Ihr Lieben!
Hatte neulich mal ein Telefonat mit einem Herren aus einer Singlebörse... nach ungefähr drei Emails, in denen er mit klar und deutlich gemacht hat, was er sucht und ich darauf geantwortet habe, bat er mich, ihn anzurufen. Ok, war nicht begeistert davon, ich hätte gerne noch mehr geschrieben, aber gut.
Naja, auf jeden Fall meinte er zu mir, ich wäre ja eine absolute Karrierefrau - im negativen Sinn. Jetzt klingen diese Worte doch noch ab und zu durch mein Hirn... wie definiert man das? Karrieregeil... vielleicht könnt ihr mir helfen!
Ja, stimmt schon, ich habe seitdem ich 17 Jahre alt bin, viel für meinen Job gelebt. Ich hatte große Ziele, Wünsche. Ich bin ehrgeizig. Ich habe mich immer weitergebildet, ich arbeite gerne und meistens mit Spaß. Ich habe mich Stufe für Stufe hochgearbeitet, bis ich die Abteilung mehr oder weniger geleitet habe, wo ich hinwollte (Verkauf Ausland). Viermal im Jahr auf Geschäftsreise in die USA. Sogar in Hong Kong war ich. Und ich war gut....
Dann kam die Babypause. Ein Jahr zu Hause. Es war schön, aber es hat mich nicht ausgefüllt. Nach diesem Jahr zurück in Job, halbtags, weil wir es uns ganz ohne finanziell nicht leisten konnten. Den alten Job nicht zurückbekommen, weil man ja als Mami nicht mehr so arbeiten kann (!)... ok. Einen miesen, teamunfähigen Chef bekommen, auf die Zähne gebissen, über Kündigung nachgedacht. Nach 6 Monaten wurde der Chef gekündigt. Nach sieben Monaten ist mein Mann abgehauen. Hals über Kopf habe ich wieder ganztags angefangen zu arbeiten, weil ich das Haus halten und meinem Mann nicht auf der Tasche liegen wollte.
Und siehe da - es macht mir wieder Spaß. Ich arbeite selbstständig, verantwortungsvoll und habe auch eine Menge zu tun. Ich arbeite gerne. Ich könnte nicht ohne meinen Job.
Trotz allem war mein Privatleben mir immer wichtig. Mein Mann war mir wichtig. Ich war immer für meine Freunde und Familie da. Klar, ich habe oft vom Job erzählt, aber wer tut das nicht? Ich liebe es, mit Nachbarn zu plauschen, mit dem Hund spazieren zu gehen. Ich bin gerne im Garten und genieße Grillen und mit Freunden unterwegs sein. Seit der Kleine da ist, ist er mein Ein und Alles - und die Bindung zu ihm wird immer enger.
Ich mache kaum Überstunden, weil ich meine Arbeit während der regulären Zeit schaffe, ich arbeite nie am Wochenende. Ich arbeite gerne im Team, ich gehe nicht über Leichen. Bin beliebt bei meinen Kollegen und betrachte sie als Freunde...
Aber - ist das Karrieregeil? Weil ich als Frau der Meinung bin, Kind UND Karriere haben zu können??? Weil mir als Frau mein Job so wichtig ist, wie für die meisten Männer? Ist das ein Fehler? Muß ich mich deshalb schuldig fühlen? Ist es falsch?
Ich bin echt verwirrt und weil heute mal wieder so ein Tag ist, an dem alles falsch zu sein scheint, ich wieder ein wenig traurig bin und mal wieder an mir und meinen Fähigkeiten und Zielen zweifele, grübele ich über so einen Dünnsinn nach.... Horrido, wann ist das endlich vorbei!?
Vielleicht könnt ihr mir helfen, die Dinge ein weniger klarer zu sehen. Danke schon mal!
Liebe Grüße
Anke