Guten Abend zusammen,
ich habe vor 3 Monaten einen Branchenwechsel gewagt und arbeite nun in der Marktforschung.
Da ich zuvor im Gesundheitswesen gearbeitet habe, habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, was diese Branche angeht und suche dementsprechend nach Meinungen und Ansichten zu meiner Situation. Manchmal fühlt man sich ja nur ungerecht behandelt und in Wahrheit, ist es vllt. unangenehm aber geht trotzdem mit rechten Dingen zu.
Zu meiner Problemsituation:
Meine Chefin ist aus meiner Sicht eine sehr dominante Frau, die gerne alles bestimmt und kontrolliert. Das bekomme ich auch (tlw. mitten in Besprechungen) bei privaten Telefonaten mit ihrer Tochter mit. Das ist also kein reines berufliches Ding.
Zu ihrem Wesen finde ich sehr schwierig, dass sie absolut destruktiv mit mir als neuer MA (aber auch den Kollegen) umgeht: Ich bekomme Aufgaben, die ich noch nie zuvor gemacht habe, werde bzgl Feedback tlw. eine Woche vertröstet und wenn sie dann Zeit hat, ist grundsätzlich alles schlecht, was ich gemacht habe. Das kommuniziert sie mir mit "Ja... da müssen wir dann nochmal zusammen drüber schauen. Das ist noch nichts. Da habe ich aber jetzt keine Zeit für. Geh doch heute einfach Überstunden abbauen, das macht ja keinen Sinn heute." --> Allerdings mit einer sehr herablassend Art. Diese Art bilde ich mir auch nicht ein, meine Kollegin (ebefalls Berufseinsteigerin) weint so ca. 1mal pro Tag, wenn wir im Büro sind. Ich bin auch schon einige Male kurz davor gewesen und eigentlich nicht so empfindlich.
Die Dame ist einfach unglaublich schwierig zu handlen. Sie reagiert grundsätzlich gereizt bei Fragen, aber auch wenn man nicht fragt, sie versucht jeden irgendwie zu kontrollieren, der Umgang ist tlw. respektlos (wurde schon im Büro angeschnauzt "Was denn eigentlich heute mein Problem wäre", nur weil ich mal nicht so super drauf war). Alle Anweisungen sind total widersprüchlich von "Halt deine Überstunden im Blick" zu (wenn ich pünktlich gehen will, 1 Tag nach der Aussage) "Ich hatte erwartet, dass du heute länger bleibst".
Zur Arbeitssituation:
Ich habe eine 40 Stunden Woche, arbeite idR aber eher 10 Stunden am Tag, tlw. auch 12 und mehr. Und das sind keine Ausnahmen, sondern die Regel. Das wird von meiner Chefin gerechtfertigt mit "Das ist in der Branche so". Ich arbeite bis abends 22 Uhr und später. Auf die Frage, ob wir Projektzeiten nicht einfach auf einen weiteren Tag strecken können, um nicht 3 Tage von 10-22 Uhr zu arbeiten, sondern halt auf 4 Tage verteilt, bekam ich die Antwort "Ja ne, dann blockieren wir mit einem Projekt ja einen weiteren Tag völlig unnötig" ... Wir sind nur 4 MA (inkl. Chefin) und bearbeiten tlw. 3-4 Projekte gleichzeitig.
Überstunden werden nicht bezahlt, alles über 24 h verfällt am Ende des Jahres. Freizeitausgleich ist nur möglich, wenn die Chefin das ausdrücklich anweist, Gleittage können maximal 2 Stück pro Monat genommen werden und nur in Zusammenhang mit Erholungsurlaub. Das aber auch nur, wenn man mind. 48 Überstunden hat.
Die Bezahlung ist unterdurchschnittlich (36k p.a. bei Bachelorabschluss, kurz vor Masterabschluss) - also auch kein Grund zu bleiben.
Also ich möchte zu dieser Situation Meinungen sammeln. Übertreibe ich, wenn ich sage, dass ich die Situation sehr veraltet finde? Und sehr AN-unfreundlich? Ich habe seit ich dort angefangen habe sämtliche private Termine absagen müssen, Arzttermine bekommt man gerade mal so "erlaubt", auch wenn sie nach der Kernarbeitszeit liegen. Ich bin unglücklich und weiß nicht, ob das an mir liegt oder, ob das die Arbeitssituation ist.
Würde mich über ein paar hilfreiche Ansichten freuen!
Entschuldigt im Voraus die etwas wirre Erzählung!
Viele Grüße
Jeannie