Hallo liebes Forum,
ich bin neu hier und brauche einfach jemanden, dem ich mich anvertrauen kann und habe das Gefühl, anonym sei die beste Option. Vielleicht kann mir ja jemand eine bessere Sichtweise auf meine Situation geben oder einen guten Rat.
Ich entschuldige mich schon mal dass es etwas länger wird, aber ich muss es mir mal von der Seele schreiben.
Seit 2 Jahren bin ich mit meinem derzeitigen Freund zusammen. Wir kamen beide aus festen, langfristigen Beziehungen (12 Jahre und 18 Jahre) und haben für "uns" viel aufgegeben. Wir waren beide nicht mehr glücklich in unseren Beziehungen, ich wegen verbaler Gewalt und er wegen einem Seitensprung der ex Freundin. Am Anfang waren wir sehr glücklich und verliebt, wir kannten uns schon seit Jahren und waren miteinander befreundet. Als Freunde konnten wir über alles sprechen, und er hat mich immer verteidigt, wenn mein Exmann unfair zu mir war. Er wusste dass ich viele männliche Freunde habe und wir teilen uns seit jeher ein Hobby.
Er ist dann vor 2 Jahren relativ schnell zu mir gezogen, und hat im Prinzip sein ganzes Leben für mich aufgegeben: neue Stadt, neuer Job, neue Frau.
Natürlich musste er sich erstmal neu orientieren hier bei mir, wir haben am Anfang in einer Ferienwohnung gewohnt und uns dann eine gemeinsame Wohnung gesucht und war deshalb 1 Jahr zuhause. Ich verdiene genug Geld, um für uns beide zu sorgen, deshalb war das nicht schlimm, aber ich habe mir natürlich gewünscht, dass er etwas zum Haushalt beiträgt. Deshalb arbeitet er nun wieder und das auch in einem ganz ordentlichen Job, der allerdings körperlich sehr anstrengend ist. Ich hingegen arbeite 90% aus dem Homeoffice und habe eine sehr gute Anstellung, weshalb es bei mir "etwas entspannter" zu geht. Natürlich habe ich auch Stress aber ich muss halt nicht körperlich schwer arbeiten und habe auch einen tollen Verdienst. Für diesen Job habe ich mir aber auch die letzten 15 Jahre den A**** aufgerissen, er hat halt eher Gelegenheitsjobs gemacht und auch keinen Elan, umzuschulen.
Eigentlich seit Anfang an haben wir recht intensiven Streit und es geht mehr oder weniger immer um die gleichen Themen: Eifersucht, meine Arbeit und dass ich ihm angeblich oft in den Rücken falle. Das bedeutet im Klartext, wenn ich mich mit einem anderen Mann gut verstehe (außer Familie) oder ihm sogar recht gebe in bestimmten Situationen, dann flippt er aus. Oft unterstellt er mir, dass ich von dem anderen was will. Solche Kommentare kommen eigentlich bei so gut wie allen Themen unseres Lebens. Und er überschreitet dort auch immer meine rote Linie indem er mich beleidigt oder herablassende Sprüche ablässt.
Das belastet zum Beispiel meine Arbeit; wenn ich ihm erzähle dass ich einen neuen Kollegen richtig gut finde (professionell) ist es nur eine Frage der Zeit, bis er mir unterstellt dass ich ihm schöne Augen mache. Er flippt aus, wenn ich männlichen Kollegen Smileys schicke, verkauft es mir aber als "als Führungskraft solltest du das nicht tun", er kontrolliert dazu manchmal meinen Arbeits-Chat. Meinen Chef hasst er so sehr und wenn ich nicht maximal mit Hasse (was ich einfach sehr anstrengend finde, weil ich eher von der friedlichen Sorte bin), dann sagt erneut direkt ich soll mich schön weiter bücken und abschlecken, und ich werde schon sehen, ich kann j mit ihm leben und mal schauen wie das so ist. Er hasst alle Partner meiner Freundinnen und lässt auch da nur Sprüche ab wie "Hurensohn". Wenn ich auch nur ein Fünkchen von Empathie denen gegenüber zeige, dann bin ich gleich gestört, dumm und ein Psycho. Überhaupt nennt er mich oft einen Psycho, mal Narzisst oder Authist, er sagt oft ich bin gestört. Manchmal schreit er mich wegen einer Kleinigkeit (zb ein Smiley) so laut an, dass ich mir die Ohren zuhalten muss. So laut wie er, hat nicht mal mein Vater oder mein Ex mit mir geschimpft. Er unterstellt mir überall, dass ich fremde Männer anschaue und anlächle: im Restaurant, an der Supermarkt Kasse, beim Autofahren. Ich muss sehr genau aufpassen wo ich hinschaue. Natürlich habe ich in keinem dieser Fälle je Blickkontakt oder irgendwas eigenartiges mit den jeweiligen Männern gehabt. Ich bin immer völlig perplex, wenn das aufkommt und weiß oft nicht mal von wem er da redet.
Ich kann selbst ein wenig zickig sein manchmal und könnte auch oft einfach selbst die Wut schlucken, wenn er eine abfällige Bemerkung macht (zum Beispiel wenn er mir sagt ich sei nur gut in der Schule gewesen, weil ich scharf auf den Lehrer war. Natürlich nur ein Witz und eigentlich würden dass ja alle Frauen witzig finden). Wenn ich mich unfair behandelt fühle, dann ziehe ich auch ein Gesicht und bin abweisend für einige Zeit, aber meistens wehre ich mich gegen seine Angriffe nur kurz, dann werde ich still und schließlich heule ich mir die Augen aus. In der Regel provoziert ihn das noch mehr, er lässt mich dann nicht das Zimmer verlassen, sagt ich sei ein Psycho und murmelt und brüllt wahllos Beleidigungen wie "Sowas dummes und dreistes ist mir noch nie untergekommen, bück dich ruhig wie du es immer machst, Leck denen doch allen den Arsch, meine eigene Freundin, ich glaub's nicht, du willst mich doch für dumm verkaufen, sowas hirnloses hab ich noch nie erlebt, Gründe doch mit denen einen Verein der hirnlosen, du bist es einfach nicht wert, du bist so beschissen. etc . -"
Oder es geht um Hausarbeit, wir sind beide etwas faul aber natürlich ist es nie genug was ich mache, weil ich ja "eh nur zuhause rumhocke".
Manchmal kommt ein Streit aber auch nur wegen einer Frage zustande, ich frage ihn etwas und kriege nur ein "Nerv mich nicht" und dann stehen die Chancen 50/50 dass es wieder losgeht. Er kriegt einen richtigen Tobsuchtsanfall.
Dabei zeigt er auch zunehmend Körperlichkeit. Er hat mich zwar noch nicht direkt gehauen oder geschubst, aber er rempelt mich im Streit an, lässt mich nicht aus dem Zimmer, reißt mir die Mütze vom Kopf. Einmal hat er extrem hart gegen die Wand geschlagen.
Ich sage ihm immer wieder, dass er mal Maß halten soll, nicht immer Beleidigungen und so austicken, ich finde man kann über alles reden aber dieses anbrüllen und runter machen, verbale erdrücken geht nicht. So kann man mit Menschen nicht umgehen.
Am Anfang hat er sich immer irgendwo entschuldigt, mittlerweile muss ich kriechen kommen, wenn ich Frieden will. Er droht mir mit Schluss machen, wenn ich die Probleme anspreche. Zugegeben habe ich ihm das auch schon angedroht, aber am Ende haben wir wieder Frieden geschlossen für ein paar Tage und wollen uns dann auch bessern. Bis es wieder wegen einer totalen Lappalie los geht.
Wenn wir nicht streiten, dann sind wir ein sehr glückliches Paar, und er bringt mir oft Blumen und Geschenke mit. Wir sind sehr romantisch und lieben uns sehr. Fremde würden das nie denken. Er sagt manchmal, was ich richtig zynisch finde, seine Kolleginnen würden mich sehr beneiden. Weil er mir immer leckere Sachen mitbringt.. überhaupt schwankt er immer zwischen übertriebenem Selbstvertrauen (er ist der stärkste, schlauste, beste Mann für mich) und totalem Minderwertigkeitsgefühl (bitte ruf du dort für mich an, ich mag sowas nicht). Er macht sich jeden Tag "schick" für die Arbeit, dauert 1h ungelogen. Wenn ich mal Make-up auftrage, wird gleich hinterfragt "für wen, mit wem hast du heute gesprochen, du willst ja nur deine Brüste betonen". Mein Kleiderschrank wurde schon recht zu Beginn der Beziehung ausgetauscht, SB ist verboten und alleine ausgehen auch. (Wir alle solche Partner wird das nie offen gesagt, sondern einfach nur durch Terror unterbunden). Wenn ich mal zur Arbeit MUSS glaubt er mir nicht und sagt das sei Schwachsinn und mit wem ich mich da so treffe. Ich fühle mich absolut eingeengt.
Dazu kommt, dass ich im 5. Monat schwanger bin und eigentlich dachte, er wäre nun der Mann fürs Leben und natürlich sehr an der Beziehung hänge. Ich will eigentlich keine Trennung. Ich weiß selbst wie krass dumm das klingt und wie bescheuert ich eigentlich bin.
Mein Exmann hatte schon ganz ähnliche Züge, er hat mich nur mit anderen Worten beleidigt: Hure, Dreckiges Scheisskind. Einmal eine Backpfeife. Auch er hat gerne betont, dass ich daran schuld bin, dass er so ausrastet. Im Grunde bin ich immer selbst Schuld. Ich möchte betonen, dass ich selbst eigentlich nie beleidigend werde. Ich versuche immer vernünftig zu bleiben, aber gefühlt bringt das Männer noch mehr zur Weißglut. Und beide Männer sagten mir oft, man kann nicht mit mir reden bzw diskutieren.
Mein jetziger Freund sagt manchmal im Streit den Vornamen von meinem Exmann zu mir, um mich damit zu verletzen. Er behauptet er wäre nie so bei seiner ex gewesen und dass ich dieses toxische einbringe. Und dass ich immer lüge und alles verdrehe. Meine ex-Beziehung sieht er auch offen als verbal gewalttätig, nutzt es aber als totschlag-Argument für unsere Beziehung. Die Logik: weil ich früher misshandelt wurde, glaube ich jetzt, dass auch er mich misshandelt, was ich mir aber nur einbilde. Dann projiziere ich nur die Probleme mit meinen Ex auf ihn. Wir streiten natürlich nur, mein ex hat mich unterdrückt.
Manchmal wünsche ich mir deshalb den Video-Beweis. Ich will mir nicht einreden lassen, wahnsinnig zu sein. Wenn ich mal zurück motze dann mit sowas wie "ja ich bin sowas von dumm, ich hab's verstanden" - nachdem er 3x gesagt hat "du checkst es einfach nicht". Er meint ich habe keinerlei Menschenkenntnis und er schon und außerdem wäre er der größte Empath, den ich kenne und sollte mal lieber auf ihn hören. Meine 34 Jahre Lebenserfahrung haben kaum Stimmrecht.
Vor ein paar Jahren habe ich eine Therapie gemacht, wegen burnout, Angst und Depression (unter welcher ich schon seit meiner Kindheit leide). Davor hat weder mein Exmann noch mein neuer Freund je Rücksicht genommen übrigens, die nutzen es nur als Einladung mich Psycho zu nennen, wenn ich weine. Trotzdem beteuerte auch mein Ex mich sehr zu lieben ....
Eigentlich kann ich so gut wie gar nicht allein raus / weg, nicht mal zur Arbeit ohne dass es Terz gibt. Mein Freund nimmt jeden Tag mein Auto, welches ich ihm gerne gebe, wenn ich es eh nicht brauche, doch mittlerweile ist es normal dass ich Beifahrer bin und er fährt (weil er viel besser fährt, sagt er). Und wenn ich mein Auto mal haben will, habe ich Diskussion. Da es ein Sportwagen ist, stellt er ihn immer auf laut damit die anderen "Rivalen" draußen merken - wie er sagt - was los ist.
Die Scheidung von meinem Ex ist nicht mal durch, ich bin schwanger und mein Freund schreit mich an manchen Tagen so sehr an, dass ich wie heute bestimmt 2h nur heule, weil ich den falschen smiley im falschen Chat geschrieben habe. Oder weil ich einen Spruch gemein fand. Oder weil ich erst das Bad putze und nicht das Wohnzimmer, was ja selten dämlich und Arbeitsverweigerung ist. Ich trage die Verantwortung, zahle allein die Miete und habe furchtbare Angst, meinem Partner offen die Meinung zu sagen. Weil er dann total ausflippt. Wenn ich stillhalte, bin ich immer schuld und jeden Tag die dumme. Ich bin schuld, dass er so hart arbeitet (und erwartet übrigens jeden Abend Massagen). Er erwartet, dass ich ihn verführe. Er erwartet, dass ich uns ein Haus kaufe. Er erwartet, dass er mein Auto nehmen darf wie es ihm gefällt. Er erwartet, dass ich mich in der Schwangerschaft nicht so anstelle (außer schwer schleppen, da passt er schon auf).
Auf der anderen Seite ist er sehr romantisch, kann sehr höflich sein, kocht gut und gerne, kuschelt gerne und wir können uns stundenlang unterhalten. Er liebt mich und sagt mir das auch oft. Er beschützt mich wie ein Löwe, wenn wir unterwegs sind. Wir planen eine gemeinsame Zukunft, aber ich habe Angst vor diesen Anfällen.
Liegt es an mir, dass mich alle meine Partner so behandeln? Eigentlich bin ich nicht suizidal, aber ich habe ab und zu diese Gedanken durch den ganzen Druck. Ich weiß einfach keinen Ausweg mehr. Mit meinen Freunden und Familie kann ich gefühlt nicht reden, weil sie dann ja immer gegen ihn sein werden und versuchen die Beziehung zu unterbinden. Außerdem habe ich ja vor zwei Jahren erst "umgesattelt", wo ich schon echt Federn gelassen habe was mein Umfeld angeht. Viele Freunde haben sich abgewendet.
Meine Eltern sind leider beide schon verstorben, und ich habe nur meinen Bruder, der aber auch oft gestresst ist und dem ich auf keinen Fall zur Last fallen will. So weiß ich manchmal nicht mal so richtig wo ich hin soll oder was ich tun soll, wenn es so richtig schlimm ist. Ein paar mal habe ich mich einfach ins Auto gesetzt und bin heulend in der Gegend rum gefahren, aber auf einem Parkplatz frieren ist ja auch keine Option und ich will ja eigentlich auch wieder Frieden und nachhause.
Sonst bin ich immer diejenige, die Ratschläge verteilt und gelte im Freundeskreis als ausgeglichen und selbstbewusst. Ich bin der Typ Mensch, der keinem zur Last fallen will und alles alleine regelt. Niemand weiß, dass ich abends auf dem Klo sitze und wimmere. Ich bin einfach verzweifelt.
Soll ich wieder eine Therapie beginnen? Sollte ich mich trennen? Gibt es Rettung für seine Unsicherheit/Eifersucht? Bin ich das Problem?
Danke fürs lesen, Unbekannte.
Viele Grüße