Guten Abend die Damen,
ich schreibe hier mal über ein Problem aus der Sicht eines Mannes und hoffe auf weiblichen Input, die weibliche Perspektive und hilfreiche Tipps. Vorab möchte ich freundlich darum bitten, gerade die „Female Empowerment Bewegung“, „alte traditionelle Rollenbilder“ die auch so manche Frau nach wie vor bevorzugt, nicht schlecht zu reden, sondern einfach das akzeptieren, was diese Frauen für sich als erstrebenswert erachten. Ich persönlich unterstütze meine Frau in allen Bereichen und sie ist mittlerweile keine Verfechterin mehr von „eine Frau kann alles haben / Kinder, Karriere und ne gesunde Ehe“. Sie sagt, das funktioniert nicht, allen gerecht zu werden und ich bin halt gerade jetzt in meinen Augen derjenige („ne gesunde Ehe“) der hinten runter fällt.
Ich schreibe hier also, weil ich aus meiner Perspektive gerade in eine große Ehekrise rutsche. Wir gehen vernünftig miteinander um, schreien uns nicht an, diskutieren sachlich und tragen selten etwas vor den Kindern aus, dennoch haben wir mittlerweile absolut unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung und Partnerschaft.
Zu uns: Wir sind seit 16 Jahren zusammen und seit 10 Jahren verheiratet. Wir haben vor drei Jahren ein sehr hochwertiges Haus in einer exklusiven Lage gebaut. Wir haben uns nicht übernommen, da wir durch eine abbezahlte Immobilie viel Eigenkapital mitgebracht haben, aber um den hohen Lebensstandard zu halten, sind wir derzeit noch auf beide Gehälter angewiesen. Meine Frau (42) ist eigentlich das Musterbeispiel von Kind (zwei Mädchen, 9 und 8) und Karriere. Ausbildung, Beruf, nebenbei Studium, dann Top-Jobs, dann „gebremst“ durch Kinder, dann neuer Job in Teilzeit, jetzt wieder Vollzeit. Es ist ein 100% Homeoffice-Job B2B in Festanstellung. Sehr seltene Meetings in Hamburg, eigentlich nur Online. Morgens also kein Schminken, kein Fahrtweg. Aufstehen, Kindern Frühstück machen, Anziehen, mit dem Hund die Kinder zum Bus bringen, 08:00 PC an. In meinen Augen Luxus.
Dennoch ist sie jetzt nach 25 Jahren Arbeit und Karriere mental nach eigenen Worten „durch“. Sie wünscht sich eine Rückkehr in das traditionelle Rollenbild mit Mutter und Kindern in der Höhle und Vater auf der Jagd im Wald (Ernährer nur durch ein Einkommen) und der abends der Beschützer in der Höhle ist. Wie oben schon erbeten, ich brauche hier keinen woken Hinweis. Es ist der Wunsch meiner Frau aus sich selbst heraus, den ich evolutionsbedingt auch für völlig verständlich halte, weil die „Female-Empowerment-Bewegung“ für die naturgemäß sehr langsame körperliche und geistige Entwicklung des Menschen viel zu schnell und krass war. Nicht dass ich die Bewegung kritisiere, aber es gibt nicht wenige Frauen, die das genauso empfinden wie meine Frau und im Midlife nur noch zurück in die „Höhle“ wollen.
Wir sind durch die Entscheidungen der letzten Jahre jedoch in einem derzeitigen Lebensstandard „gefangen“, den wir im Moment für die Kinder noch nicht aufgeben wollen (Stichwort sichere und große Höhle), auch wenn meine Frau bei einem Hausverkauf und Umzug/Kauf einer kleineren Wohnung sofort aufhören könnte zu arbeiten.
Zu meiner Frau: Wenn ich mir all die Menschen um mich herum angucke, muss ich einfach sagen, dass ich niemanden kenne, der so fleißig, gewissenhaft, aufopfernd, ehrgeizig, aber auch teilweise leider finanziell nicht anerkannt, seinen/ihren Job macht wie sie. Sie ist in einem Vertriebsteam die stellvertretende Leitung und ist bei 8 Mitarbeitern verantwortlich für ca. 40% des Umsatzes. Siebenstellig. Nicht weil ihr das aufgetragen wurde, sie hat es sich durch Neukundenakquise und Kundenpflege alles erarbeitet. Alle Problemfälle landen bei ihr, auch alle Key-Account-Kunden sind mittlerweile bei ihr. Sie kann nach Feierabend gedanklich nicht loslassen und trägt viel ihres Frusts und Ärgers, der durch die fehlende Anerkennung des Chefs und Inkompetenz, Ignoranz und Faulheit ihrer Kolleginnen zustande kommt, in „unsere“ vier Stunden zwischen 15:00 und 19:00. Ich kann ihren Wunsch nach der „Höhle“ wirklich nachvollziehen, es aber derzeit nicht ändern. Ein Jobwechsel kommt auch nicht in Frage, da das drum herum halt passt und sie auf der Arbeit durchaus finanzielle Perspektiven hat, die einen früheren Abgang und einhergehende Freiheit ermöglicht.
An dieser Stelle auch schon mal mein Job: Ich bin Bundesbeamter mit einem sehr guten Gehalt. Früher Fallschirmjäger, dann Wechsel zur Polizei und in einer Spezialeinheit tätig, heute „nur noch“ Ausbilder. Durchaus Typ „Beschützer“, den sich so manche „Nicht-Woke-Frauen“ immer noch wünschen. Kein Schichtdienst, Gleitzeit grob 06:00 bis 15:00, 1-2 mal sogar HomeOffice. Auch Luxus.
Im HomeOffice ist es bei mir sehr gechillt, ich mache dann immer schönes Frühstück und Mittag für sie. Auch ungefragt.
Mein durchschnittlicher Tagesablauf und vielleicht erkennt ihr schon mein Problem: zwischen 05:00 und 06:00 alleine aus dem eigenen „SingleBett“ (steht in Ihrem Büro) aufstehen. Sie und die Kinder schlafen bis heute im Ehebett (9 und 8!). Sie will die Kinder darin lassen, solange sie es wollen (in ihren Augen brauchen). Ich stelle Kaffee für sie an, mach mich fertig und fahre auf die Arbeit. Auf dem Rückweg erledige ich alle Einkäufe, nehme die Kinder aus dem Hort mit, komme nach Hause und erledige viel Hausarbeit. Ja, die mach ich. Den IMMER wie ein Schlachtfeld aussehenden Frühstückstisch der Damen aufräumen, die zugemüllte Spüle von ihrem schnellen Frühstück und Mittag sauber machen, Spülmaschine ausräumen, Küche aufräumen, saugen. Meine Frau hat in unserem Haus noch nie gewischt. Ehrlich. Noch nie. Auch das mache ich gerne, weil ich das alles als gemeinsame Aufgabe ansehe und halte ihr das niemals vor.
Sie macht auf jeden Fall in „meiner HausmannsZeit“ strenge Hausaufgabenkontrolle mit Kindern, teilweise gibt es Zusatzaufgaben (wobei die auch in meinen Augen bei der Großen sein müssen. Sie ist zwar in der Klasse eine der besten, aber auf einem niedrigen Niveau, wegen eines kommsteheutnichtkommstemorgen Klassenlehrers). Dann soll ich Frau und Kinder zu sämtlichen sportlichen Aktivitäten begleiten und natürlich muss auch jeder einzelne Bogenschuss gefeiert werden. Beim Fußballtraining müssen immer wir beide dabei sein, beim Turnen der Kinder, wobei da die Trainerin jetzt zum Glück mal alle Eltern rausgeschmissen hat.
Ich muss aber sonst unbedingt „als guter Vater“ bei allem dabei sein. Sind wir wieder zuhause, bin ich JEDEN Abend fürs Abendessen verantwortlich. Natürlich sollte es am besten drei verschiedenen Sachen geben. Mach ich was falsches, werden die zwei Mädchen zickig. Schimpfe ich und erwarte Respekt oder Mitarbeit, bekomme ich den Hinweis nicht so streng zu sein. Dann beginnt meine Frau mit den Mädchen die Abendroutine, während ich mich wieder um die ganze Küche kümmere, mit unserem Hund Gassi gehe (den sie wollte) und dann zuhause wieder dazukomme. JEDEN Abend 15-20 Minuten lesen, pro Kind. Auch gut, aber manchmal nervig, da jeder kleinste Fehler korrigiert und wiederholt wird. Will ich mal nach dem Gassi nicht dabei sein, kriege ich wieder ganz subtil ein schlechtes Gewissen eingeredet. „Ich hätte kein Interesse“ an den Kindern. (Wer hat sich dieses Jahr jeden Abend einen neuen Wichtelscherz ausgedacht und gebastelt? Auch ich!) Ich freue mich über jedes Video, dass ich auf der Arbeit von meinen lachenden Kindern über die Wichtelscherze bekomme. Sonst würde ich es nicht machen.
Natürlich freue ich mich auch, dass unsere Kinder Klassenbeste sind und das wo die jüngere sogar ein Jahr früher eingeschult wurde. Nach 12 Stunden, in denen ich keine Minute für mich hatte, habe ich dennoch oft keine Lust mehr. Das regelmäßige Füßekneten der drei Damen in „meinem Ehebett“, wenn ich doch mal beim Lesen dabei bin, da komme ich später bei „Geben und Nehmen“ nochmal drauf zurück.
An fünf von sieben Abenden bleibt meine Frau dann nach dem Einschlafen der Kinder einfach liegen. Dann habe ich ein zwei Stunden für mich, die dann in Netflix und Handygedödel enden und dann gehe ich ins Bett. In ihr Büro. Das Büro, dass ein Ort der Wurzel des Problems für mich ist. (Aufreiben im Job) Gelegentlich mache ich auch noch etwas Wäsche. Also aufhängen. Das aber seltener.
Wir wohnen seit 4 Jahren in einer gehobenen Stadt in Norddeutschland. Im Garten haben wir Nordseeblick (vorher in Frankfurt), haben aber keine engen Sozialkontakte im Dorf. Wir wollten beide aus vielen Gründen hier hoch, die sich im Nachhinein und Abwägung aller Punkte auch als richtig erwiesen habe. Ich habe auf der Arbeit Kollegen wie aus dem Bilderbuch und ich fahre gerne zur Arbeit. Die Kollegen wohnen aber in unserer ländlichen Region alle weit weg und pendeln zur Arbeit aus anderen Richtungen. Sie haben auch Familien und dort natürlich Freunde in ihren Dörfern, von daher gibt es da nach Feierabend keinen Kontakt mehr. Hobbys wie Sport mache ich auf der Arbeit, andere Menschen wollen wir eigentlich nicht in unserem Nahbereich haben. Wir ticken da schon gleich, wobei sich das aber bei mir erst mit meinem Beruf ergeben hat. Früher war ich sehr gesellig, in der Heimat mit einem großen Freundeskreis, doch dann hat sich das berufsbedingt über die Jahrzehnte abgebaut.
Ich liege dann auf jeden Fall einsam in einem Bett und Zimmer, in dem ich nicht liegen will (ich schnarche tatsächlich sehr krass, deswegen fliege ich bei seltenem gemeinsamen Einschlafen im SZ auch schnell wieder raus). Und so geht das von Montag bis Sonntag. Sie legt extremen Wert darauf, dass nach dem Lesen um spätestens 19:30+- Schluss ist. Dementsprechend stehen die Kinder wegen des Rhythmus am Wochenende auch um 06:00 auf und ich bin derjenige der mit aufsteht und Frühstück macht. „Sie macht das ja schließlich unter der Woche und will auch mal ausschlafen.“ (sagt sie, bei durchschnittlich 10 Stunden Schlaf pro Nacht)
Unsere zwei Mädchen sind extrem streitlustig und es artet nach spätestens einer halben Stunde, egal zu welchem Tageszeitpunkt, immer aus. Wenn ich Gesellschaftsspiele oder Ähnliches mache, oder wir gemeinsam frühstücken. Nach einer halben Stunde ist Bambule. Ich brauch da jetzt nicht näher drauf eingehen, ist natürlich extrem subjektiv, aber mehr Streit und Beleidigungen unter Kindern geht nicht. Auch wenn Dir die Instagram-Reels was anderes sagen :-)
Irgendwann versuche ich sie ruhig zu halten, am Ende endet es vor dem Fernseher oder Tablet. Bis meine Frau aufsteht und ich alles falsch gemacht habe, weil ich sie habe Fernsehen lassen. Bei ihr ist das Mittel Fernsehen erlaubt, wenn es stressig wird, bei mir nicht. Sie darf bei den Kindern laut werden, ich nicht.
Ich habe vor ein paar Jahren eine schwere Krankheit gehabt, die aber jetzt ausgestanden ist und ich auch wieder voll belastbar bin. Mit Hausbau und dem Streß dazu, war ich ein anderer Mensch. Nie körperlich aggressiv, aber extrem introvertiert, zurückgezogen, lethargisch, kurze Zündschnur, genervt pampig und da blieb alles an meiner Frau hängen.
Diese Zeit war für sie wirklich extrem. Obwohl ich mir die Krankheit nicht ausgesucht habe, habe ich dennoch bis heute ein schlechtes Gewissen. Ich habe mir therapeutische Hilfe geholt und ich kann sagen, dass ich heute fast wieder der Alte bin. Ich würde mich schon als kleinen Clown bezeichnen. Schlagfertig, hier ein Necken, da jemanden parodieren, meine Frau sagt oft: „Ich liebe es, wenn Du mich zum Lachen bringst.“ Mein Therapeut hat gesagt, es sei einer der wichtigsten Sätze, die eine Frau sagen kann und was sich so gut wie jede Frau auch an einem Mann wünscht.
Die Besonderheit ist, er ist mittlerweile auch ihr Therapeut. Wir waren da am Anfang skeptisch und er hat gesagt, dass er das auch sonst nicht macht, aber mir waren damals, als sie auch bei ihm eingestiegen ist, unsere Probleme so nicht bewusst. Meine Frau wollte auf Grund einer großen Stresssymptomatik, aber auch psychologischen Altlasten aus ihrer Kindheit auch mal mit jemandem externen reden und so ist das einfach gekommen.
Ich habe mich was meine Eheprobleme angeht, dann ehrlich gesagt zum ersten Mal vor zwei Wochen bei ihm ausgekotzt. Mal sehen, wie er damit umgeht. Er hat aber zu Recht auf seine Diskretion und Verschwiegenheitspflicht auch bei Ehepartnern hingewiesen und auf eine befreundete Paartherapeutin hingewiesen, an die er ggf. überweisen würde. Ich habe aber schlicht und ergreifend nach einer bis heute vierjährigen Ärzteodyssee keine Lust mehr auf Arztpraxen etc. Und vielleicht schreibe ich mir deswegen auch hier mal den Frust von der Seele.
Wo liegt mein Problem? Ganz klar mangelnde Wertschätzung, Aufmerksamkeit, Respekt, aber auch mein offensichtlich fehlendes Verständnis für ihren Stress. In meinen Augen sind das selbst geschaffene Probleme. Für ihr Kindheitstrauma (ostdeutsche Mutter, erfolgreiche Ingenieurin, aber alles für den Sozialismus, mit einem halben Jahr in die Krippe abgegeben und dann Vollzeit), kann sie nichts. Professionelle Hilfe hat sie sich geholt. Sie hat nie mütterliche Liebe erfahren und ist mit ihrer Oma groß geworden. Von der Mutter kam immer nur die Forderung nach Leistung, Leistung, Leistung. Das hat sie geprägt und sorgt dafür, dass sie was die Bindung zu ihren Kindern angeht, es komplett gegensätzlich machen will. (Familienbett und alle Freizeitaktivitäten begleiten zB, wo in meinen Augen ein Kind auch mal alleine durch muss). Sie hat heute ein sehr schlechtes, nur oberflächliches Verhältnis zu ihrer Mutter. Meine Eltern sind lange tot. Ihre Eltern leben noch in Österreich, sind gerade in Rente, wollen auch nicht hochziehen. Wir haben also niemanden wo wir die Kinder abgeben können, aber auch nicht wollen. Zum Beispiel bei Freundinnen.
Dazu gibt es unseren Hund. Großes Thema. Wie die Kinder darf auch der Hund alles. Kopf auf dem Tisch, er wird mit unserem Essen mitgefüttert (auch teures Fleisch), dazu stellt meine Frau die Resteteller an seinen Napf. (Nebenbei: bis alles eingetrocknet ist und ich es nach mehreren Tagen wegmache. Spreche ich es an, ändert es sich für zwei Tage) Egal was ich auch anspreche, Hund, Zweisamkeit, Erziehung das hat ne Halbwertzeit von zwei Tagen, dann sind wir zurück im alten Muster.
Durch seinen rassetypischen anfälligen Magen ist dieses Füttern auch nicht gut. Sorry, muss hier mal über Hundekot reden. Frisst er ihren Mist, hat er Durchfall. Frisst er mein Trockenfutter und ein rohes Ei pro Woche ist alles schick.
Wer sammelt abends aus den offenen Vorgärten den ekligen Dünnschiss zwischen den Fingern auf? Ich! Von ihrem Hund! Ich bin die Gelassenheit in Person, stressresistent durch meinen Beruf; habe ich aber den Dünnschiss in der Hand, könnte ich dem Köter die Kehle durchschneiden. (Ich will das hier mal bewusst so sagen, auch wenn ich das natürlich nie machen würde. Der Hund ist süß, lieb, beruhigend für die Mädchen. Er steht nicht zur Diskussion)
Zurück zum Tagesablauf: Steht sie abends nach dem die Mädchen eingeschlafen sind noch mal auf, landen wir bei Netflix oder sie auf Instagram. Auf Instagram angesprochen, „das entspannt mich, ich brauche dieses berieseln“. Ich ende dann auch am Handy und gehe irgendwann ins Bett.
Ich biete ihr in diesen einzigen gemeinsamen 60-90 Minuten von mir aus an, ihre Füße und Waden zu massieren. Also nicht nur streicheln, sondern schon auch richtig mit Kraft, das liebt sie. Ich mache das gerne, ich bin eigentlich was das körperliche angeht, ehrlich ein Geber. Mir selbst gibt das so viel, wenn ich sehe, das meine Berührungen egal in welcher Form „ankommen“.
Ich hingegen bettel nie um etwas. Das habe ich noch nie gemacht. Ich würde nie um Sex oder eine Massage bitten. Das muss von ihr von alleine kommen. Manchmal krault sie mir schon den Rücken, ist aber wirklich selten, dass sie es von sich aus anbietet. Ich versuche das in Gesprächen rüber zubringen, was ich mir wünsche, wonach ich Verlangen habe, was ich vermisse. Sie nimmt das zur Kenntnis und gibt auch zu, dass sie „derzeit“ kein Verlangen hat.
Was ich aber so krass finde und was mich mehrfach einfach schon hat aufstehen lassen. Sie dreht sich nach den Füßen auf die Seite, fragt nach einer Rückenmassage, ich mache weiter und eine Minute später streichelt sie dabei den Hund, der neben dem Sofa liegt. Ich sag ihr, dass ich das nicht fassen kann. Ich bin da schon deutlich. Sie entschuldigt sich, dass sie das im Unterbewusstsein macht, dass nicht böse gemeint ist, ihr Hund entspannt sie halt. Das ist für mich eigentlich die schlimmste aller Zurückweisungen. Im übrigen auch, dass der Hund nach dem Aufstehen natürlich immer als erster und überschwänglich begrüßt wird, obwohl ich daneben an dem gedeckten Tisch sitze.
Ich komme zu einem weiteren wichtigen Punkt, was mir fehlt. Natürlich auch Intimität. Wir hatten in den letzten 18 Monaten 3x Sex mit 6 Monaten Abstinenz dazwischen. Ich glaube auch zwischen 2017 und 2022 keine Handvoll. Ich habe ihr gesagt, dass ich in ihrem Büro, wo tagsüber der Hund rumstinkt und all ihre Unterlagen liegen, wenig Lust habe, auch wenn ich da ein Bett habe. Wir haben mal auf der Couch angefangen, aber der Hund daneben hat mich gestört. Da sie ihn nicht rausschicken wollte, sind wir im Büro gelandet. War mir dann egal. Beim zweiten Mal hab ich gefragt, ob ich mit in die Badewanne darf. Da ist es dann zu etwas gekommen. Beim dritten und letzten Mal vor zwei Monaten, schien sie über Tage entspannt, war mal frisch aus der Dusche und ich sollte sie wecken. Wir sind im Büro gelandet.
Zuwendung, gemeinsame Zeit, die Hundeproblematik, ich spreche alles offen an. Ich fühle mich aber einfach nicht mehr ernstgenommen und an letzter Stelle in der Familie. Ändern tut sich einfach nichts.
Ich spreche über meine sexuellen Wünsche, sie hat jedoch kein Verlangen. Das ist gar nichts wildes. Irgendwelche Fetische, Dreier oder sonst was. Nix davon. Was wir früher (vor den Geburten) alles gemacht haben, gibt es nicht mehr. Grundsätzlich kein Oralverkehr mehr. Weder aktiv noch passiv. Früher sind wir durch die Betten gefegt. Alle möglichen Stellungen, keine Tabus. Am großen Hotelfenster in Vegas und Sydney. Kein Scheiß, wie im Film. Früher fand sie Anal und Doppelpenetration mit Fingern und Schw**** passiv und aktiv absolut mega, da hat sie drum gebettelt. Sorry, dass ich hier mal so deutlich werde. Wir beide haben das eigentlich blind als normal und geil betrachtet. Es war in meinen Augen immer der perfekte Mix aus mal hart, mal soft und natürlich. Keine Spielzeuge, keine Gleitmittel nötig, oder sowas. Ich habe ihre natürliche „Geilheit“ immer als große Bestätigung gesehen, dass ich es anscheinend „bringe“. Sorry, dass ich hier so vulgär werde. Aber wir beide liebten es klatschnass. Viel ging halt wirklich auch von ihr aus. Sie war nicht nymphomanisch, bei 3-4 von 5mal hat sie aber die Initiative ergriffen, mich unter die Dusche gezogen, all sowas. Verglichen mit allen anderen Erfahrungen, die ich so gemacht habe, war sie in unserer gemeinsamen Zeit ganz sicher das Nonplusultra, ich hätte mir kein besseres Sexleben vorstellen können. Das weiß sie auch. Ich habe es ihr immer gesagt. Sie hat sich durch die Schwangerschaften natürlich schon etwas verändert. Dennoch ist da nichts, wofür sie sich schämen müsste. Auch hatte sie kein Geburtstrauma oder Verletzungen. Der Hintern ist etwas größer geworden, aber ich stehe drauf und sage und zeige ihr das auch. Streicheln und so neudeutsch „slappen“ im Vorbeigehen, Jogginghose runterziehen und Arsch küssen (sie genießt das offensichtlich und fällt mir dann auch um den Hals).
Alle schätzen sie 5 Jahre jünger, kein Alkohol und keine Zigaretten, dazu viel Schlaf; ist gut für die Haut:) Tolle Brüste trotz langer Stillzeiten. Ich würde an ihr nichts verändern wollen und dass weiß sie auch. Trotzdem kommt nichts mehr von ihr. Darauf angesprochen sagt sie auch, dass „unsere alten Praktiken“ für sie mittlerweile unangenehm sind. Klar ist das Leben und die Gelassenheit und die Lust nicht mehr, wie mit Mitte zwanzig, aber von 100 auf 0?
Es ist ja nicht so, dass ich es vorher schon außerhalb dieses Forums versucht hätte. Artikel und Kolumnen über die Lust der Frau gelesen. Ratgeber für Paare. Alles mögliche. Viele Dinge habe ich tatsächlich aber vorher schon gemacht, ohne das extra lesen zu müssen.
Ich spreche alle meine Sorgen direkt an. Ich entlaste meine Frau komplett im Haushalt. Hin und wieder gibt es Blumen. Auch was man so oft liest, wie schöne Geschenke, auch Dessous. Ich habe ihr sowohl zu Weihnachten, als auch an Geburtstagen, aber auch zwischendurch immer wieder was geschenkt. Nix billiges, hochwertige sexy Sachen. LaPerla, Aubade, Gooseberry, aber auch mal „nur“ Hunkemöller. Tangas, Bodys, BHs, auch Badeanzüge für Sommerurlaube. Schwarz, weiß, rot, dunkelblau, alles. Da würde sich in meinen Augen jede andere Frau die Finger nach lecken. Sie zieht das direkt einmal zum vorführen an, zeigt Freude und dann verkümmert es doch im Schrank. So gut wie alle Sachen hatte sie noch nie an. Immer ausgewaschene Tangas und alte FutterBHs.
Ich habe neulich von einer weiblichen Psychologin ein gutes Reel gesehen. Motto: „Alle Männer gehen fremd“. Sinngemäß „wenn ein Mann Monate oder Jahre keinen Sex bekommt, holt er ihn sich woanders.“ Absolut richtig. Affäre, One-Night-Stand, Puff. Kein Scheiß. Auch wenn die Damenwelt hier jetzt geschockt ist, es ist so. Ausnahmslos. Oder halt statistisch: 90% aller Männer onanieren. Fragt Euern Partner nur, wenn ihr die Wahrheit vertragt. Nach spätestens sieben Tagen wird jeder gesunde Mann irgendwie seine Schmodder los.
Wobei Onanieren ja aus Sicht von Männern kein Fremdgehen ist. Wie sehen Frauen das? In meinem Fall sag ich daher nur, das ich seit 16 Jahren treu bin ;)
So langsam weiß ich aber nicht mehr weiter. Meine Frau kennt meine Probleme und Wünsche, an ihrer Zuwendung ändert sich nichts. Wir sind uns einig und das auch ohne das wir das mal wirklich aussprechen oder klarstellen mussten: Wir reden mit niemandem unserer Sozialkontakte über unsere Ehe.
Meine Kolleginnen sehen das offensichtlich anders. Und da bin ich bei „… jede andere Frau“. Sie wissen nichts über mich und meine Ehe, ich weiß aber so viel von ihnen. Es wird soviel im Büroplausch unter den Frauen getratscht, auch wo ich oder andere Männer dabei sind und sie äußern Wünsche an ihre Partner, wo ich denke: so ne scheiße, das mache ich alles. Hausarbeit, Geschenke, Aufmerksamkeiten, Rücksichtnahme auf Gefühle, Treue, Offenheit.
Und natürlich verspüre ich von Kolleginnen teilweise auch ein Anhimmeln. Ich sehe nicht ganz scheiße aus und durch meine Tätigkeiten bin ich „der große Held“. Ihnen beibringen, wie sie sicher nach Hause kommen, draußen im Einsatz immer an vorderster Front, wenn ich mal rausfahre oder angefordert werde. Beschützer halt. Mein selbstbewusstes Auftreten, aber immer auch mit einer Distanz und „Unerreichbarkeit“. Manche Kolleginnen kennen meine Frau durch zufällige Begegnungen in der Stadt und sehen halt schon, dass sie mal untertrieben keine 3- ist. Keine Ahnung ob hier im Büro schon eine Art Wettbewerb entsteht. Bei einer Kollegin befürchte ich es, dass sie da gerade ein Spiel draus macht. Sehr flirty, unzufrieden in ihrer Partnerschaft und das erzählt sie mir. Obwohl ich sie sehr nett und attraktiv finde, versuche ich ihr aus dem Weg zugehen und darauf nicht einzugehen. Sie kam heute Morgen rein, wollte mich begrüßen und hat mich dabei umarmt, mit einer Hand meinen Kopf gefasst und dabei auf die Wange geküsst. Diese Steigerung von der bisherigen „Ghetto-Faust“ kam wirklich wie aus dem nichts. Ich würde dem gerne aus dem Weg gehen, denn Treue ist für mich das A und O. Ich bin nicht so notgeil, dass ich das jetzt in Angriff nehme, vorher würde ich meiner Frau reinen Wein einschenken, was meine Gefühle und Gedanken angeht. Auf jeden Fall entwickelt sich da was in die falsche Richtung. Ich fühle mich dabei auch nicht wohl.
Was habt ihr an Tipps für meine Situation? Was soll ich machen? Ich würde das mit meiner Kollegin gerne wieder runterfahren, ohne es ihr vor den Kopf zu stoßen. Nicht, dass sie dann zickig wird.
Und meine Frau? Keine Ahnung, eigentlich ist zwischen uns alles gesagt. Ich will hier keine Absolution fürs Fremdgehen, oder mir ne Bestätigung für ein Eheende holen, aber wie lange hat ein Mann so ein Verhalten auszuhalten? Ich bin Anfang 40. War es das? Und es ist nicht nur Sex. Auch die Teilhabe an der Erziehung. Ich werde da nur untergebuttert, immer zurecht gewiesen, was richtig wäre, was nicht gut ist. Immer zweierlei Maß. Im Moment bin ich im Status der Resignation.
Viele Grüße, Karl