Ist die Verstörung gross...
.. wenn sich Männer für Mode interessieren? Die meisten Modemacher sind welche, und längst nicht alle sind 'anders' ... .
Man erlaube mir eine Exkurs dahingehend, dass ich einen meiner Beiträge aus einer anderen Sparte teilweise zitiere:
Mode ist per se eigentlich keinem Geschlecht zugehörig, wenn man bedenkt, dass Hosen, hohe Absätze, lange (hohe) Stiefelschäfte, Spitzenunterwäsche, Perücken, Tuniken, lange Handschuhe, 'Strumpfhosen' und dergleichen mehr einst der männlichen Garderobe zugerechnet wurden. Eine Frau in engen Hosen und langen Stiefeln - oder in einer kurzen Tunika in Rom - galt ehedem als äusserst unweiblich. Heute würde ich bei diesem weiblichen Erscheinungsbild natürlich 'lechz' sagen. Allenfalls Künstler/innen hat man Extravaganzen zugestanden. Marlene Dietrich, zum Beispiel. Auch die Farbenpracht war in früherer Zeit eher den Männern vorbehalten - in klerikalen Kreisen zu Beispiel sind Fragmente davon übrig, je höher, desto Knalliger... oder die Ordnungen der Uniformen.
Nun ist es aber andererseits nun einmal als Faktum hinzunehmen, dass die gesellschaftlich erwarteten Rollen auch in der Kleidung zum Ausdruck gebracht werden.
Die Frau darf (und soll??): ernst sein, verspielt sein, verführen, provozieren, reizen, überreizen, fordern, schwach sein, verwerfen, flirten, zurückstossen... u.v.A.m.. All das entspricht auch ihrer biologischen Rolle: Einen Kerl aussuchen der ihr ein Kind macht. Mal sehen, wer 'richtig' mitspielt. Frei nach Helmut Newton: 'Mode - das ist Sex!' Und damit bedienen sie auch das Suchmuster der Männer, die zunächst einmal nach sichtbarer Attraktivität selektieren.
Beim Mann sind es dann die Frauen, die das modische Bild bestimmen. Aber was erwarten sie von einem Mann - grundlegend gefragt. Sie erwarten von einem Mann, dass er den Nachwuchs beschützt und diesen und sie als Frau versorgt.
Dazu muss er: Ernst sein, stark sein. Aus. Es sei denn er ist Künstler und geniesst einen relativ hohen sozialen Status. Dann ... siehe Extravaganzen.
Also - die Frau will einen Mann an ihrer Seite, der nicht nur ihrem, sondern auch dem gesellschaftichen Bild des Mannestums entspricht. Dazu muss er also kein modischen Kapriolen mitmachen. Denn in ihrem Inneren ist sie - meistens, wie Männer auch - nicht intellektueller Geist, sondern schlichter Bioprozessor - und der will zufriedengestellt sein. Die frauen selbst hingegen wollen um jeden Preis mit jeder 'Konkurrentin' mithalten können.
Somit kommt zum tragen, was Oscar Wilde sinngemäss sagte - zumindest denke ich, dass er es war:
'Eine kluge Frau braucht nicht die Konkurrenz anderer Frauen zu fürchten, denn sie stillt den Appetit ihres Mannes auf neue Frauen dadurch, dass sie selbst höchst wandelbar ist...'
Wenn man das konsequent zu Ende denkt und akzeptiert, dann kommt das heraus, wovon ich überzeugt bin:
Der Mode ist es (fast) egal, wer wie aussieht, sie versucht nicht, alle ästhetisch und ansprechend zu kleiden, Hauptsache, es ist verglichen mit dem herrschenden 'Trend' etwas anderes ... etwas 'Neues'.
Obwohl alles schon einmal da war.
asteus
P.S.: Eine Betrachtung des Forums 'Herrenmode' zeigt: Kaum eine Frau interessiert sich dafür. Die meisten Frauen interessieren sich dafür, sich ihrer Geschlechterrolle entsprechend (und verstehen es geradezu perfide, im selben Atemzug darüber zu klagen, wie einfach es die Männer haben ...) für den Mann optisch attraktiv zu präsentieren. Männermode ist egal, da der Mann ja lediglich stark, selbstsicher und reich zu sein hat ... . Es lebe die (versteckte) Triebhaftigkeit!