Hallo ihr Lieben,
mir liegt da gerade ne schwere Last auf dem Herzen, denn ich kann in meiner jetzigen Beziehung einfach so nicht mehr weiter und habe keinen Plan mehr was ich noch machen kann/soll. Ich wäre über jeden noch so kleinen Rat unendlich dankbar.
Das ganze ist leider ziemlich kompliziert, ich hoffe ich bekomme es hin, das ganze Ausmaß unten einigermaßen nachvollziehbar zu beschreiben.
Zur Sache: Mein Freund (30) und ich (28) sind jetzt fast 4 Jahre zusammen und haben eine gemeinsame Wohnung. Bis vor kurzen hatte ich das Gefühl, dass wir eine gute Beziehung führen. Ich war total glücklich mit meinem Freund und er schien es auch mit mir zu sein. Wir stritten relativ selten, vielleicht alle paar Monate mal und dann waren es meistens auch eher belanglose Sachen die schnell geklärt waren. Zusammen sprachen wir oft über die Zukunft, hatten ähnliche Vorstellungen. Das einzige was wohl mit der Zeit nicht mehr ganz so gut lief, war der Sex. Bis vor kurzem habe ich noch an meiner Abschlussarbeit geschrieben und war sehr oft gestresst. Darunter hat der Sex oft gelitten, leider. Das Thema haben wir dann in der Zeit hin und wieder besprochen und mein Freund meinte meistens nur, dass er mich ja nicht zwingen kann und er dann eben erstmal mit weniger auskommen muss. Kurz darauf jedoch, hat er nach solchen Gesprächen nur noch mehr angefangen zu baggern und es drauf an zu legen. Ich habe mich dann oft trotzdem 'bemüht' (blödes Wort in der Situation) ihm zu geben was er möchte, aber hin und wieder ging das total nach hinten los, weil ich einfach nicht in der Stimmung war und das eben nicht verbergen kann. Die Folge: Es wurde alles noch verfahrener und die Intimität noch weniger.
Vor nem Monat dann haben wir uns wieder wegen Sex gestritten, wo dann mein Freund zum ersten mal offen gesagt hat, dass er sehr unglücklich ist so wie es läuft. Zum einen war das sicher wichtig, dass er das getan hat, aber zum anderen kam halt dabei für mich raus, dass es eben die ganze Zeit schon so schlimm für ihn ist, er sich so zurückhalten muss etc. naja... am Ende des Gesprächs hätten wir uns fast getrennt, da ER keinen Ausweg mehr gesehen hat. Mir hat das echt den Boden unter den Füßen weggezogen, da vieles was er gesagt hat ziemlich neu für mich in dem Moment war. Mein Freund ist jemand, der eigentlich nie wirklich darüber redet wie es ihm geht, sondern sich wünscht, dass man auf ihn eingeht so wie er sich das vorstellt bzw. das ja für alle ersichtlich sein sollte was er wie haben will. Wenn das nicht passiert, dann wird er innerlich frustriert, da ja alle gegen ihn sind und keiner Rücksicht auf ihn nimmt. Und für einen Teil weiß ich das, probiere ihm entgegen zu kommen, aber alle Gedanken kann ich nun mal nicht lesen...
Wir haben es dann geschafft uns wieder zusammen zu raufen und für 2 Wochen war es dann wieder schön, ehe dann wegen irgend einer Kleinigkeit schon wieder Streit war. Da ging das ganze von vorne los, er gab dann wieder zu, dass er ja unglücklich sei, dass sich ja trotzdem nichts geändert hätte... und das obwohl wir in der Zeit wieder miteinander geschlafen haben und ich meinen Stress beiseite geschoben habe um mir Zeit für ihn zu nehmen, nach seinen Bedürfnissen gehört habe... Schien ihm aber anscheinend nicht schnell genug zu gehen.
Hinzu kommt, dass er gerade auch noch unzufrieden im Job ist. Er macht ziemlich viel für seine Arbeit, aber bekommt dafür nicht wirklich was von denen zurück. Leider ist das zum Teil auch wieder so ein Fall, wo er einfach erwartet, dass sein Chef und seine Kollegen seine Gedanken lesen können und sich dann demnach verhalten. Er ist halt sehr organisiert und schafft ziemlich viel dank seiner Selbstständigkeit und erwartet, dass seine Kollegen das achten und ihn nicht immer stören (dadurch, dass er mehr Ahnung hat, kommen sie halt öfters bei ihm an um nach Hilfe zu fragen...) sondern lernen auch organisiert und selbstständig zu arbeiten. Nur gesagt hat er ihnen das noch nie, nicht mal durch die Blume (z.B. Ich habe gerade viel zu tun, aber schau mal hier oder da, da solltest du die Antwort selber finden.), sondern er machts dann doch jedes mal wieder für sie und ärgert sich dann im Stillen. Demnach ändert sich auch nichts, da seine Kollegen anscheinend und verständlicherweise ja nichts davon wissen, dass er a) genervt ist und b) er daran glaubt, dass sie das auch mal alles alleine lösen können mit mehr Einsatz.
Naja, er hat dann in dem Streit eine Trennung ausgesprochen und ich war ziemlich fertig damit. Seine Gründe waren die Unzufriedenheit im Bett und eben, dass er meint er kann keine Beziehung grad haben, weil er nicht weiß was er will und weil ihn ja alle so unglücklich machen und keiner auf ihn acht gibt. Ich war total fertig nach dem Gespräch, denn ich hatte das Gefühl, dass es nach dem letzten großen Streit viel besser geworden ist und gleichzeitig war ich ziemlich sauer auf ihn, da ich in dem Moment es nicht mehr hören konnte, dass keiner auf ihn acht gibt. Denn schließlich bin ich nicht einer von denen sondern immerhin seine Freundin, die sehr wohl auf ihn acht gibt, was er allerdings wohl nicht 100% wahrnimmt. Wenn ich ihn nicht lieben würde und auch um seine gute Seiten nicht wissen würde, dann hätte ich der Trennung sofort zugestimmt. Später an dem Tag, nach einigen Stunden voneinander räumlich getrennt (Ich bin sofort zu Freunden gefahren um mich abzulenken, wissend, dass mein Freund immer etwas brauch um zu erkennen, dass seine Wut in solchen Streitmomenten auf der er erstmal felsenfest behagt, ziemlich unangemessen war) haben wir noch mal in Ruhe gesprochen und er hat sofort unter Tränen gesagt, dass es ihm leid tut und er sich nicht trennen will, er nicht ohne mich kann und manchmal einfach doof ist.
Danach war es dann wieder gut zwischen uns für eine Weile, bis wir uns heute wieder gestritten haben. Diesmal ging es darum, dass er mich gestern Nacht ziemlich arg hat abblitzen lassen. Mich hat das sehr getroffen, da er mir in den Streits oft gesagt hat, dass er sich von mir wünscht, dass ich ihm öfter näher kommen soll, nur schon seit Tagen er immer wieder abweisend war, ohne Grund... gestern Nacht war dann die Sahnehaube... ich habe ihm dann heute nur gefragt, was denn los sei. Und er fing dann wieder an, dass er es ja immer allen Recht machen muss, und da sein muss wenn man es von ihm will, aber wenn er was will dann respektiert das keiner. Und er war auch gleich eingeschnappt, dass ich das überhaupt angesprochen hab. Er habe keine Lust mehr auf das ganze Drama (Zwischenzeitlich ging mir das ganze ziemlich nah, so dass ich meine Tränen nicht zurückhalten konnte) und wollte nichts davon wissen und nicht darüber reden. Gefrühstückt haben wir dann schweigend und ich konnte einfach nicht mehr anders als zu weinen. Ich weiß, dass es ihn in solchen Momenten sehr schwerfällt über Dinge richtig nach zu denken und es dann sicher besser ist wenn wir es nicht ausdiskutieren, aber auf der anderen Seite war ich einfach so verletzt von der Situation, dass er mir Vorwürfe macht etwas anzusprechen was mich verletzt hat und er dann derjenige ist der wieder beleidigt sein darf obwohl es mir mit der Sache echt schlecht ging und ich mich dann für etwas entschuldigen muss, was in der Beziehung eigentlich selbstverständlich sein sollte (über Gefühle sprechen), und dann auch noch verstehen muss, dass es ihn ja so frustriert das alle ja immer nur was von ihm wollen... wo wir wieder beim Thema waren, dass ich anscheinend alle zusammen mit seinen Kollegen und wer sonst noch seine Gedanken nicht lesen kann bin... Das hat mir echt den Rest gegeben. Er ist dann angefressen zur Arbeit verschwunden und ich bin alleine mit meinem Drama hier zurück geblieben. Später kam dann eine Nachricht in der er sich entschuldig hat, und gesagt hat, dass ihn solche Momente überfordern und er dann so frustriert ist, auch von sich selbst, dass es er völlig blockiert und es dann nicht schafft noch mal auf mich zu gehen.
Ich fand es wirklich toll von ihm, dass da so eine ehrliche Nachricht von ihm kam, und er das so in Worte packen konnte. Auf der anderen Seite zerreist mich das jetzt ziemlich, denn nach dem Streit heute wusste ich echt nicht mehr ob und wie es für uns weitergehen soll. Denn mittlerweile bin ich die jenige, die sehr unglücklh mit dieser Beziehung ist. Diese Konflikte und wie wir sie beide unterschiedlich bewältigen machen mich einfach dermaßen fertig, da er zusätzlich mit der Zeit einfach immer bockiger geworden ist. Früher konnte er meistens nach etwas Ruhe sagen, dass es ihm leid tut und wir konnten an Kompromissen arbeiten, aber nun braucht es ein heftiges Knallen und 3 Stunden bis er mal einsieht worum es eigentlich ging. Es tut mir leid für ihn, dass er nicht mit sich im reinen ist, und ich probier mich wirklich nicht an zu stellen, spreche nur die Sachen an die mich wirklich arg verletzt haben... und dazu sollte ich doch in ner Beziehung zwischen zwei Erwachsenen die Möglichkeit haben, oder? Ohne, dass er so bockt wie ein kleines Kind Immer alle auf mich, ohne das ich mich am besten noch entschuldige dafür, dass ich mal was anspreche....
Ich weiß einfach nicht wie das noch lange weiter gehen soll. Wenn er sich weiter so verhält, dann kann ich bald ganz und gar nicht mehr. Leider weiß ich auch nicht was ich noch machen kann, bzw. wie wir das ganze wie Erwachsene lösen sollen. Ich denke, dass er innerlich ganz genau weiß, dass weder ich noch andere Gedanken lesen können und es ihn einfach fertig macht, dass er gleichzeitig nicht in der Lage ist seine Wünsche/Bedürfnise zu äußern. Aber darunter können ich und die Beziehung nur bis zu einem gewissen Punkt leiden.
Was meint ihr, ist es zu spät für uns? Kann ich mit ihm das Gespräch suchen? Wie soll ich ihm das klar machen, wenn man ihm nichts sagen darf? Kennt das Problem vielleicht jemand?
Wie gesagt, ich bin für alles dankbar gerade!
LG