Nicht neben dem Partner den man liebt schlafen können
Liebe Duschka und auch an alle anderen die so nett waren Dir zu antworten,
ich bin seit fast 2 Jahren das erste mal in meinem Leben so richtig glücklich mit einem Mann zusammen. Es gibt eine Tiefe in dieser Beziehung, wie ich sie noch nie zuvor erlebt habe. Das liegt auch daran, dass wir Beide, obwohl wir glücklich sind, regelmäßig an uns arbeiten, auch zusammen in die Paartherapie gehen wenn wir glauben, dass es etwas gibt, was uns, wenn wir nicht daran arbeiten, irgendwann einmal Probleme bereiten könnte. Dazu ist zu sagen, dass mein Partner vor 3 Jahren eine Trennung von seiner jetzigen Exfrau erleben musste, mit der er 17 Jahre zusammen war, mit der er auch 2 Kinder (5 und 8 Jahre) hat. Wir möchten nicht, dass sogenannte Altlasten sich irgendwann schleichend auf unsere Beziehung auswirken, genausowenig die meinen aus alten Beziehungen die immer wieder nach 3-5 Jahren scheiterten. - Nun, das nur zur Einführung. Obwohl ich so glücklich mit diesem Mann bin und in 4,5 Wochen unsere kleine Tochter geboren wird, kann ich einfach nicht neben ihm schlafen. Er schnarcht, mal laut, mal leise. Zuerst habe ich es damit entschuldigt, aber wenn ich ehrlich bin, hat es damit nichts zu tun. Ich konnte noch nie neben Jemandem schlafen, umso enttäuschter war ich, als ich feststellte, dass es sogar neben ihm nicht funktioniert. Mit der Zeit habe ich aber erkannt, dass ein Muster dahinter steckt. Ich kann manchmal, beim Fernsehen oder so, bei ihm einschlafen, es kann auch draußen der größte Krach sein, aber sobald er einen lauten Atemzug macht, geschweige denn schnarcht, wache ich auf und die Nacht ist vorbei. Das schlimme ist, dass ich in diesem Moment einen richtigen Hass und Wut entwickele und ihn einfach nur noch aus meinem Bett haben will. Mein Reich für mich haben will!!! Und wenn ich mal ganz ehrlich bin, dann ist es nicht nur MEIN Bett, sondern auch MEIN Zimmer, MEIN, MEIN...Wir haben das erst mal so gelöst, dass auch jeder von uns sein eigenes Zimmer hat. Ich habe mein Zimmer mit 1,40 Bett und er hat sein Zimmer mit 1,40 Bett, es gibt ein Wohnzimmer, ein Kinderzimmer für seine Kinder, die 50% der Zeit bei uns leben, eine Küche, ein Bad. Ich war und bin noch nicht bereit für ein gemeinsames Schlafzimmer und ein gemeinsames Arbeiteszimmer, aber ich weiß, dass ich irgendwann sein möchte. Aber er gibt mir die Zeit die ich brauche. Bevor ich erkannte, dass mehr dahinter steckte, war meine Erklärung und Argumentation immer, naja, 33 Jahre lang habe ich alleine geschlafen, wieso soll ich jetzt den Rest meines Lebens mit Jemandem das Bett teilen, zudem auch noch ertragen, dass er schnarcht. Der erste Fortschritt war, dass ich sagte "nun, mein Vater hat immer so geschnarcht, da er nicht der beste Vater war, bin ich dadurch traumatisiert und es stört mich doppelt..." Aber es geht noch viel weiter, ich weiß nicht, wie es bei Dir ist duschka, oder bei Euch anderen, was ihr für Erfahrungen in Eurer Kindheit und Jugend gemacht habt, aber bei mir spielt sich folgendes ab und der erste Schritt ist, es zu erkennen: Ich vertraue NIEMANDEM!!! Vorallem keinen Mann. Sich das einzugestehen und vorallem auch dem Mann zu sagen dem man liebt, ist sehr schwierig. Und für den Mann an Deiner/meiner Seite ist es erstmal schwer zu verstehen, dass gar nicht ER gemeint ist. Alles was sich da in Deinem(?)/Meinem Unterbewußtsein abspielt, richtet sich gegen "die Männer", weil es Einer (oder mehrere) vergeigt haben. Mein Vater war früher so schrecklich, dass ich mir tief in meinem Unterbewußtsein eingeprägt habe "brauche ich alles nicht kann ich alles alleine". Ich bin die top-Karriere Frau geworden, unabhängig, immer schön im Ausland unterwegs, viele Männer gehabt, weil ich eigentlich nach Körperkontakt, nach Liebe gesucht habe, aber nie konnte ich neben Jemandem schlafen, auch nicht neben den 3 "großen" Lieben vor meinem jetzigen Partner. Ich konnte mich nie wirklich fallen lassen, ich lerne es jetzt gerade, mit 35 Jahren,ganz langsam! Mit dem verständnisvollsten Partner den ich je hatte, der sich jetzt, wenn wir mal eine "Testnacht" in meinem Bett zusammen verbringen von mir die schlimmsten Wutausbrüche anhören muss :-). Aber er hat ja gelernt, dass nicht wirklich ER damit gemeint ist. Ich sage dann "geh rüber, lass mich endlich in Ruhe schlafen, das ist mein Bett, Du machst mich wahnsinnig..." Aber wichtig ist, ihm diese Gefühle mitzuteilen, sie endlich einmal rauszulassen. Hintergrundgeschichte dazu: Abgesehen davon, dass mein Vater immer recht kolerisch und jähzornig war und wir mit Ohrfeigen zu rechnen hatten wenn wir ihn aus seinem Schlaf weckten und er auch sonst leider nicht wirklich fähig war uns Kindern Liebe zu geben, gab es jedes Jahr wenn wir mit meinem Eltern in Urlaub gefahren bin eine Horrorsituation: Autofahrt nach Spanien, Italien..., Rast irgendwo, damit mein Vater schlafen kann, wir alle 4 in dem engen Auto, eingequetscht, er laut schnarchend, ich heulend, vor Wut zerissen hinten im Auto, einen Mucks und es gab eine Ohrfeige...das ist nur ein Beispiel. Was ich damit sagen will ist, es ist nie einfach nur so, es gibt immer einen Grund, warum wir nicht neben Jemandem schlafen können. Bei mir ist es mangelndes Vertrauen und Angst mich fallen zu lassen, aber ich glaube daran, dass ich es mit diesem Mann schaffe und wir uns irgendwann ein großes gemeinsames Bett kaufen können. Denn wir mal überlegen, sind wir nicht Bauch unserer Mutter ständig mit Jemandem verbunden? Dann lernen wir alleine zu schlafen, aber letztendlich ist das, was wir uns alle wünschen und wonach wir uns unser ganzes Leben lang wieder sehnen, wieder mit Jemandem verbunden zu sein, wieder den Atem von Jemandem zu spüren, so wie früher, als wir klein waren....und das hat nichts mit Individualitätsverlust zu tun, sondern mit echter Verbundenheit...:-)
Alles Liebe