Verantwortlich entscheiden
Ich stimme im wesentlichen dem Beitrag von Sovereign zu. Ein großer Altersunterschied bedeutet fast zwangsläufig unterschiedliche Bedürfnisse, Lebenserfahrung(en), Lebensstil und Gewohnheiten. Das mag am Anfang, oder auch für drei oder vier Jahre reizvoll sein. Für eine Langfristbeziehung birgt es aber eine Menge Schwierigkeiten und Herausforderungen, derer man sich bewusst sein sollte. Vielleicht kann man manches nicht mehr teilen, weil der eine Partner körperlich nicht mehr dazu in der Lage ist oder weil er es schon lange kennt und es ihm langweilig geworden ist. Vielleicht nervt der jüngere Partner den älteren, weil er so viele Erfahrungen noch machen muss, die der Ältere schon "durch hat". Vielleicht sind die beruflichen und finanziellen Positionen sehr unterschiedlich und das führt zu Abhängigkeiten. Vielleicht möchte der eine Kinder und der andere fühlt sich zu alt, diese zu erziehen. Eine Beziehung mit großem Altersunterschied dürfte daher selten eine gleichberechtigte Beziehung sein und oft eine klare Rollenverteilung beinhalten. Das muss man sehen und für sich entscheiden: Will man / frau das?
Natürlich hängt es auch vom Lebensalter der Partner ab. Ich bin sehr skeptisch, wenn ein Partner noch jugendlich (unter etwa 20) ist; er wird sich fast mit Sicherheit andere Vorstellungen von der Beziehung machen als der Ältere. Bevormundung lässt sich fast nicht vermeiden. Ebenso wird es problematisch, wenn ein Partner gebrechlich wird und der andere "im besten Alter" ist.
Nicht zuletzt würde ich mir überlegen, warum es fast immer so ist, dass der männliche Partner der Ältere ist. Offenbar kann man damit leben, dass eine Frau unerfahrener, aber dafür vielleicht (konventionell gesehen) hübscher und knackiger ist als ein "reifer" Mann, aber kaum umgekehrt. Was sagt das über unser Verständnis der Geschlechterrollen?
Natürlich kommt es auf die "Liebe" an. Und natürlich gilt das Gesagte nicht generell, gibt es Beziehungen, wo das ganz anders ist. Aber "Liebe" ist ja nicht nur ein (augenblickliches) Gefühl des Wohlbefindens, sondern hat auch mit Verantwortung füreinander zu tun. Und dazu gehört für mich: sich überlegen, wie das gemeinsame Leben aussehen wird (auch in Zukunft), ob wir beide damit gut leben können, ob sich keiner zurückgesetzt oder ausgeschlossen fühlen wird... und diese Fragen redlich beantworten. Das hat nichts mit Kälte zu tun, sondern mit Verantwortung. Verliebtheit klappt vielleicht ohne Ratio, eine Langfristbeziehung sicher nicht.
Regenwetter (seit 11 Jahren glücklich mit einem Partner lebend, der 6 Tage jünger ist als ich)