debora_12526337Die Sehnsucht gemocht zu werden
Liebe monet9,
du wolltest von mir wissen, was der Ausgangspunkt war, dass ich mich abgegrenzt habe. So gesehen war es die Einsicht, dass ich niemanden dazu bringen kann, mich zu mögen, indem ich immer nett bin und mich anpasse. Ich kann nur dafür sorgen, dass man mich respektiert.
Den Mut zum Abgrenzen nehme ich aus der Tatsache, dass meine erste Ehe nach über 10 Jahren "zuende" war. Im Nachhinein war es meinem damaligen Mann und mir klar, dass seine Familie, die zu eng war und zu negativ, einen großen Teil (nicht alles, aber sehr viel) dazu beigetragen hat. Von unserer Liebe war am Ende nichts mehr übrig. Wir haben uns dann im guten getrennt. Dass soll mir in meiner zweiten Ehe nicht noch einmal passieren.
Mein heutiger Mann weiß, dass ich nicht bereit bin, nochmal unter irgendwelchen Schwiegereltern zu leiden. Ehr würde ich ihn verlassen. Aber auch er ist ein gebranntes Kind: denn ich bin nicht die erste Frau, die seine Eltern "verekelt" haben.
- Was zeigt, dass man als Schwiegertochter manchmal als Sündenbock mißbraucht wird, weil die Familie des Mannes von eigenen Familienkonflikten oder Problemen ablenken will, die nicht offen ausgetragen werden können.
Irgendwann gab es einen riesigen Krach, (es war wieder nach einem dieser Besuche, bei denen ich keine Chance hatte) bei denen mein jetziger Mann seiner Familie klar gemacht hat, dass er nicht noch einmal nur noch ein negatives Wort über mich hören will. Dieses ablehnende Verhalten mit gegenüber ist doch eigentlich auch ein Angriff auf ihn.
Er fand es ziemlich schlimm, dass ich immer so nett war, und mir so viel Mühe gegeben habe, aber die sich im Gegenzug mies verhalten haben. Er hat das im Streit auch auf den Punkt gebracht und sie mit ihrem Verhalten konfrontiert.
Sie haben ihm dann mit "enterben" gedroht. Ein halbes Jahr war Funkstille. Dann hat er sich wieder langsam angenähert, denn er liebt ja auch seine Familie. Jedoch bleibt er bis heute von weiterem "schlechtmachen" verschont. Sie wagen einfach nicht, noch mal die Beziehung zu ihrem Sohn auf das Spiel zu setzen. Die Botschaft von meinem Mann an seine Familie: Meine Frau hat nichts gegen euch, aber sie fühlt sich bei euch nicht wohl, weil ihr euch schlecht aufführt. Deshalb kommt sie nicht mehr mit.
Das haben sie geschluckt, und sie schämen sich sogar etwas.
Im Prinzip hat mein Mann auch einen Anteil, dass ich mich gut abgrenzen kann, weil er klar Stellung bezogen hat (auch aus einem Eigeninteresse - denn zwischen den Stühlen zu sitzen, ist sehr ungesund). Und er wollte nicht schon wieder eine Frau verlieren. Mein Anteil an der Sache ist, dass ich meinem Mann Klarheit gegeben habe, dass ich zu seiner Familie wirklich keinen Kontakt mehr will; und nicht ambivalent bin, weil ich insgeheim vielleicht doch noch hoffe, irgendwann gemocht zu werden.
Klare Entscheidungen ohne viel hin und her, sind da sehr wichtig.
Jedenfalls hat das sehr viel Entspannung in meine Ehe gebracht. Und auch für meinen Mann: Wenn er seine Familie besucht, bin ich inzwischen einfach nicht mehr Thema. Verärgert sind seine Eltern trotzdem (weil es keine Familienidylle gibt), aber das müssen sie mit sich selbst ausmachen.
Das ist, was ich zum abgrenzen sagen kann.
Es ist vielleicht etwas leichter, weil ich in dieser Ehe gemeinsamen Kinder habe.
Zu dem Thema "sich anvertrauen", kann ich dich nur bestärken, auf deine gute Wahrnehmung zu achten. Es ist - eine - Sache, sich mit anderen Frauen über die gegenwärtige Familiensituation auszutauschen, eine - andere - ist es, über eine schwere Kindheit zu reden.
Vielleicht hast du tatsächlich im Moment niemanden außer deiner Therapeutin, mit der du über den Mißbrauch reden kannst. Es ist jedenfalls gar nicht dumm, sondern richtig wichtig, wenn man genau überlegt, wem man sich anvertraut.
Ich glaube, dass du gut spürst, wem du was anvertrauen kannst.
Manchmal hilft es sich - neue Bereiche - zu suchen, wo man aktiv ist, um einfach neue Menschen kennenzulernen, die vielleicht ehr etwas mit einem gemeinsam haben. Ein Tipp wäre, sich ehrenamtlich sozial zu engagieren (z. B. Aidshilfe - weil dort auch über Sexualität freier gesprochen wird). Gerade im sozialen Bereich findet man Menschen, die Zugang zu schwierigen Themen haben. Natürlich dauert es einige Zeit bis man dann auch jemanden gefunden hat, mit dem man sich auch privat trifft und sich austauschen kann. Vielleicht gibt es aber auch in deiner Nähe frauenspezifische Vereine, Selbsthilfegruppen oder etwas richtig Konkretes zu diesem Thema :z. B. Zartbitter e. V..
Ich wünsche dir ganz viel Mut, zu dir selbst zu stehen.
Viele Grüsse