Zum Glück ist sie vorbei, die in Deutschland weit verbreitete humoristische Holzhammerära. Wenn ich nur an die einstigen Witzblindgranaten, wie Peter Frankenfeld, Dieter Hallervorden oder Rudi Käsekopp-Carrell, denke, könnte ich zum 7-Gänge-Kübeln ausholen. Jedoch durchlebte die deutsche Comedy-Szene Ende der 80er Jahre eine Wandlung. Im positiven Sinne versteht sich.
Endlich konnten wir uns von dem humoristischen Überfallkommando, die SS der einstigen betont heiteren Programmschergen der öffentlich-rechtlichen TV-Diktatur, befreien. Haben sie uns auch über fast drei Jahrzehnte mit stümperhaften Unterhaltungsversuchen zum kollektiven Frohsinn gezwungen, frei nach dem Motto: wer nicht lacht wird weggesperrt! Alternativen gab es zumindest im TV damals nicht. Also machte jeder brav mit; im Fernsehstudio klopfte man sich lauthals grölend auf die Oberschenkel, ohne eigentlich genau zu wissen weshalb, während die Zuseher in den heimischen Fernsehstuben reihenweise vor Langeweile in tiefes Koma fielen. Allein Peter Frankenfeld hat, so schätzt man heute grob, mit seiner Sendung Humor ist Trumpf über 6 Millionen Menschen auf dem Gewissen. Doch seit den frühen 90ern Jahre formierten sich verschiedene Widerstandsbewegungen (RTL, Sat.1, Pro7 usw.), mit dem Ziel, das unlustige Humormonopol von ARD und ZDF, die sich wiederum die Macht mittels der bewährten Legalitätstaktik erschlichen haben, zu durchbrechen. Dies wiederum bereitete neuen Comedy-Gruppen den Weg an die Öffentlichkeit.
Spaß und Witz durchlebte eine Renaissance in Deutschland. Zurecht hat man schnell die ehemaligen Witz-mit-Ansage-Blindgänger, wie zum Beispiel den Saufbold Harald Juhnke und sein präseniler Edgar-Wallace-Butler und Kumpel Eddi Arendt vergessen, stattdessen schossen neue Komikergruppen wie Pilze aus dem Boden und einige davon etablierten sich sogar im deutschsprachigen Raum. Und auch die prähistorischen Unterhaltungsfossilien aus der ersten Reihe, angesagt von irgendwelchen menschlichen Moderationsruinen, wurden gegen frischen und belebten Stand-up-Comedy ersetzt. Dabei leisteten zunächst die RTL-Samstag-Nacht und später dann noch die Sat.1-Wochenshow quasi Pioneerarbeit. Klingt alles eigentlich recht und gut und könnte so herrlich sein, durchlebten nicht einige Stars, die erst durch eine Comedy-Gruppe bekannt geworden sind, ihre egomanische Phase.
Nehmen wir das Beispiel Bullyparade. Ein recht populäres und erfolgreiches Comedy-Team. Ihr Humorkonzept ist schlicht, aber von durchschlagender Wirkung. Mit treffsicheren Pointen führt das Bully-Gespann einen gezielten Angriffskrieg auf die abdominale Lachmuskulatur der GEZ-Gebühren-Bezahler. Längst legendär die Enterprise-Parodie und die zahlreichen wahnwitzige Wortspielereien mit teils süddeutschem Slang. Die geniale Supertruppe wurde mehrfach ausgezeichnet und mit Lob überhäuft. Erreichte mit Der Schuh des Manitus bereits Kultstatus und der neue Film, der bald in die Kinos kommen wird, wird vermutlich den Erfolg bei weitem übertreffen. Eigentlich könnten alle drei Protagonisten zufrieden sein. Könnten, denn einer scheint damit ein Problem zu haben, dass er sich den Applaus mit den anderen beiden teilen muss: Christian Tramitz. Und drum produziert er nebenbei seine eigene Comedy-Show. Sie heißt Tramitz and friends, auf Deutsch: selbstsüchtiger Egomane und ein Haufen zusammengewürfelter Schauspieler, die sich dem Genre des Comedys verschrieben haben. Seine Freunde halt. Und die braucht er auch, denn sonst wäre seine Sendung ein einzig mieser Flop.
Als ich diese Sendung das erste Mal sah, dachte ich, ich wäre bei der verstaubten ARD gelandet und sähe gerade das Wort-zum-Sonntag-Spezial: Da sitzt der Tramitz schwuchtelig mit übereinander geschlagenen Beinen in einem Sessel zentriert auf der Bühne und nuschelt irgendwelche ausgedachten, dafür unlustige Anekdoten untalentiert daher und schlürft nebenher selbstgefällig an einem Wasserglas. Na prima. Mit bis zu einer Kameraeinstellung wird die gut dargestellte Langeweile ins Wohnzimmer projiziert, dass dabei hin und wieder das Studiopublikum laut auflacht, ist nur damit zu erklären, dass es höchstwahrscheinlich dazu vertraglich gezwungen wird. Zwischen den rhetorischen Witzblockaden werden Trailer eingespielt und jetzt kommen endlich seine Freunde ins Spiel - die dürfen da nämlich mitwirken. Und das müssen wirklich gute Freunde sein, denn sonst würden sie bei dem peinlichen Tramitz-Egotrip nicht in die Presche springen.
Die Frage ist nur: Warum tut sich das Tramitz an? Und wichtiger noch: Warum tut er uns das an? Als er neulich noch als streitsüchtiger Ranger oder als schwuler Captain Kork über den Bildschirm wackelte und Begriffe wie Zipfelklatscher prägte, lagen ihm die Fans beidseits zu Füßen. Was will er mehr? Zumindest hat er nun eindrucksvoll bewiesen, dass er als Moderator respektive Alleinunterhalter ebenso tauglich ist, wie die Gesangsamöbe Daniel Küblböck zum Auto fahren.
Für seine Freunde ist es natürlich ein willkommenes Zubrot, außerdem können sie durch ihr zutun einmal mehr ihre schauspielerische Leistung unter Beweis stellen. Wegen der drittklassigen Moderation brauchen sie sich nicht mal schämen, haben sie damit doch überhaupt nichts am Hut. Und zugegeben, für die Gage würde ich da wahrscheinlich auch mitmachen und Christian Tramitz dürfte dann auch anschließend behaupten, dass ich ein Freund von ihm sei.
In diesem sinne,
bis neulich,
Grüße
Whisy!