Ich habe einen Freund, der aus dem Irak kommt.
Er gehört einer Glaubensgemeinschaft an, die Mandäer heißt.
In diesen Glauben wird man geboren und kann nicht konvertieren, deswegen heiraten sie meist in ihrer eigenen Gemeinschaft und meist mit Verwandten.
So auch mein guter Freund. Seine Frau wurde ihm bei ihrer Geburt versprochen, weder sie, noch er wollten diese Ehe.
Es gab aber nur eine Lösung, sich dem Wunsch der Gemeinschaft beugen oder verstoßen werden.
Er hat sich, trotz seiner großen Liebe zu seiner damaligen Freundin, für seine Familie und diese Ehe entschieden.
Mittlerweile ist seine Frau aus der Gemeinschaft ausgetreten, sie hat ihn verlassen.
Er hat eine Lebensgefährtin und eine kleine Tochter mit ihr, die Familien verstehen sich nicht, aber das ist ihm egal.
Damals, als man diese Entscheidungen für ihn getroffen hat und er sich dem Wunsch seiner Familie gebeugt hat, war er sehr jung, wie dein Freund.
Wir, mit unserer westlichen Einstellung, können solche kulturellen/religiösen Regeln nicht verstehen.
Die erste Generation, vielleicht auch die zweite Generation hält noch an den Glauben und Bräuchen fest, die dritte Generation vielleicht nicht mehr.
Dein Freund führt ein Doppelleben. Bei seiner Familie ist er der Mustersohn, außerhalb der Familie geht er seinen Bedürfnissen nach.
Ob er mit ihr nur so tut, als sei er verheiratet oder es einfach ist und seinen ehelichen Pflichten nachgeht, das kann ich dir nicht sagen.
Auch kann ich dir nicht sagen, ob du ihm weiterhin vertrauen solltest.
Eure Liebe ist von seiner kulturellen und religiösen Herkunft gesteuert, nur er kann daran etwas ändern.
Vielleicht lohnt es sich zu warten, wenn die Liebe groß genug ist.
Wärst du aber meine Tochter, dann würde ich sagen, lass ihn ziehen mein Kind.
So einer hat nicht gelernt ehrlich zu sein, er selbst zu sein und wenn er in Konfliktsituationen gerät, dann wählt er den Weg des geringsten Widerstandes, die Lüge.
Du bist jung, vergeude deine wertvolle Zeit nicht mit jemandem, der nicht zu dir stehen kann.