Wochenkrippe
Hallo, mit einigem Erstauen habe ich diese Diskussion zur Wochenkrippe gefunden. Ich war heute in meiner Heimatstadt, um mir die Wochenkrippe anzusehen, in die ich ca. 3 Jahre lang gebracht worden bin. Bei mir war die Situation die, dass meine Mutter nach meiner Geburt krank wurde (postnatale Depression) und nicht in der Lage war, mich zu betreuen (Krankenhausbehandlung). Ich musste also irgendwo untergebracht werden. Was mich so erstaunt ist die Ähnlichkeit der Erfahrungen, die in diesem Forum zum Thema Wochenkrippe geschildert werden: meine sind entsprechend. Ich habe mich als Kind immer fremd gefühlt wo immer ich auch war, als ob ich nirgends dazugehörte. Eine Beziehung zu den Eltern , wie sie andere Kinder hatten, hatte ich nicht. Ich habe mich immer beklommen gefühlt, unfrei, einsam, war ein ganz stilles, ernstes und verschüchtertes/verklemmtes Kind. Bis heute habe ich kolossale Probleme damit, Ansprüche oder Wünsche zu äußern, geschweige denn durchzusetzen. In meiner Kindheit wurde mir ständig das Gefühl vermittelt, "komisch" zu sein, unpassend, unnormal. Erst als ich mit ca. 15 Jahren von meiner frühen Vergangenheit erfuhr, ging mir so mancher Kronleuchter auf. Es war unschätzbar wichtig für mich, weil es mir ermöglichte, mich selbst besser zu verstehen und mich anzunehmen, mir "zu verzeihen". Ein Meilenstein für mich war die Erkenntnis mit über 20 Jahren, dass ich meinen Eltern vergeben muss. Erst als ich das getan habe, war ich frei mich zu entwickeln und froh zu werden. Heute bemühe ich mich bewusst "Ja" zu sagen zu meiner Vergangeheit. Jede Erfahrung kann zum Segen werden, aber manchmal ist das ein langer mühsamer Weg. Was mir entschieden geholfen hat - da ich ja mit der elterlichen Liebe nicht so viel anfangen konnte - wurde der Glaube an Gott, der mir zusichert, dass Gott mich liebt und für mich sorgt.
Im übrigen möchte ich nicht sagen, dass es bei uns zu Hause keine Liebe gab, (auch wenn es hier durchaus noch eine Menge anderer Probleme gab), sondern mir scheint, bei mir waren die "Rezeptoren" für den Empfang von Liebe taub. Liebe egal welcher Art konnte bei mir nicht andocken, obwohl ich nichts mehr wünschte als Liebe. Heute bin ich im Wesentlichen ein glücklicher Mensch geworden, es hat sich sehr viel geändert, aber die oben genannte Scheu, etwas anderen gegenüber durchzusetzen, zu riskieren (Angst vor Ablehnung?), dieser defensive Charakter ist noch da - die wäre ich auch gerne los.
Meine Eltern leben nicht mehr, ich verstehe heute, dass sie gegeben haben was sie konnten, eine wirklich vertraute entspannte Beziehung habe ich zu ihnen dennoch nie entwickeln können.
Auf jeden Fall kann ich aus meiner Erfahrung bestätigen, dass mein Leben war, als ob ich auf ein verkehrtes Gleis gesetzt wäre, mein wichtigstes Lebensgefühl waren Unsicherheit, Einsamkeit und Verwirrung.