Meine Strategie
Hallo Jen,
ich bin jetzt neun Jahre mit meinem Freund, äh, Mann zusammen und das klappt im Prinzip ganz gut.
Das sind keine "Manöver", die ich bzw. wir starten, um es spannend zu halten, sondern eine bestimmte Art, zu leben und die Beziehung zu führen. Ist nicht jedermanns Sache, aber bei uns klappt's super.
Ich versuche, das mal kurz zu skizzieren.
Wir haben jeder auch unser eigenes Leben, haben einen großen gemeinsamen Freundeskreis, aber jeder auch seine "eigenen" Freunde. Also, ich hab' meine Mädels (und Jungs), mit denen ich auch ohne den Meinen weggehe und er hat seine Jungs (weniger Mädels ), mit denen er Fußball schauen und auch mal richtig weggeht. Es gibt Wochenenden, an denen wir uns kaum sehen und es gibt welche, an denen wir spontan zu zweit wegfahren, um unter uns zu sein. Es gibt Wochen, in denen wir unsere eigenen Wege gehen und welche, in denen wir abends zusammen fernsehen. Jeder von uns war auch in den letzten Jahren mal ohne den anderen im Urlaub.
Wir haben gemeinsame Interessen, aber auch eigene - Marathonlaufen ist nicht so meins und das Pferd interessiert ihn nicht besonders. Zum Beispiel.
Dadurch ergibt es sich, dass wir, obwohl wir zusammen wohnen, nicht so wahnsinnig viel Zeit miteinander verbringen. Manchmal müssen wir uns regelrecht "verabreden" für einen Abend, an dem wir zusammen etwas mit Freunden machen oder nur wir zwei.
Es kommt sogar vor, dass wir uns richtig vermisst haben, obwohl wir uns täglich über den Weg laufen.
Dadurch haben wir uns immer viel zu erzählen und bleiben so vielleicht interessant füreinander.
Wie gesagt, ist nicht jedermanns Sache. Ich persönlich empfinde es so, dass mich zu viel Zweisamkeit oft fast ein bisschen einengt, nach intensiven zweisamen Phasen brauche ich auch wieder Distanz, neue Leute, andere Leute, neue Dinge, frischen Wind. Gerne auch von außerhalb, ich finde das gar nicht schlimm.
Und er sieht's zum Glück genauso, sonst würde das nicht so lange so gut klappen!
Meiner Meinung nach heißt "an einer Beziehung arbeiten" vor allem, an sich selbst zu arbeiten, sich ständig weiterzuentwickeln, um für den anderen interessant zu bleiben. Was hab ich blöd geschaut, als mein Mann, der sich bisher eher für Fußball, Sport allgemein, Flohmärkte und Aktien interessierte, begeistert von einem Besuch der Neuen Pinakothek zurückkehrte, in der er mit seinem besten Freund war! Und ich bin von den Socken, weil er plötzlich stapelweise Bücher kauft und anfängt, die Klassiker der Literatur nachzulesen! Andersrum staunte er nicht schlecht, als ich auf einmal anfing, regelmäßig zu joggen und mich zum Fan einer regionalen Fußballmannschaft entwickelte.
Alles freiwillig und nicht "für den Partner", sondern für sich selbst, versteht sich.
Habe ich das einigermaßen verständlich rüberbringen können?
Liebe Grüße, das nette (und ganz neu verliebte, *wunder*!) Mädel