alida_11887328Die böse Stiefmama
Hallo,
habe gerade diesen nicht mehr ganz neuen Beitrag gelesen und habe das Bedürfnis, Dir als sog. "Zweitfrau" zu antworten.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Deine Stiefmutter Ihre Freundlichkeit nur vorgespielt hat. Aber offenbar hast Du Dir nie wirklich die Frage nach dem Grund gestellt. Vielleicht war sie immer eifersüchtig auf Dich, kann sein. Aber möglicherweise war es auch das Verhalten Deiner leiblichen Mutter ihr und Deinem Vater gegenüber, das ihr den Umgang mit Dir so schwer gemacht haben.
So ist es jedenfalls bei mir. Ich liebe meinen Partner sehr und unterstütze ihn wie ich kann, wenn er seinen inzwischen 5jährigen Sohn mal zu uns holt. Und hier geht es los: Je nachdem, ob mein LG spurt oder nicht, finden die Treffen dann eben nicht statt. Basta. Weihnachten oder Ostern hat der Kleine bisher noch nie mit seinem Papa feiern dürfen, seine Großeltern väterlicherseits kennt er kaum, Onkel und Tante gar nicht.
Um den Kontakt nicht ganz zu verlieren, läßt mein LG sich mehr von ihr gefallen als ihm eigentlich gut täte. Sie ist extrem launisch und auch nach über 3 Jahren der Trennung (für die ich wohlgemerkt NICHT der Grund gewesen bin) immer noch eifersüchtig und will ihn und auch ihr Kind kontrollieren. Ihr zeitweiliges Gekeife am Telefon ist für mich zuweilen derart unerträglich, dass ich lieber den Raum verlasse.
Mein LG hätte liebend gern ein besseres Verhältnis zur Mutter seines Sohnes, allein schon wegen des Kleinen, aber so wie sie sich uns gegenüber verhält, geht es nicht. Möglich wäre dies nur, wenn wir alle beide nach ihrer Pfeife tanzten mit aller Willkür, zu der solche Frauen fähig sind, aber das können wir beide nicht zulassen, wir sind schließlich erwachsen und nicht ihre Spielbälle. Wer dabei am Ende auf der Strecke bleibt, ist uns klar, aber ihr ist die Befriedigung ihrer gekränkte Eitelkeit offenbar wichtiger als ihr Kind. Daran hat auch ihr neuer LG bisher nicht viel ändern können.
Bei einer solchen Ausgangssituation ist es für mich sehr schwierig, dem Kleinen so zu begegnen wie anderen Kindern gegenüber auch, mit deren Eltern wir befreundet sind. Eigentlich mag ich ihn ja, er ist ja auch ein Teil meines LG; Ich wünschte mir sehr, mich ihm gegenüber normal verhalten zu können, aber wenn er dann zu uns kommt, mich mit "alte Kuh" anspricht (wo er das wohl her hat) und heult, wenn er seinen Willen nicht durchsetzt, habe ich auch gar keine Lust mehr, so zu tun als ob. Meist sage ich ihm klipp und klar, was ich von seinem Verhalten halte und ziehe mich zurück.
Mein LG versucht nach Kräften, auf seinen Sohn erzieherisch einzuwirken mit einer Ruhe, die ich bewundernswert finde, aber was soll man tun, wenn die Mutter bis zum nächsten Besuch wieder alles zunichte macht und den Kleinen vielleicht noch darin bestärkt, sich bei uns schön daneben zu benehmen, sich sogar darüber freut, wenn der Tag bei uns nicht so toll gelaufen ist.
Ich finde es einfach un-er-träg-lich, dass es in diesem Land immer noch ohne Konsequenzen möglich ist, ein Kind als Waffe für die eigenen niederen Belange zu missbrauchen. Klar könnte man klagen, würde vielleicht sogar Recht bekommen, hätte möglicherweise eine schriftliche Regelung des Umgangs, aber wer bitte kontrolliert die Einhaltung? Was soll ein Vater tun, wenn er vor der Haustür stehend zu hören bekommt, sein Kind sei halt krank, das nächste Treffen ist dann eben erst in 2 Wochen? Oder wenn es - ein paar Jahre später - heißt, Dein Kind will Dich nicht mehr sehen?
Ich würde mir wünschen, dass all die inzwischen erwachsenen Trennungskinder, die ihre Stiefmütter ignorieren oder sogar verteufeln, sich auch mal diese Seite der Medaille ansähen. Man muss sie ja nicht gleich vergöttern, aber sie als lästiges Anhängsel des Vaters notgedrungen zu ertragen und ansonsten zu dämonisieren, das hat - glaube ich - kaum eine Stiefmutter wirklich verdient!
Was Dich und Deine Stiefmutter betrifft, so glaube ich, wäre sie und auch Dein Vater wirklich dankbar, wenn Du jetzt die Größe hättest, ihr die Hand zu reichen. Vielleicht kommt mein Beitrag ja noch nicht zu spät dafür.
Viele Grüße! Alegretta