Endlich hat Sat.1 mal ein Sendeformat mit Niveau gefunden und bringt neuerdings sonntags im Vorabendprogramm eine schnuckelige Unterhaltungsserie für die gesamte Familie. Das Konzept von family date ist einfach und schnell erklärt: Eine typisch deutsche Durchschnittsfamilie mit großer Eigentumshütte, 800 qm Rasengrundstück ringsherum und, und darum geht es schließlich, mit einem geschlechtsreifen, verwöhnten Einzelkind sucht für selbiges einen Macho, der dann die Prinzessin entjungfern darf.
Zugegeben, ganz so einfach wie es sich vielleicht anhört ist es natürlich nicht, zumal sich das Erzeugerpärchen zwischen drei männlichen Pickelfressen entscheiden muss. Und damit ihnen die Wahl nicht all zu schwer fällt, hat sich der Sender ein paar lecker-fiese Spielchen ausgedacht.
Die Eltern laden also drei Jungs, die gerade kläglich gescheitert sind, die Hauptschulprüfung per Abendschule nachzuholen, übers Wochenende ein und zwingen sie zu unmenschlichen Tätigkeiten, sei es Rasen mähen, Unkraut jäten oder Swimmingpool reinigen. In den drei Tagen schleimen sie sich bei Vati, Mutti und bei dem zu versteigernden Objekt kräftig ein, indem sie ihnen die Story vom Pferd vorlügen und sich von ihren besten Seiten zeigen. Ja, der vom Sender bezahlte zweistündige Knigge-Kurzlehrgang macht sich dann schon mal bezahlt.
In der ersten Nacht, wenn der Familienpatriarch nebst seiner ihm Anvertrauten friedlich schlummert, geht es dann schon richtig zu Sache. Tja und weil die Halbstarken nun mal für eine konstruktive Konversation mit dem Mädel zu dämlich sind, wird halt Flaschendrehen auf der Terrasse hinter dem Haus gezockt Sie wissen schon, das berühmte Fummelspiel für frühreife 13jährige Kids.
Am nächsten Tag, nach dem ausgedehnten, mit allen Vitaminen vertretenen Frühstück, darf ein jeder der drei hormonellgesteuerten Flachzangen ein Schlussplädoyer zu seinen Gunsten halten. Während einer auf einer peruanischen Blockflöte, die auf einem Flohmarkt nachgeworfen bekam, vergebens versucht El Condar Pasa daherzududeln, der nächste einen selbstgehäkelten Topflappen aus seiner Beschäftigungstherapie für suchtkranke Dauerkiffer stolz präsentiert, erzählt der letzte Held, weil er unkreativ und in der zehnten Potenz bescheuert ist, was er schon alles tolles in seinem Leben gemacht hat: zum Beispiel einer alten Frau mal über die Straße geholfen, einen leeren Geldbeutel redlich beim Fundamt abgegeben oder halt kleine Kinder verdroschen.
Die Eltern stecken nun in einer Zwickmühle, denn sie wissen beide, dass vor ihnen drei verblödete Arschgeigen sitzen, sie aber nur einen rauswerfen dürfen, weil sie ihn für besonders ungeeignet fürs Töchterchen halten. Zeit zum überlegen bleibt nicht, denn es klingelt schon an der Türe und Papa bekommt vom Sender drei Pizzaschachtel in die Flosse gedrückt. Wer jetzt denkt, dass da wirklich italienisches Salmonellenpampe drin ist, der irrt. In jedem dieser Karton steckt eine VHS-Kassette drin für die jungen Leser/innen unter Ihnen: Videokassetten sind die schwarzen Dinger mit einem braunen Magnetband drin, das man in bestimmte Geräte einschiebt um Filme anzusehen. Quasi eine DVD, nur groß, dick und eckig.
Jetzt wird es richtig spannend. Was die Jungs nämlich nicht wissen, ist, dass ihre besten Kumpels eine Video-Botschaft für die Eltern haben. Ungeniert berichten sie jeweils, wann, warum und wie oft die drei Kandidaten ins Bordell gehen und welche unlöblichen Charaktereigenschaften sie noch haben und dass sich die beiden Erziehungsberechtigen gut überlegen sollen, ob der jeweilige Spezi auch wirklich der Richtige für die Tochter sei. Solche Freunde hätte ich auch gerne. Klasse.
Es folgt eine kurze Beratungszeit von ungefähr 2,7 Sekunden, ehe sich die Eltern für einen entscheiden, den sie dann unmittelbar danach aus dem Tempel werfen. Das Verabschiedungsritual kennen wir ja bereits von Big Brother; da ein kräftiger Händedruck, dort eine schwuchtelige Umarmungen und x-fache heuchlerische Beglückwünschungen vom Loser an die beiden anderen. Nur eine bricht in Tränen aus und heult sich den Wolf: die nymphomanisch veranlagte Tochter, die irgendwie alle drei gerne hätte.
Der Ausgeschiedene rächt sich aber wenige Stunden später schon, indem er den Eltern ein Fummel-Video, das er von Sat.1 überreicht bekommen hat, vom Flaschendrehen-Abend zusendet. Darauf ist deutlich zusehen, wie vor allen Dingen die anderen beiden kräftig am Nesthäkchen rumschrauben. So etwas sehen natürlich Väter besonders gerne.
Am Nachmittag geht es lustig weiter, weil der Vater die beiden übrig Geliebenen nun geschwind an einen Lügendetektor anschließt und essentielle Fragen stellt, ob zum Beispiel er ihnen sympathisch sei, ob sie darauf verzichten würden mit der Tochter oder Ehefrau zu pimpern, wenn er es befehlen würde oder ob man heute Mittag die Toiletten freiwillig schrubben geht. Fragen jedenfalls, die jeder Kandidat spontan und ehrlich mit ja beantwortet.
Wieder folgt eine kurze Beratung und wieder darf dann einer endlich gehen. Damit steht ein Sieger fest. Glückwunsch. Und zur Strafe muss er mit der pubertären Dumpfbacke und ihren Eltern im Gepäck auf eine Schiffsreise vermutlich eine Rheintour von Koblenz nach Köln oder so und das neue, von den Eltern liebevoll zusammengeführte Pärchen wird sich vermutlich den eh schon wenigen Verstand auf dem Kutter wegknattern.
Wirklich eine grandiose Sendung, bei der man aus dem Gähnen gar nicht mehr rauskommen möchte. Aber mal ehrlich, wenn Sat.1 eine neue Staffel bringt, in der nach gleichem Prinzip die lästige Schwiegermutter unter drei profilneurotischen Rentnern verhökert werden darf, dann werde ich mich im Namen meiner Familie beim Sender bewerben und ein Kamerateam einladen
In diesem Sinne,
bis neulich,
Whisy!