Hallo ihr Lieben,
ich weiß gar nicht so recht, wie ich anfangen soll... ich bin mit meinem Freund inzwischen drei Jahre ein Paar und grundsätzlich auch glücklich mit ihm, ich liebe ihn. Es gab und gibt jedoch immer wieder Themen, die mich irgendwie immer unzufriedener machen - ohne dass ich es möchte.Ich muss dazu sagen, dass ich die erste Freundin meines Partners bin, ich hatte zuvor schon zwei lange Beziehungen.
Ich schätze mich grundsätzlich als sehr tolerant ein und gestehe meinem Partner viel zu. Vielleicht solltet ihr als Hintergrund wissen, dass ich chronisch krank bin. Neben einer chronischen Migräne, also einer Migräne, die nicht mehr wirklich abklingt, sondern immer latent und an einigen Tagen auch stark (Erbrechen, Schmerzlevel so hoch, dass Medikamente kaum bis gar nicht anschlagen) da ist. Seit Januar 2022 habe ich zudem die Diagnose ME/CFS (chronisches Erschöpfungssyndrom). Aufgrund dessen habe ich 24/7 mittelstarke Schmerzen in Kopf und Beinen, starke Abgeschlagenheit und Probleme mit den Augen. Aktuell kann ich noch Teilzeit mit 33 Stunden/Woche arbeiten, davon 2x/Woche von zu Hause. Obwohl ich mich nicht unterkriegen lasse und alles erdenkliche an Medikamenten und Therapien ausprobiere, bin ich im Vergleich zu Gesunden schon eingeschränkt... ich kann nicht bis in die Nacht feiern gehen, Alkohol trinken, Konzerte besuchen, Sport machen oder ähnliches. Ich gehe immer wieder an und über die Grenzen, was dann zur Folge hat, dass ich tagelang, manchmal auch zwei Wochen durchgängig mit Fieber, starken Gliederschmerzen, Geräuschempfindlichkeit,... richtig flach liege. Da ich mich mit den Einschränkungen und Belastungen und immer wieder sehr starken Schmerzen inzwischen auch psychisch sehr belastet fühle, habe ich mir im Sommer eine Psychologin gesucht, die mit mir vor allem an dem Umgang der Erkrankung und meiner Akzeptanz dieser arbeitet.
Ein Thema, was immer wieder präsent ist, ist meine Beziehung. Mein Freund ist 36 Jahre und ich 37 Jahre. Er ist vom Charakter her wie ich früher: unternehmungslustig, immer aktiv, feiert gern und genießt das Leben. Drei mal im Jahr fährt er mit seinen Jungs in den Urlaub. Ich gönne ihm das von Herzen - ich habe mittlerweile gelernt, viel allein zu sein und das anzunehmen, mir Hobbies gesucht, die ich trotz Erkrankung machen kann (lesen, hin und wieder backen, mit Freundinnen telefonieren oder bei mir treffen und ähnliches). Es geht mir nicht darum, dass mein Freund zuständig dafür ist, mich "zu unterhalten", das kann ich allein. Es war auch von Beginn an so, dass wir uns nur sonntags, ab mittags und häufig noch an einem Abend unter der Woche gesehen haben. Seit Januar diesen Jahres wohnen wir zusammen. Ich bin seine erste Freundin und er hat immer betont, dass er Freiraum braucht... daher habe ich selbst dann nichts gesagt, wenn meine Freundinnen "groß geguckt" haben, wenn ich erzählt habe, wann bzw. wie oft wir uns sehen. Seitdem wir nun zusammenwohnen, fällt eigentlich auch der Sonntag nun häufig weg. Es gibt Wochen, da ist er in einer Woche an einem Abend zu Hause, WENN es gut läuft. Manchmal gar nicht oder sonntags erst ab 19/20 Uhr... unter der Woche ist immer irgend etwas... Jagdbesprechung, Bierchen beim Kumpel, etwas von der Arbeit... Samstags morgens ist er häufig ab 7.00 Uhr irgendwo einem Kumpel helfen oder hilft auch dem Hof seiner Eltern. Abends kommt er dann meist gegen 18 Uhr kurz heim, duscht sich und ist 30 - 60 Minuten später wieder weg: kegeln, Karten spiele, saufen. Es gab in den drei Jahren Beziehung vielleicht zwei Freitag Abende, die uns gehört haben und... vielleicht einen (?) Samstag Abend - die anderen Abende ist er bis in die Morgenstunden feiern bis kurz vorm Koma.
Das soll alles gar nicht so böse klingen, wie es das vermutlich tut! Er hat immer Angst, eingeengt zu werden... aber ich finde, davon sind wir weit weg. Ich habe ihm noch NIE gesagt, dass ich nicht möchte, dass er weggeht und das werde ich auch nie tun. Ich bettle nicht um Liebe oder gemeinsame Zeit. Aber zwischen "klammern" und jeden Tag aufeinander hängen und dem was wir haben, liegen einfach Welten. Ich will ihm ja nichts und versuche es immer wieder zu akzeptieren. Vor allem, da wir ein Haus gekauft haben, was gerade noch renoviert wird. Aber ich merke immer wieder, dass mir gemeinsame Zeit fehlt. Oft denke ich, ich darf das nicht "fordern", weil ich ihm nicht bieten kann, mit mir feiern zu gehen, Kanu zu fahren oder andere aktive Sachen. Ich kann es gesundheitlich nicht, woran ich selbst häufig fast zerbreche vor Kummer darüber.
Ich habe ihm im letzten halben Jahr so häufig liebevoll Vorschläge gemacht... er hat noch Gutscheine/Geschenke von mir, die zwei Jahre alt sind (Flugzeug fliegen - er wollte immer Pilot werden, Brunchen,...). Er sagt, er findet die Geschenke gut und passt zu ihm, vor allem mit dem Fliegen... aber nachdem ich fünf oder sechs mal gefragt habe, wann wir das machen können, wann er Zeit hat, habe ich es einfach aufgegeben... vielleicht sind es auch schon acht oder neun mal gewesen, die ich gefragt habe - nicht klagend, sondern darauf freuend, Kuss dabei gegeben... liebevoll eben und gesagt, dass ich mich wirklich sehr freuen würde, mir wünsche, mal wieder sowas zu machen... ich verstehe es nicht. Er sagt dann, wenn er Sonntag Abend da ist und wir Tatort schauen, das reicht doch für die Woche. Manchmal sagt er auch, er wäre doch gar nicht mehr weg als andere Männer auch, ich hätte ein Aufmerksamkeitsproblem. Zwei mal war es auch schon so, dass er gesagt hat, er holt jetzt sofort sein Gewehr (er ist Jäger) und ich solle ihn dann erschießen, dann wäre ich ihn los. Das war richtig schlimm für mich, konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Manch andere Tage sagt er dann, ich hätte ja auch recht... aber es ändert sich nichts. Manchmal kommt es dann in mir so hoch, dass ich auch schonmal wütend darüber geworden bin. Ist es denn zu viel verlangt, zwei oder drei mal im Monat (!) etwas mit seiner Freundin zu machen? Er hat alles, was er will... bin für ihn hierher gezogen, was ich gern gemacht habe... ich verzichte so viel in meinem Leben, krankheitsbedingt... er fragt immer, was er für mich tun kann, geht aber null auf meine Wünsche ein, wenn ich ihm dann zum Beispiel sage: was hältst du von gemeinsam kochen später, Eis essen gehen oder ähnliches.
Es ist ihm einfach egal, auch wenn er das bestreitet und absolut sagt, es wäre nicht so... aber ich kann keine andere Schlussfolgerung ziehen, als dass ich einfach nicht seine Priorität bin. Er kann seinen Urlaub machen. Er kann Freitag und Samstag jedes Wochenende bis in die Nacht hinein Koma-Saufen... ich will ihm ja gar nichts nehmen. Aber ich fühle mich langsam nicht nur (aufgrund der Krankheit) im allgemeinen Leben nur noch als Zuschauer, auch in der Beziehung... Er lebt SEIN Leben und ich schaue dabei zu...
Aktuell war er mit seinem Kegelclub auf Malle, seit Freitag, heute Nacht kommt er wieder. Im Januar ist er eine Woche Ski fahren, im Juni dann wieder eine Woche wandern. Ich genieße es auch, in dieser Zeit mal ganz für mich zu sein... aber diese Lücke im sonstigen Alltag wird einfach immer größer und es macht irgendwie auch langsam was mit mir. Ich möchte das so nicht, ich bin oft sehr traurig. Ich habe Freunde, die sehe ich auch trotz Krankheit und wir machen das Beste draus. Ich kann auch gut allein sein, gern sogar... aber wie wichtig bin ich ihm? Ich habe schon Ideen vorgeschlagen, was ich trotz Erkrankung machen kann, aber scheinbar ist er lieber bei anderen Leuten...Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Meine Psychologin betont immer wieder, dass auch er Kompromisse eingehen sollte und muss, nicht nur ich - aber was tun, wenn reden nicht hilft? Trennen möchte ich mich nicht. Wie kann ich lernen, besser damit zu leben, wenn er nicht bereit ist, Kompromisse zu finden?
Liebe Grüße