yente_12879075Erfahrung ^= Gewöhnung
Hallo Edelfaule,
bestimmt bist Du ganz stolz auf Deinen Text und noch mehr auf Deine Einsichten, die ihm zugrundeliegen. Aber die Kunst besteht darin, Leser für sich zu gewinnen, nicht, sie abzuschrecken. Daß man diesen Sachverhalt auch allgemeinverträglicher ansprechen kann, hat Unicat79 hier schon des öfteren gezeigt. Ich möchte nicht ins Detail gehen. Allgemein gesagt:
* Mach Absätze/Leerzeilen. Es erleichtert die Navigation durch einen Text enorm.
* Bemühe Dich einer brauchbaren Zeichensetzung. Fasse Sinneinheiten zusammen, trenne Details ab.
* Vermeide Vorwürfe, Anschuldigungen oder offensichtliche Anspielungen, daß jemand dumm sei und weder sein Leben noch Deinen Text verstehen könne. Weiche davon ab, wenn derjenige wiederholt beweist, daß er dumm sei und es bleiben wolle. ;-)
* Vermeide den Eindruck emotionaler Aufgebrachtheit. Das wirkt nur, wenn Du die Leute eh nicht mehr überzeugen muß
Nun zu Deinem Inhalt: Ja. Richtig. Aber man nimmt es nicht wahr, solange das Umfeld der Erwartung entspricht. Der menschliche Geist nimmt Abweichungen wahr, nicht Kontinuität oder Stetigkeit. Und so sehr Stetigkeit für den Geist erholsam ist, sosehr benötigt er aber auch die Konfrontation mit dem Neuen und Ungewohnten, ansonsten verkümmert er. Aber Auseinandersetzung mit dem Neuen erfordert Anstrengungen, die nicht jeder zu leisten bereit ist. In diesem Spannungsfeld operieren also all die, die Veränderungen herbeiführen wollen. Daß Du damit keine Begeisterungsstürme auslöst, wenn Du Dein Anliegen derart aufdringlich und provokant formulierst, sei hier nur eine Nebenbemerkung.
Die Auseinandersetzung mit dem Neuen, dem Ungewohnten kann nur auf der Basis dessen geführt werden, woran man bereits gewöhnt ist, ergo: womit man bereits Erfahrung hat. Menschen, die sich mit der Thematik bereits beschäftigt haben, haben für gewöhnlich bereits mehr Erfahrung als die, die es nicht haben. Das wäre so, als wenn Du jemanden im Dorf auf den Gletscher aufmerksam machen möchtes, der drei Täler weiter den Bach speist. Du warst da, Du hast es gesehen, aber derjenige, dem Du das zeigen willst, muß erst den Weg dahin zurücklegen. Wer seinem Tagesgeschäft nachgehen muß, hat dafür vermutlich wenig Muße und begnügt sich mit seinem Aufenthalt im Dorf. Ich denke, damit Deine Frage nach dem Hinderungsgrund beantwortet zu haben. Sie war aber auch nicht richtig gestellt. Es sind nicht Instinkte sondern Rollenerwartungen und zu einem guten Stück auch Neid sowie daraus resultierender Gruppendruck. Ich habe an anderer Stelle schon geschrieben, daß heutzutage Männer untereinander nicht gönnen, aus der Gruppe der Männer herauszustechen. Allein dort, wo die Funktion des Mannes ist herauszustechen, wird es akzeptiert. So manches Bühnenoutfit der Frauen kann auch auf der Straße oder auf Partys getragen werden, bei Männern fast undenkbar. Männer beherrschen auch nicht mehr das Spiel, mit ihrem Körper zu kokettieren, und Ansätze dazu, die über animalisch-archaisches Protzen hinausgehen, sind verpönt -- Gruppendruck wieder.
Was Deine andere Frage nach einem anderen Gegenstand angeht, der so einfach sei und zugleich spielerisch und deutlich menschliche Denkmuster in ihrer Abhängigkeit von virtueller, medialer Normativität freilege, so kann ich auch da eine Antwort liefern: der Absatz am Schuh. In einem anderen Kommentar von mir und auch in anderen Foren, habe ich sowohl Rock als auch Absatz als stark geschlechtsidentitätsstiftende Elemente der Kleidung bezeichnet, wohlgemerkt für Frauen, heute und in der abendländischen Kultur. Was Gleichartiges gibt es in der Herrengarderobe nicht mehr. Alles andere gibt es, mit Ausnahme spezieller anatomisch bedingter Kleidungsstücke wie BH oder Suspensorium, in der Garderobe beider Geschlechter und unterscheiden sich eigentlich nur durch Details, wobei bei der Männergarderobe eine Armut an Farben, Mustern und Drucken festzustellen ist. Selbst schuld, es werden immer wieder Farben angeboten und auch vereinzelt gekauft. Aber einen wirklichen Trend konnte das nie auslösen.
So, nachdem ich eigentlich nichts Neues geschrieben habe, ende ich hier jetzt. Ich bin stark dafür, daß gofem eine Möglichkeit einrichtet, zumindest innerhalb des Forums zu verlinken, dann kann ich auf meine alten und längst geschriebenen Beiträge verweisen.
LG
Madinside