Ach je, alle wollen grosse Autos,
also kann daran nix schlechtes sein.
Logisch?
Punk als Lebensgefühl (wiewohl begrifflich vorher existent ...) entstand im Laufe der 80er Jahre. Die Stretchjeans entstand in der Breitenwirkung zu Ende der 70er (Elasthan, Spandex, Lycra, alles im Prinzip dasselbe, gab es aber schón viel früher ...), zu Anfang der 80er. Einer der medienwirksamen Auftritte zur Beschleunigung der Akzeptanz war sicher der Film 'Grease', als Sandy zum Schluss in einer Stretchjeans auftrat (allerdings Satin, wenn ich mich recht entsinne.) Zu dieser Zeit wurden Stretchjeans tatsächlich weitestgehend in den Läden gefunden (weiss ich, habe auch noch eine solche im Schrank hängen, gerade mal 26 Jahre alt ... passt noch, wenngleich die Möglichkeiten für einen Mann, das Teil heute zu tragen doch ziemlich reduziert sind ...). Ebenfalls zu dieser Zeit erlebte der Minirock sein erstes grosses Comeback, zu absolut!! flachen Robin Hood Stiefeln, zu Pumps mit Metallabsatz von etwa 95mm Höhe und - Guckeda - zu Ballerinas, die zu allem und - ecce! - modisch korrekt auch zur Stretchröhre kombiniert wurden. Versandhauskataloge aus dieser Zeit zeigen dies in Reinkultur. Wo sollte da auch ein Problem sein, denn Ballerinas in ihrer ursprünglichen (weichen...)Form sind doch eher der sportlichen Sparte zuzuschreiben.
Dass sich im Laufe der Zeit so manche Assoziation der Kombinationsmöglichkeiten von Textilien ändert (siehe Minirock, der Ende der 60er absolut üblich war für annähernd jede Frau bis 50, so wird mit diesem Kleidungsstück doch heute bei vielen Frauen Argwohn in Richtung sexuelle Aktivität und Attraktivität geschürt und daher - vielleicht im Hinblick auf Konkurrenzverhalten? - auch von vielen jungen Frauen abgelehnt ...) ist dann eher ein Problem der Zeit und Gefühlslage. Eine Aüsserung, dass das, was vorher Gültigkeit, Akzeptanz und Anerkennung hatte, nunmehr als obsolet 'zu betrachten ist', also ein Dogma, kann womöglich bei wissenschaftliches Fakten wegen Widerlegung Anwendung finden, bei sehr subjektiv empfundenen 'weichen' Kriterien greift dies nicht. Siehe das Dogma der Stilreinheit bei Wohnungseinrichtungen bis in die 80er, als Stilbrüche noch als Fauxpas galten, heute aber als 'lanweilig', wenn Stilbrüche NICHT vorkommen. (ich mag Stilbrüche noch immer nicht ...). Da Mode nicht erst seit heute, sondern schon lange mit Stilen und deren Brüchen spielt, wird Nonkonformität geradezu gefördert.
Dem Widersprechen an sich die gruppendynamischen Gleichschaltungen, die quasi 'einen Stil' (und auch, was 'nicht geht') als Zeichen der Zugehörigkeit und Akzeptanz erzwingt, nonkonformes Verhalten wird mit Missbilligung betraft. Daher der unselige Ausdruck 'No-go', der genau dieses Phänomen beschreibt. Im Einzelfall sind wohl die Ursprünge dieser konformen Meinungen zu hinterfragen ('da ich nicht ganz alleine mit meiner meinung stehe ...
in der "szene" herrscht hierzu (zu dem mix aus röhrenjeans und ballerinas) so ziemlich ähnliche verständnis'), ob zum Beispiel ein Mieinungsbildner örtlich wirkt oder eine kommerzielle Quelle dahintersteht. Oder - ob es sich gar um eine 'endogene', also aus sich selbst kommende Meinung handelt, die aber gleichwie zur Selbstbestätigung ihrer Einzigartigkeit wieder keine allgemeine Gültigkeit verlangen kann.
Sehr schön zu diesem Komplex das Buch 'Modeverhalten- Äthetische Normen und Politische Erziehung'. Wohl - wenn überhaupt - nur antiquarisch zu bekommen.
Es kann mithin objektiv nicht sein, dass im Bereich der genannten weichen Kriterien etwas nicht als akzeptabel erscheint, weil (auch) die Bezugsgruppe etwas ablehnt. Dass es als Modus (Mode...) und somit als BELIEBIGE Definition der Zulässigkeit bestimmte Akzeptanzen( wohlgemerkt keine Kriterien...) nicht erfüllt, ist ein anderes Thema.
(Im übrigen dasselbe Phänomen der Ablehung der in Anzug und Kostüm auftretenden Konformität und Uniformität 'der Gesellschaft' in den Nachkriegsjahren, was lediglich zur Konformität und Uniformität in Jeans führte. Das aber mit dem subjektiven Gefühl, 'frei' zu sein, obwohl sich ausser der Kleidungart an den Lebensumständen nicht sehr viel geändert hat ...)
Mode bleibt seltsam. Da propagiert die Modeindustrie inzwischen schon jahrelang die Stilfreiheit und die Zwanglosigkeit, schon ergeben sich 'Gruppenregeln', die diese äusseren Regeln ersetzen.
Anregend, dieser Faden.
Grüsse
asteus
P.S.: Tatsächlich bleibt auch mir zwar nicht rätselhaft, aber doch befremdlich, wieso Jeans in den Fünfzigern von den jungen Frauen auch zur Arbeit! hauteng getragen wurden - ohne elastische Eigenschaften...