit.
Ich will schlicht nur Mensch sein und bitte auch ungestört - sein dürfen.
ahloah Ihr Lieben