Hallo meine Lieben!
Mir kommt es momentan so vor, als wäre mein Leben ein Film.
Ich bin 28 Jahre alt. Mit 8 Jahren bin ich aus Russland nach Deutschland gezogen, da meine Großeltern hier waren und meine Mutter ein schöneres Leben wollte. In Russland waren damals meine Eltern schon geschieden, sehr sehr schlechte Ehe. Mein Vater hatte sie sehr oft betrogen, dementsprechend auch hier und da versetzt, er war kein zuverlässiger und ehrlicher Ehemann und auch nicht gerade der beste Vater. Ich kann mich heute nicht an viel erinnern, aber es gab auch gute Dinge - gemeinsame Erlebnisse, Urlaube usw. Trotzdem hat er mich auch hier und da im Stich gelassen. Ich persönlich glaube heute, dass er einfach keine Familie hätte gründen dürfen, denn er hatte offensichtlich keine Lust darauf. Meine Familie (Mutter & Oma) sagen auch, dass er immer sehr viel gelogen hat. Da dann meine Großeltern in Deutschland arbeiteten, sind meine Mama und ich eigentlich heimlich 'geflüchtet'. Unser Leben war wie gesagt nicht gerade rosig in Russland: Ich musste in eine gratis Schule wechseln, weil mein Vater nicht mehr gezahlt hatte, er war für uns nicht genug da, für mich war auch alles natürlich sehr belastend. In DE warteten die Großeltern mit offenen Armen und haben uns echt sehr geholfen, wofür ich ihnen bis heute dankbar bin.
Die ersten JAhre in DE habe ich mit meinem Vater Telefonate geführt. Diese waren aber furchtbar, da meine Oma (Mutter meiner Mutter) einen unglaublichen Hass auf ihn hatte, sie stand immer neben dem Telefon, hörte zu und erzählte anschließend Stundenlang, was für ein *** mein Vater ist, wen er nicht alles **** und wie schei*egal wir ihm sind (ich habe auch einen bruder). Sie beschrieb ihn wirklich mit den unmöglichsten Ausdrücken und immer sehr aggressiv. Und dann erwartete sie immer von mir/uns, dass ich/wir ihrer Meinung sind und verstehen, "dass er uns nicht liebt". Wenn wir das nicht ausreichend gezeigt haben, haben wir richtig Ärger bekommen. Irgendwann war diese Situation zwischen den Stühlen für mich so schlimm, dass ich den Kontakt abgebrochen habe (wobei meine Familie das natürlich auch von mir erwartete). Heute finde ich es zum Teil erschreckend, wie über meinen Vater geredet wurde in Anwesenheit von seinen (noch sehr jungen) Kindern. Er war einfach ein Teufel in unserem Haus. Obwohl ich natürlich weiß, dass er ein schlechter Ehemann & Vater war.
Trotzdem hat er versucht anzurufen, wir haben auch Mails hin und hergeschrieben. Ich frage mich heute, warum er nicht hergefahren ist. Ok, er wusste nicht wo wir leben und meine Familie hätte ihm das NIE gesagt. Aber trotzdem... Ich fühlte mich immer sehr im Stich gelassen. Und ein teil in mir fragt sich, ob vielleicht viel von meiner Oma verdreht wurde und ich die ganze Wahrheit gar nicht kenne...
Jedenfalls habe ich auch totale Schwierigkeiten in beziehungen. Was ja bekanntlich oft von einer nicht vorhandenen/dysfunktionalen Bz. zum Vater sein KANN. Bin auch in Psychotherapie, daher kam das nochmal hoch die letzten Monate... Am Wochenende war ich bei einer Feier, habe getrunken und ihm auf Facebook geschrieben. (Er hat mich mal vor 3-4 Jahren gefunden und hinzugefügt, auch Nachrichten geschrieben aber ich hab alles ignoriert) Er hat sehr schnell reagiert, hat sich gefreut. Hat sich aber sofort auch begonnen zu erklären. Dass vieles gar nicht so war, wie es mir dargestellt wurde und dass er sehr gerne mit mir sprechen würde, um mir alle, auch unangenehmen Fragen zu beantworten. Dass er nie glücklich werden konnte, seitdem er keine Möglichkeit hat, mit uns (mir und meinem Bruder) zu kontaktieren - er meinte sogar dass er einige Zeit stark depressiv war. Dass er damals von Anfang an die "Scheidungsgeschichte" und den Umgang mit den Kindern strikt trennen wollte. usw.
Meine Familie sagte immer, er sei höchst manipulativ, verlogen. Dass er nur etwas gibt, wenn er irgendwelche hinterhältigen ZIele verfolgt. Ich fühle mich total komisch. Meiner Familie könnte ich NIE erzählen, dass ich mit ihm Kontakt habe. Gleichzeitig ist es komisch, weil ich irgendwie nie eine Beziehung zu ihm aufbauen konnte (damals war ich ja noch sehr kein und an vieles erinnere ich mich nicht) und es irgendwie ein "Fremder" ist? Ich habe sein Facebook-Profil durchforstet und sehr viel von mir bei seinen Meinungen, Stellungnahmen und Weltansichten gefunden... Ich bin total neugierig (gleichzeitig ängstlich und nervös) und spüre, dass ich zumindest irgendeine Klarheit brauche, um Frieden zu schließen. Natürlich hat man auch Hoffnungen, hier vlt einen Kontakt herzustellen. So würde ich aber meine Familie verraten und müsste lügen, sie würden mir das nie verzeihen. Was meint ihr? Hat jemand schon nach so vielen Jahren den Kontakt zu den Eltern gesucht?