blowmore> Übersehe nicht die Verhütung mit ihr zu besprechen!
Falls es wirklich darum gehen sollte, dem Freund gefallen zu wollen, ist es auch wichtig, ihr Standfestigkeit und einen klaren Blick auf die Dinge beizubringen, und beim Abwägen der Frage, was man anderen zuliebe tut, niemals zu vergessen, sich genau zu überlegen, was man sich selbst zumuten kann und möchte und was einem vielleicht doch zuviel werden könnte.
> Die wird wahrscheinlich gerade dabei sein ihre ersten sexuellen Erfahrungen zu machen und möchte ihrem Freund gefallen.
Die "und"-Verknüpfung lässt Interpretationsspielraum.
Der Beweggrund, erste sexuelle Erfahrungen zu machen, _weil_ man dem Freund gefallen will, den es bei Mädchen offenbar öfter mal gibt, hat mich schon immer etwas überfordert.
Insbesondere, als ich in der Pubertät war. Die emotionalen Dynamiken meiner pubertierenden Altersgenossinnen und -genossen, die ich z.B. in der Schule um mich herum beobachten konnte, fand ich damals abschreckend.
Das hat mich seit meiner Jugend dazu bewogen, mich in sexueller Hinsicht lieber nicht auf irgendwelche wilden Abenteuer einzulassen, bei denen ich damals dann nicht gewusst hätte, wie die Mädels das wirklich verbacken, geschweige denn, wie ich ggfs mit deren Seelenschmerz hätte umgehen sollen.
Das war mir damals zuviel seelisches/emotionales Kuddelmuddel, über das ich zu wenig Bescheid wusste - alles, was ich zum Glück wusste, war, dass mir die Abgeklärtheit fehlte, mit so etwas vernünftig umzugehen. Das war für mich ein mir nicht geheueres Minenfeld, bei dem ich nicht einschätzen konnte, wegen was die tickenden Emotionsbomben um mich herum hochgehen könnten. Unsicheres Terrain, von dem ich mich lieber ferngehalten habe.
Als ich 14/15 Jahre alt war, ging bei meinen Alterskolleg/inn/en der Poppwahn los und das damit verbundene Geplärre und Gedöns. Und bei den Mädels die Panik, ob das erste Mal wehtun könnte. Ich dachte immer:
Herrje, wenn ihr Angst habt und euch das stresst, dann lasst es doch einfach noch bleiben - zumindest so lange, bis der Gedanke ein bisschen den Schrecken verloren hat - warum zum Geier gebt ihr euch den Stress, euch auf Sachen einzulassen, die euch noch nicht geheuer sind? Wenn ein Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Fellkontakt besteht, kann man doch vielleicht auch einfach so behaglich kuscheln und Bauchkraulen.
Ich hatte immer Probleme, nachzuvollziehen, warum sich die Leute solchen Stress antun, anstatt abzuwarten bis die Dinge so liegen, dass es nicht stresst.
Diese bizarre Fixiertheit auf Sex, bei der die Vorstellung von Behaglichkeit in der Liebe völlig auf der Strecke blieb, ging mir damals sehr auf den Senkel, und ich dachte mir immer, dass kein Orgasmus der Welt einem dieses ganze unehrliche und vor allem stressige Affentheater wert sein kann, das die Leute veranstalten. Und hab mich davon ferngehalten.
Mir ist es in dem Alter einmal passiert, dass eine Mitschülerin, mit der ich nie viel zu tun hatte, meinte, mir unter vier Augen ihre Liebe gestehen zu müssen. Ich bin erstmal aus allen Wolken gefallen und dann zu dem Schluss gekommen, dass sie gar nicht in mich verliebt sein konnte, weil sie mich dazu ja hätte kennen müssen, und dass sie wohl eher deshalb in mich verliebt war, weil sie dem allgemeinen Wahn anheimgefallen war, der darin bestand, dass gerade alle meinten, irgendwie verliebt sein zu müssen, und sie anbetrachts der Auswahl mich vielleicht für eins der kleineren Übel gehalten hatte.
Diese Gedanken habe ich ihr direkt so dargelegt, und ihr gesagt, dass sie doch bitte auf dem Teppich bleiben soll, und wir uns ja gar nicht richtig kennen, und dass wir uns ja gerne jederzeit nett unterhalten können, und sie dann auch gerne etwas von meinem gekauften in Alufolie eingeschweisten Rührkuchen und dem Tee aus meiner Thermoskanne abhaben kann, aber dass darüber hinaus nichts laufen wird, weil mich das überfordern würde, und ich mir diese Überforderung nicht antun möchte, und ich diese Überforderung auch niemand anderem zumuten möchte.
Und natürlich wars nicht recht:
Mir wurde von ihren Freundinnen tagelang missgünstig vorgeworfen, ich sei böse, weil ich sie zum Weinen gebracht hätte. Was mich damals noch mehr darin bestärkt hat, mich von allem fernzuhalten, was nach stressigem Drama roch.
Meine männlichen Kollegen, zu denen das von den Mädels leider auch herumgetratscht wurde, meinten, ich sei blöd, denn ich hätte mir die Chance entgehen lassen, sie vielleicht flachzulegen.
Und ich dachte die ganze Zeit: Wieso eigentlich dieser ganze Scheiss? Warum nicht warten, bis die Bewusstseinslage nicht mehr ganz so katastrophal, sondern man innerlich besser sortiert und mental stabiler aufgestellt ist? Bei allen anderen Unternehmungen achtet man darauf, dass eine solide Basis da ist - bloß in Liebesabenteuer soll man sich unreflektiert hinein stürzen... Die beste Strategie, sich und andere unglücklich zu machen.
Was ich mich aber manchmal nachträglich frage, ist, ob es sehr seltsam ist, sich als Junge erstmal lieber auf nichts einzulassen und sich nicht in wilde Abenteuer zu stürzen, um nicht von den sich daraus ergebenden Dynamiken überfordert zu werden?