Liebe Sophia Marie,
ich kann mich leider nur allen anschließen, die vor mir schon geschrieben haben. Trenn Dich von diesem Typen, bevor es noch schwieriger wird.
Ich habe ziemlich genau Deine Erfahrung auch durchmachen müssen. Auch mit meinem ersten Freund, ich war auch seine erste Freundin und wir waren beide 17. Allerdings waren die ersten Monate total schön, wir beide bis über beide Ohren total verliebt, dann kam seine Eifersucht ganz lansam und schleichend und wuchs immer weiter. Bei den ersten Bemerkungen und Nachfragen habe ich mir nicht mal viel gedacht, ich dachte noch, er ist an mir sehr interessiert und was und mit wem ich was erlebt habe. Aber dann kamen richtige Verhöre und Verdächtigungen, es störte ihn, wenn andere Jungs sich nach mir umdrehten und er gab mir die Schuld daran. Absurderweise sogar wegen eines wirklich schönen Badeanzugs, den er mir selbst geschenkt hatte, der aber wirklich die Blicke anzog. Er mochte es, wenn ich gut aussah, aber konnte nicht ertragen, wenn andere das auch sahen. Ich habe ihm aber nie auch nur den Geringsten Anlass gegeben zu glauben, ich sei an irgendwem anderen interessiert. Dann merkte ich, wie mein Verhalten sich änderte, dass ich nicht mehr so unbeschwert Klamotten anzog, die ich mochte, dass ich bei Komplimenten versuchte, die komplett zu überhören und zu ignorieren, obwohl ich die immer gern hörte. Und dass ich seiner Gegenwart (oder seiner Freunde, die er auch befragte) jede Äußerung 2 oder 3 mal im Kopf drehte, bevor ich es sagte, weil sie ganz evtl. irgendwie, ganz konstruiert von ihm falsch verstanden werden könnte.
Ich habe das mehrfach versucht anzusprechen, das Problem zu lösen, völlig erfolglos. Stattdessen steigerte er sich immer weiter in diese Ideen. Aus seiner Liebe, die ganz sicher anfangs da war, wurde Besitzanspruch. Bis ich erkannte, dass diese Beziehung mich total vergiftet und einen anderen Menschen aus mir machte. Das sagten auch meine Freundinnen, die mich vorher immer als offen, immer gut gelaunt und positiv beschrieben. Das ging alles allmählich kaputt.
Ich schreibe das so ausführlich, weil Du auch schon beschrieben hast, dass Du Dich veränderst. Dass Du Dich "dabei ertappst", ihn anzulügen, dass Du Dich schämst, dass Du Angst hast vor der nächsten Eskalation. Vielleicht gibt es weitere Veränderungen, unbewusstes Schutzverhalten, wenn Du tiefer in Dich hinein hörst. Mein dringender Rat: Lass das auf keinen Fall zu.
Ich hatte auch sehr schöne Momente mit meinem Freund, war auch noch total verliebt, als ich unter Tränen mit ihm Schluss gemacht habe. Aber es was das einzig Richtige.
Ich hatte danach Beziehungen mit SEHR viel Respekt, Liebe und Vertrauen, was Deinem Freund alles zu fehlen scheint. Aber nur mit so einer gesunden Basis kann eine Beziehung wirklich funktionieren und können sich beide Partner im Vertrauen alle Freiheiten geben, ohne kontrollieren zu wollen. Mein Mann kann jederzeit mein Handy haben, ich gebe es ihm auch oft, wenn er seins nicht dabei hat, und ich habe keine Bedenken dabei. Er könnte darin herumsuchen, würde auch Kontakte zu Freundinnen und Freunden finden. Kein Problem für ihn und kein Problem für mich. Aber er käme auch NIE im Leben auf die Idee, tatsächlich darin herumzustöbern. Und würde er es Verlangen (wie Dein Freund), würde ich ihn fragen, ob er was an der Waffel hat. Obwohl ich nichts zu verbergen habe und kein Problem hätte, wenn er mein Handy durchsucht. Mein Mann und ich haben auch noch viel Kontakt zu vielen Freunden, bis zur Schulzeit zurück. Manche sind gemeinsame Freunde geworden, andere weniger, aber ich besuche einige von denen noch ab und zu. In der Anfangszeit, bevor unsere Kinder da waren, sogar auch mal ein oder zwei Tage, mit Übernachtung bei einem anderen Mann, bzw. er bei einer Freundin von früher. Ich auch mal bei meinem Ex übernachtet (nicht der erste Freund), mit dem ich mich immer noch gut verstehe. Es lief trotzdem NIE irgendetwas und sowohl ich als auch mein Mann WUSSTEN das vorher, weil wir uns komplett vertrauen. DAS halte ich in einer gesunden Beziehung für eine Basis, die eigentlich selbstverständlich sein sollte. Was Du beschreibst, scheint mir aber leider das genaue Gegenteil zu sein.
Und ich glaube auch nicht, dass Du Deinen Freund "umerziehen" können wirst, wenn er es nicht selbst einsieht, sein Problem erkennt und ganz ernsthaft daran arbeiten will. Andere Dinge, wie seine eigene Unehrlichkeit, sind ja schon genannt worden. Daher, da Du ja noch jung bist: Such Dir einen respektvolleren, vertrauensvolleren und ehrlicheren Partner.
LG Julia