Ich sehe das ein bisschen anders als mein Vorschreiber. Ich denke, die Gefühle sind schon da. Aber: Es gibt Menschen, mit denen man eine Beziehung führen kann, solange man die Sache nicht als Beziehung bezeichnet. Und solche Menschen sprechen tendenziell auch nicht von Liebe, selbst wenn sie Liebe empfinden.
Dass es sich in solchen Fällen natürlich um eine Form der Beziehungsunfähigkeit oder um ein Problem mit der Nähe handelt, liegt auf der Hand. Wenn sich der oder die Betroffene aber keine Hilfe holt, kann man nur gehen - oder bleiben und mitspielen: Keine Beziehung haben, obwohl man eine hat, nicht von Liebe sprechen, obwohl es Liebe ist. Vielleicht ändert sich etwas mit der Zeit, vielleicht nicht. Eine Bekannte von mir führt eine solche Nicht-Beziehung, seit fünfzehn Jahren monogames Zusammenleben. Sie wird als "mein liebster Schatz" vorgestellt. Ob man so etwas will und kann, ist die Frage.
Wenn es dir sehr wichtig ist, das, was du mit einer Frau teilst, als Beziehung bezeichnen zu können und wenn es dir wichtig ist, dass man es Liebe nennt, dann geh. Wenn du, solange die Taten für euch sprechen und solange es Worte gibt, die dir Sicherheit geben, alles etwas gelassener sehen kannst, kannst du ja bleiben und sehen, was die Zukunft bringt.