Hallo ihr Lieben,
schon lange (oder schon immer?!) habe ich innere Kämpfe mit mir auszutragen. Wie wir vermutlich alle es haben, habe ich in früheren Jahren, als Kind, Teenie, junge Erwachsene viel erlebt und eingesteckt. Irgendwann trudelte das Arbeitsleben ein und der perfekte Alltag einer fleißigen Angestellten war geboren. Ich habe tolle Freunde. Bin verlobt und wir leben zusammen.
Nun war es so, dass ich im November letzten Jahres eine Art "Nervenzusammenbruch" (?!) hatte. Wie genau das bezeichnet wird, was mit mir los war, weiß ich nicht. Ich fühlte schon seit Jahren einen immer-anwesenden Schmerz. Mal mehr, mal weniger. Mal begleitet von Selbstzweifeln, mal weniger. Mal war ich hoffnungslos überfordert, mal dachte ich "nun pack ich's". Usw. Im November war es von einem auf den anderen Tag so, dass ich das Haus nicht mehr verlassen konnte. Ich habe nur geweint, mochte nicht in mein geliebtes Auto steigen, hatte Angst um alles, was mir lieb ist. Ich fühlte mich absolut ausgebrannt und hatte das Gefühl, mein Körper besteht aus Blei. Der Blick in den Spiegel war mir absolut nicht mehr möglich. Auslöser (aber nicht Grund) dafür war fürchte ich ein Problem in der Beziehung zu meinem Verlobten (die Beziehungsprobleme möchte ich in diesem Post nicht so breittreten, dann wird er wohl zu lang ;-) ). Wie gesagt - ich denke, es war nicht der Grund, denn meine Probleme bestanden schon weit bevor ich ihn kennen lernte - es war wohl "nur" der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Ich ging also vertrauensvoll zu meiner Hausärztin und sie nahm mich sehr ernst. Auch hier hatte ich Zweifel, denn eigentlich fand ich mein Befinden zuvor immer nicht "schlimm genug". Anderen geht es schlechter als mir, also soll ich mal nicht rumquaken - so dachte ich. Meine Ärztin trieb mir diesen Gedanken aus. Auch riet sie mir ganz dringend zu einer Therapie, da sie der Auffassung ist, dass ich viiieles mal aufarbeiten müsste. Vielen gelingt das wohl ohne Hilfe, aber manche brauchen sie eben, und dazu gehöre ich laut ihrer Auffassung. Ich bekam eine Krankschreibung für 2 Wochen und eine Liste mit den ortsansässigen Therapeuten.
So. Und das wars. Während der Krankschreibung lag ich eigentlich nur auf der Couch und habe an die Decke gestarrt. Hin und wieder habe ich mich von Social Media aus meinem Tunnel entführen lassen, aber das war es auch. In der zweiten Woche habe ich mir zumindest schonmal die Telefon-Sprechzeiten der Praxen rausgesucht und wollte wirklich anrufen. Was war? Ich habe mich einfach nicht getraut.
Ende Dezember endete mein fast 10-jähriges Arbeitsverhältnis (nach eigenem Wunsch, weil ich eine neue Arbeit näher am Wohnort gefunden habe) und Anfang Januar fing ich die neue Arbeit an. Somit war viel los und der Alltag hat einen herrlich abgelenkt. Zu allem Überfluss macht mich die neue Arbeit absolut nicht glücklich und ich warte eigentlich nur die Probezeit ab, um mich hausintern in eine andere Abteilung umzuorientieren.
Nochmal zur Erinnerung - dieser innere "Schmerz" ist permanent da, jeden Morgen, jeden Abend und dazwischen. Nun merke ich aber wieder vermehrt von Zeit zu Zeit, dass die extremen Gefühle mich doller runterziehen und die Abstände kürzer werden. Aber wisst ihr was? Ich habe selbst vor einer Therapie Angst. Was wird sie wohl hervorbringen? Ist mein Zustand vielleicht meine Schuld und man kann mir dort gar nicht helfen? Wird mir empfohlen, meine Beziehung zu beenden? Kommen Dinge wieder ans Licht, die ich bereits erfolgreich verdrängt habe? Wird festgestellt, dass ich momentan alles was nur geht falsch mache und ich ein neues Leben anfangen sollte? Das sind alles irgendwie Dinge, zu denen ich nicht bereit bin und vor denen ich Angst habe. Und auch Angst vor dem Ungewissen. Da ist sicher eine Menge, was ich jetzt noch gar nicht ahne...
Nachdem ihr das gelesen habt und wenn ihr es bis hierher geschafft habt, ratet ihr mir wahrscheinlich auch dazu, die Therapeutenliste mal abzutelefonieren. Deshalb frage ich nicht einfach "Was soll ich tun?", sondern frage eher spezieller. Habt ihr solche Gefühlslagen vielleicht auch schon erlebt (vor einer empfohlenen Therapie) und könnt aus Erfahrung berichten? Habt ihr Tipps, wie ich meine beschriebenen Ängste überwältigen kann, damit ich endlich den Hörer in die Hand nehme? Und würdet ihr (die sowas schon durch haben) sagen, dass euch eine Therapie geholfen hat, euren Alltag wieder bewältigen zu können und besser noch, wieder glücklich zu sein?
Ich freue mich auch über Anmerkungen oder Tipps, nach denen ich nicht explizit gefragt habe.
Ich danke euch vielmals fürs Lesen!