Ich weiß nicht mehr weiter.
Ich lebe mit meinem Freund seit 1,5 Jahren in einer Fernbeziehung. Uns trennen 800km, normalerweise sehen wir uns aller 14 Tage für eine Wochenende bzw. das was davon übrig bleibt.
Anfangs funktionierte das, obwohl da noch große Probleme seinerseits hinzukamen (http://www.gofeminin.de/communaute/forum/forum3.a
sp?forum=Couple1&m=1748&r=14634), ganz gut. Ich war überrascht, dass ich so gut damit klar kam.
Aber nun ist alles ganz schlimm geworden. Ich halte die Entfernung nicht mehr aus. Dieses Wochenende war das erste seit längerer Zeit (da es mir schon länger nicht gut geht, haben wir versucht uns öfter zu sehen), an dem wir uns nicht gesehen haben. Ich bin total zusammengebrochen, weine durchgehend, kann nicht schlafen, habe Magenprobleme bekommen, kann nichts essen ... Ich bin völlig neben mir.
Und das alles obwohl ich dringend für Prüfungen lernen müsste.
Es ist so, dass mein Freund seinen Eltern vor 2 oder 3 Jahren versprochen hat, ihnen finanziell und auch so (wie genau das aussehen soll, weiß keiner) zu helfen, ihr altes Haus einzureißen und ein neues zu bauen, in dem er dann eine Wohnung bekommen soll.
Dann lernte er mich kennen und wir kamen zusammen.
Der Hausbau hat noch immer nicht begonnen. Anscheinend soll es Ende August losgehen und erstmal bis Weihnachten dauern und dann nächstest Jahr ab Frühjahr weitergehen.
Ich habe mir mit ihm überlegt, dass er Ende dieses Jahres zu mir ziehen will. Länger kann und will ich nicht mehr warten, da ich überhaupt nicht mehr mit der Situation klar komme.
Ich kann aufgrund meines Studiums für die nächsten 2 Jahre hier unmöglich weg.
Nun besteht das Problem mit seinen Eltern zu sprechen und einen Kompromiss zu finden. Aber mein Freund schafft es nicht, mit ihnen darüber zu reden. Er hat so enorme Angst davor, dass er gestern sogar mit mir Schluss machen wollte, weil er sich so schämte dass er es nicht schafft. Er ist 27 Jahre alt!!!
Er sagte er habe ihnen sein Wort gegeben, er kann sie doch nicht im Stich lassen, sie verlassen sich auf ihn und es würde um eine riesen Menge Geld gehen.
Er hat Angst "dass hier alle total durchdrehen".
Die Sache mit dem Geld würde sich von hier aus regeln lassen und was er sonst dabei zu tun hat kann ihm keiner sagen. Er ist handwerklich nicht besonders begabt und ich kann mir nicht vorstellen, dass er da viel zu tun hat. Und die erste Zeit wäre ja auch noch da. Wenn sie nachher Hilfe brauchen, sind wir doch auch bereit am WE zu ihnen zu fahren oder auch mal frei zu nehmen um ihnen zur Hand zu gehen.
Wir haben über all das gesprochen und er war einverstanden. Und nun scheitert es anscheinend daran dass er nicht mit seinen Eltern spricht. Ich habe ihm gestern erneut angeboten mit ihm zusammen mit seinen Eltern zu reden, ich würde es auch alleine tun. Er meinte "ja, tu das".
Ich kann seine Eltern nicht richtig einschätzen, sie sind komisch. Sie sind zwar nett, aber immer neutral. Ihnen sind nie Gefühlsregungen anzumerken. In dieser Familie ist es so, dass man nicht miteinander spricht, damit es nicht zu einem Streit kommt. Harmonie ist das allerwichtigste, deswegen behält jeder seine Sorgen und Probleme für sich. Dementsprechend harmonisch angespannt ist auch die Atmosphäre.
Ich weiß nun überhaupt nicht mehr, was ich denken soll. Ich bin schon seit einigen Monaten depressiv, war beim Arzt und nehme Johanniskraut und pflanzliche Entspannungs- u. Einschlafmittel. Ich komme in meinem Studium nicht mehr zurecht, kann mich nicht mehr konzentrieren und finde innerlich keine Ruhe mehr. Ich war auch beim Psychologen, bekomme aber erst in ein paar Monaten einen Therapieplatz. Ich kann nicht mehr.
Ich sehne mich so nach Nähe, Zärtlichkeit und seiner Anwesenheit nach ganz normalen Alltag und Ruhe.
Ist es denn egoistisch auch ein bisschen Glück für sich zu beanspruchen und seine Eltern zu einem Kompromiss zu überreden? Wie weit soll es denn noch gehen? Ich empfinde es nicht als "sie im Stich lassen", ich finde, er ist alt genug endlich sein eigenes Leben zu haben und ich denke es ist ganz dringend Zeit, dass er dort mal raus kommt.
Was soll ich denn machen? Ich kann sie ja nicht zwingen, ihn gehen zu lassen. Und er ist so ein Mensch, der niemals im Streit gehen würde. Er kann nicht einen Strich ziehen und sagen "es reicht, sie müssen meine Entscheidung akzeptieren" ...
Wie komm ich denn aus all dem raus? Was soll ich denn tun?
Athanasia