t|ndir_12700529Nicht "alle"...
Ich habe nicht gesagt, dass "alle" Männer, die gehen, verantwortungslos sind (oder bzw. der Partner, der geht - es gehen ja oft auch die Frauen!). Natürlich gibt es Fälle, in denen eine Scheidung besser ist, insbesondere bei Missbrauch und Gewalt.
In diesem Thread geht es aber offenbar um den (leider sehr typischen) Fall, in dem ein Partner nicht etwa deshalb aus der Ehe ausbricht, weil ständig die Fetzen geflogen sind und alle leiden, sondern schlicht und einfach weil es ihm langweilig geworden ist. Diese (in jeder langjährigen Ehe vollkommen normale) Situation wird dann umgedeutet in eine unerträgliche Lage, die weiterzuführen nur unter völliger Selbstaufgabe und schwersten Depressionen möglich wäre. Dann wird sich eingeredet, dass man doch eh nie wirklich glücklich war und es sich doch deshalb geradezu schuldig sei, auszubrechen und seine neue Liebe zu leben, um "sich selbst wiederzufinden." Und das sei dann auch im Sinne ALLER Beteiligten das Allerbeste, inklusive der Kinder.
Dieses egozentrische Denken ist es, das ich verantwortungslos und unreif finde, wenn man Kinder hat. Zumal die "Lösung" des Problems - die neue Verliebtheit - naturgemäß auch nach ein paar Jährchen nicht mehr so prickeln wird.
Und natürlich will kein Kind, dass die Eltern "auf heile Familie machen." Es will, dass die Eltern diese heile Familie nicht vorspielen, sondern wirklich zu leben versuchen! Kindern liegt nicht unbedingt daran, dass ihre Eltern verliebt wie am ersten Tag sind, sondern dass sie sich so gut wie möglich zu vertragen versuchen, auch wenn es Probleme gibt. DAS wäre ein erwachsenes Verhalten. Freundlich tun und sich hintenrum deutlich spürbar hassen ist dagegen nicht nur unreif, sondern für ein Kind genauso unerträglich wie offen streiten. Aber es gibt eben nicht nur die Alternativen "so-tun-als-ob oder sich trennen." Es gibt auch "an der Beziehung arbeiten, akzeptieren, dass sie nicht perfekt ist, aber dankbar dafür sein, was man aneinander hat." HEILE FAMILIE heißt nicht, dass der Himmel ständig voller Geigen hängt, sondern dass Konflikte ausgetragen und gelöst werden, ohne dass die Basis, der Grundvertrag (wir gehören zusammen) in Frage gestellt wird.
Und so sehr das auch heute in Vergessenheit zu geraten scheint: Wenn man erstmal Kinder in die Welt gesetzt hat, sollte diese Basis eine Selbstverständlichkeit sein. Wer Kinder hat, verpflichtet sich ihnen gegenüber.
Natürlich hat heute jeder das Recht, aus jeglicher Konstellation auszubrechen. Es gibt weder "schuldig geschieden" noch wird jemand, der seine Verantwortung vernachlässigt, dauerhaft von der Gesellschaft geächtet. Insofern: nur zu. Aber vielleicht sollte man sich zumindest manchmal, im stillen Kämmerlein, eingestehen, dass man eben in erster Linie das Beste FÜR SICH SELBST gewollt hat, notfalls auch auf Kosten anderer, einschließlich der eigenen Kinder.