Meine Freundin (28) und ich (31) sind seit 6 Jahren ein Paar. Ich bin ihre erste feste Beziehung und sie meine zweite.
Die ersten 2 Jahre von 2017 bis Ende 2019 verliefen harmonisch und sehr verliebt. Wir haben uns während dem Studium kennengelernt und hatten eine tolle Zeit. Wir hatten nicht einen Streit. Dies änderte sich abrupt als wir Anfang 2020 in unsere gemeinsame Wohnung in einer sehr schönen Gegend in Stuttgart zogen. Zur gleichen Zeit kam damals der Corona-Lockdown. Da wir beide im Home-Office gearbeitet haben, saßen wir beide aufeinander.
Sie fing an ständig an mir zu nörgeln und mich zu kritisieren. Dabei ging es immer nur um Kleinigkeiten. Mal war es der Haushalt, mal waren es die leeren Batterien in der Fernbedienung, mal war es wie ich Auto fahre, mal wie ich mich verhalten würde, etc, etc.
Ich änderte in vielen Dingen mein Verhalten aus Liebe zu ihr. Für mich kein großes Ding. Wenn ich es nachvollziehen konnte, warum nicht, dachte ich mir. Sie brachte aber immer wieder neue Dinge hervor, die ihr nicht passten. Dabei kam es mir irgendwann so vor, als wenn es eigentlich egal ist was ich mache, ich kann es ihr nie recht machen.
Auch bei Streitigkeiten entschuldigte ich mich immer zuerst um Konflikte schnell beizulegen und zu lösen, obwohl ich selbst nicht der Auslöser war. Einfach um wieder Ruhe und Harmonie im Hause zu haben. Im Nachhinein ein Fehler.
Irgendwann war mir das natürlich zu doff und ich sagte ihr auch, dass ich ein Problem damit habe, dass sie mich ständig kritisiert und mir meine gute Laune mit ihrem Drama zerstört. Das ging dann ein Jahr so weiter bis Anfang 2021, obwohl ich ihr mehrfach sagte, dass ich so nicht mehr weiter machen kann.
Der ganze Stress durch das ständige Kritisieren und Drama machen + Corona-Lockdown führt dazu, dass ich eine unruhige Vedauung, leichte Herz-Rythmus-Störungen, Hautausschlag und Depressionen bekam. Das ließ ich auch alles behandeln und mir geht es heute viel besser.
Alles gipfelte damals aber dann in einem riesen Streit, woraufhin ich dann Konsequenzen zog.
Ich zog mein Home-Office in eine kleine aber schöne Kellerwohnung bei meinen Eltern um, um wenigstens während der Arbeit Ruhe zu haben. Ich wohnte natürlich weiterhin in unserer gemeinsamen Wohnung. Meine Freundin meinte damals, dass wäre ein Armutszeugnis für unsere Beziehung. Ich war anderer Meinung und fand auch, dass es unsere Beziehung damals stabilisiert hat.
Sie warf mir in dieser Zeit dann vor, dass ich nicht präsent sei und zu wenig im Haushalt mache. Sie würde ja für alles die Verantwortung übernehmen und müsste sich ständig um alles kümmern, was schlichtweg nicht stimmte, wenn man auf die reinen Fakten schaute. Da ich mit 30 nicht jeden Tag zu meinen Eltern gehen wollte, beschloss ich Anfang 2022 wieder zurück in mein altes Arbeitszimmer in unsere gemeinsame Wohnung zu ziehen. Mein Arbeitszimmer hatte damals keine Tür und war frei zugänglich und einsehbar. Wir dachten eine räumliche Trennung würde uns gut tun und zu mehr Frieden führen, also ließen wir ein Tür einhängen. Das lief Anfangs auch ganz gut und ich dachte zuhause ist endlich wieder Frieden eingekehrt. Leider lag ich falsch.
Ihre Art wurde von nun an respektloser. Sie schnauzte und paffte mich an, sei es im Urlaub (weil ich mich morgens geduscht habe und sie das jetzt auch machen müsste 😳) oder bei Alltagssitautionen zb beim Auto fahren (weil ich anscheinend an einem Fahrradfahrer zu nahe vorbeigefahren bin, obwohl noch reichlich Abstand war). Teilweiße auch derbe Beleidigungen und Schimpfwörter mal so nebenbei, weil ihr irgendwas nicht passt. Ich ließ mir dieses respektlose Verhalten nicht mehr gefallen und fing meinerseits immer direkt Streit an, wenn sie sich so verhielt, in der Hoffnung sie würde endlich mal verstehen, dass das nicht geht.
Dies lief dann meistens so ab: Ich kritisiere sie für ihr respektloses Verhalten und sage ihr das mich das verletzt, dann gibt es direkt erstmal Kontra von ihr: Es sei nicht ihr Verhalten, sondern mein Verhalten wäre das Problem. Ich sei schuld. Nicht was sie respektloses, verletzendes gesagt oder gemacht hat, sondern meine Reaktion, sei sei Problem. Die wäre ja vollkommen überzogen und nicht gerechtfertigt. Aber ich habe das Gefühl, dass sie meine Kritik nicht annimmt. Egal wie ruhig, sachlich und verständnisvoll ich mit ihr rede. Ich muss sehr standhaft bleiben - teilweise eine Stunde oder länger mit ihr streiten bis sie mal einlenkt und Dinge einsieht - aber das kostet mich wahnsinnig an Energie. Weil sie ständig auf Angriff schaltet und 1000 Nebelkerzen / Nebenschauplätze aufmacht, nur um nicht über den Auslöser des Konflikts zu reden.
Dies hat dazu geführt, dass ich mich irgendwann aus dem Konflikt entziehe und beleidigt bin. Ich will dann einfach meine Ruhe obwohl es in mir immer noch brodelt. Ich habe dann halt die Schnauze voll von dieser Dynamik und dieser Eskalation und mache zu. Ich weiß, dass so ein Verhalten bei der Lösung eines Streits nicht gerade hilfreich ist. Nach einer gewissen Zeit, wenn ich mich innerlich wieder beruhigt und abgelenkt habe, kann ich dann wieder mit meiner Freundin reden.
Sie möchte aber immer sofort und jetzt über die Dinge reden. Aber das findet dann nie ein Ende, sodass wir den ganzen Abend, teilweise den ganze Tag streiten.
Ziehe ich mich dann nicht zurück und wir streiten weiter, ist der mentale Druck für mich irgendwann so hoch, dass ich selber anfange zu heule, weil es mir einfach zu viel ist. Ich bin dann an einem Punkt, an dem ich den Streit für absolut sinnlos halte, weil er zu nichts führt. Aber erst dann lenkt meine Freundin auch mal ein und entschuldigt sich bei mir, sieht ihren Teil ein und will sich wieder versöhnen. Erst dann. Bis dahin kommen weiterhin Vorwürfe, Anschuldigungen. Sie sagt zwar immer, dass es nicht stimmen würde und dass sie es darauf nicht anlegt aber ihr Verhalten sagt was anderes.
Ich frage mich dann immer, warum ein Mensch, der dir sagt er liebt dich, dir so etwas antut und dich bis an deine mentalen Grenzen treiben muss, nur um dann erst einzulenken.
Das mit dem Heulen passiert mir übrigens immer nur in Konflikten mit meiner Freundin. Bei Konflikten mit Außenstehenden, Arbeitskollegen oder Fremden bin ich viel souveräner und bleibe entspannt. Da juckt mich das nicht so.
Ich habe halt das Gefühl, dass sie im Alltag auf meine Gefühle und wie es mir dabei geht, keine Rücksicht nimmt. Nur ihre Gefühle sind wichtig, alles andere ist egal. Sie darf äußern, wenn ihr etwas nicht passt, aber wenn ich mal was anspreche, ist es ganz schlimm.
Ein Beispiel: Diese Woche hatte ich eine starke Erkältung und lag im Bett. Selbst da hat sie wieder Streit angefangen, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass ich krank war und eigentlich Ruhe benötige. Und sie wollte es wieder „ausdiskutieren“, anstatt fünfe mal gerade zu lassen.
Ich bin eigentlich ein sehr humorvoller und lebensfroher Mensch (das war ich zumindest vor der Beziehung), aber ich fühle mich heute einfach gerädert und seit 4 Jahren im Dauerstress.
Eine Liebesbeziehung sollte doch ein Ruhepol sein und Stabilität, Rückhalt und Harmonie bieten. Klar, darf es auch mal Konflikte geben, aber wenn diese Konflikte immer nur von einer Seite gesucht oder ausgelöst werden und am Ende ich immer den schwarzen Peter zugewiesen bekommen soll, dann stimmt da was nicht. Sie findet, dass 90 % der Zeit alles gut läuft und 10 % nicht so gut läuft, aber sie könne damit leben. Sie meint auch, ich würde die Beziehung immer in Frage stellen und mich nur auf diese 10% fokussieren, die für mich aber keine 10% sondern 40-50% ausmachen. Ich sage zur ihr sie solle mal mit ihren Freunden so umspringen wie mit mir. Sie meint dann immer: „Ich hab halt höhere Ansprüche an dich“.
Wenn ich ehrlich bin und auf meinen Bauch höre: Ich liebe sie nicht mehr. Die ganzen Streits und die ständige Kritik an mir haben meine Liebe Stück für Stück zerstört. Ich freue mich nicht mehr wirklich auf sie und bin froh wenn ich alleine bin und meine Ruhe habe. Einer meiner bester Freunde kennt sie auch und hat das ganze Drama mitbekommen und meint schon seit letzem Jahr ich solle mich lieber trennen.
Wenn mich ein Freund so behandeln würde, dann hätte ich ihm schon längst den Laufpass gegeben. Es fällt mir nur wahnsinnig schwer mich zu trennen, es auszusprechen und nach 6 Jahren wieder alleine zu sein. Zumal der ganze Umzug und alles was daran hängt. Gemeinsame Freundeskreise. Die Beziehung hat mir einiges bedeutet und ich hatte bisher die Hoffnung wir bekommen das noch hin. Ich kann mir so halt keine Zukunft mit ihr vorstellen, geschweigeden Heirat oder Kinder. So unruhig und instabil, jede Woche Streit wegen Kleinigkeiten. Das möchte ich mir nicht für den Rest meines Lebens geben.
Jetzt wollte ich mal eure Meinung hören. Ist es normal, wenn wir uns so oft streiten? Hat das noch eine Zukunft? Was meint ihr? Evtl. Tipps wie wir „besser“ streiten können und Konflikte schneller / besser lösen können.