Hallo liebe Community,
ich (w 34) bin seit 3 Jahren mit meinem Partner zusammen, der von Anfang an mit psychischen Problemen zu kämpfen hat (Stressbewältigung durch Binge Eating und infolge der Gewichtszunahme Depression und Soziophobie).
Nach drei Jahren in denen er sich vehement gegen eine Therapie gewehrt hat, hat er nun tatsächlich einen Psychiater aufgesucht, um eine Krankschreibung für die Arbeit zu bekommen, da er sich nicht mehr im Stande sah unter Menschen zu gehen.
Zuerst war ich sehr froh und stolz auf ihn dass er diesen Schritt endlich gewagt hat, da er zusätzlich über ein Psychiater auch eine Gesprächstherapie bei einem Therapeuten erwirken wollte.
Die Freude wich allerdings schnell. Der Psychiater verschrieb ihm beim ersten Gespräch, das maximal 10 Minuten dauerte, direkt eiN SSRI Antidepressivum (Sertralin) ohne eine richtige Anamnese durchzuführen und ohne dass er begleitend in Therapie ist.
Für mich war allein das bereits ein Schock, da mein Partner viele Probleme hat, für die die Wirkung von Sertralin extrem ungünstig wären, und ich es auch absolut nicht unterstütze, dass eine medikamentöse Therapie ohne Gesprächstherapie begonnen wird, zumal hier nicht die Depression als erstes da war, sondern diese sich aus der Gewichtszunahme entwickelte.
Mein Partner sah dies ebenfalls sehr kritisch, löste dennoch das Rezept ein, da er sich die Einnahme überlegen wollte und wir uns noch einmal richtig informieren wollten.
Die Mutter meines Partners hat dieses Medikament übrigens auch schon verschrieben bekommen, und hat ihm dringend davon abgeraten, da allgemein bekannt ist, dass es sehr stark wirkt und jemanden in einer Vielzahl der Fälle emotional komplett abstumpfen lässt.
1-2 Tage später, erwähnt we beiläufig dass er das Medikament bereits nimmt.
Für mich war das wie ein Schlag ins Gesicht, da wir nicht noch einmal darüber gesprochen hatten und er sich zuletzt extrem kritisch darüber geäußert hatte, genau wie ich.
Da es ihm aktuell aber wirklich schlecht geht, habe ich das einfach mal so stehen lassen, obwohl ich sagen muss dass mich das wirklich sehr verletzt und enttäuscht hat, dass er mich in so eine Entscheidung nicht mit einbezieht, bzw. mir nicht von seiner Entscheidung erzählt.
Nach 2 Wochen war er erneut zur Kontrolle bei seinem Psychiater, der ihm zu einer Erhöhung der Dosis riet.
Mein Partner erzählte mir davon, aber sagte mir dass er dies auf keinen Fall tun würde, da er vorher erstmal eine Gesprächstherapie versuchen möchte bevor er auf medikamentösem Wege so extrem in seine Psyche eingreift (das ist auch meine Meinung).
Aufgrund seiner aktuell sehr ausgeprägten Soziophobie haben wir uns auch schon einige Wochen nicht gesehen. Eine Woche nach seinem Termin, erzählt er mir, dass ihn das Antidepressivum sexuell einschränkt. Dass er nicht mehr nicht mehr zum Orgasmus kommt. In diesem Kontext hat er beiläufig erwähnt dass dies wahrscheinlich daran liegt, dass er ja vor einer Woche die Dosis verdoppelt hat, wie es der Arzt empfohlen hat.
Ich dachte ich falle vom Glauben ab. Mir gegenüber hatte er mehrmals gesagt dass er dies auf keinen Fall tun wird, und hat es mit keinem Wort erwähnt.
für mich stellt das einen sehr großen Vertrauensbruch dar und ich bin sehr verletzt und schockiert dass er mich in all diesen Dingen nicht mit einbezieht, zumal das Medikament dafür bekannt ist, dass es einen (vor allem bei dieser Dosis) gefühlskalt, abgestumpft, und empathielos werden lässt.
Es ist dafür bekannt, dass man damit nichts mehr fühlen kann, und aufgrund dessen seine Beziehung beendet, sich scheiden lässt etc., da man nicht mehr fähig ist zu lieben. Dies ist auch wissenschaftlich erwiesen und stellt die häufigste und sicherste Nebenwirkung dar.
Daher erwarte ich von einem Partner dass er mir wenigstens vorher davon erzählt.
Er kann meine Enttäuschung allerdings überhaupt nicht verstehen und ist der Meinung dass es absolut nicht schlimm ist, dass er mir nichts davon erzählt hat, und dass er mir doch nicht erzählen muss was er für Medikamente nimmt.
Ich würde niemals solche Medikamente einnehmen, ohne mit meinem Partner eingehend darüber gesprochen zu haben.
Hat jemand vielleicht etwas ähnliches durchgemacht? Oder ist hier vielleicht jemand der selbst Antidepressiva nimmt und kann mir sagen ob er dies mit seinem Partner besprochen hat?
Wie würdet ihr damit umgehen?
Ich habe schreckliche Angst ihn durch dieses Medikament zu verlieren und fühle mich aber auch einfach durch das außen vor lassen sehr verletzt.