Hallo zusammen,
ja, das Thema ist sicher uralt, aber ich bin nun an einem Punkt gekommen, wo ich als Frau, die eigentlich bisher immer Lösungsansätze für ihre Probleme gefunden hat, an dem mich die Ratschläge von Euch hier aus dem Forum sehr interessieren würden.
Ich habe eine langjährige, sehr enge Freundin, die seit kurzem wieder in einer Beziehung ist. Wir wohnen nicht in der gleichen Stadt, wohnen aber nur 45 Min. Autofahrt auseinander. Kontakt halten wir aber derzeit nur über Telefon oder Whatsapp.
Der Mann, mit dem meine Freundin nun in einer Beziehung ist, ist auch mir bekannt. Sie waren vor Jahren bereits für eine kurze Zeit ein Paar, aber, es war damals nicht der richtige Zeitpunkt und jeder ging seiner Wege. Durch einen großen Zufall traf sie ihn neulich wieder und so ergab sich erneut, dass sie sich verliebt haben - dieses Mal, was die damaligen Umstände anging, unter erheblich besseren Voraussetzungen.
Meine Freundin ist allerdings psychisch extrem belastet und derzeit in einer mehrmonatigen Therapie. Ihr Freund ist mit allem auf dem laufenden und unterstützt sie, wo er kann. Aufgrund ihrer psychischen Situation, kann meine Freundin aber nicht im üblichen Sinne eine Beziehung führen, da sie unter starken Verlustängsten leidet und niemandem zur Last fallen möchte, mit dieser Problematik kämpft sie schon ihr Leben lang, aus guten Gründen. Durch ihre Ehe (sie ist lange geschieden) gab es Vorfälle mit dem Ex-Mann (sexuell), die sie nun therapieren lässt- steht aber gerade noch ganz am Anfang.
ihr neuer Freund und ich haben uns bereits früher gut verstanden, hatten jedoch nur sporadisch Kontakt. Es ergab sich nun vor 2 Monaten, dass ihr Freund und ich auch regelmäßigen Kontakt haben, anfangs nur per Mail (aber da auch schon sehr ausführlich), mittlerweile fast täglich auch sehr intensiv in Whatsapp. Meine Freundin begrüßt unseren Kontakt ausdrücklich, es gibt weder Eifersucht noch Misstrauen - wozu auch keinerlei Grund besteht, weder von seiner noch von meiner Seite aus. Anfangs hatte ich mich gefreut, auch mit ihm wieder Kontakt zu haben, er ist ein sehr witziger Typ, unterhaltsam und man kann sehr gute Gespräche mit ihm führen.
Je intensiver unser Kontakt aber wurde, umso mehr habe ich festgestellt, dass ich mich sehr stark zu ihm hingezogen fühle. Kürzlich hatten er und ich ein Missverständnis, was wir eigentlich unter uns klären wollten (es ging nicht um ihn oder mich dabei), aber meine Freundin hat sehr feine Antennen und bekam die negativen Schwingungen auf beiden Seiten mit. Sie litt sehr darunter, er und ich bekamen das aber wieder hin und in dem Zusammenhang sagte sie mir, dass sie so froh sei, dass wir weiter befreundet bleiben. Ich meinte, das wäre ich auch, aber, sollte es nochmals zu einem Vorfall kommen, müsse sie ggf. auch damit zurechtkommen, wenn er und ich keinen Kontakt mehr haben möchten und sie sagte, dass sie das dann akzeptiert, aber darunter leiden würde. Sie ist sehr harmonieliebend. Es sieht auch nicht danach aus als würden ihr Freund und ich nochmal ein "Problem" haben, unser Kontakt ist seitdem eher noch intensiver geworden und wir lernen uns wirklich gut kennen. Natürlich sind auch die psychischen Probleme meiner Freundin oft Bestandteil unserer Gespräche (mit ihrem Einverständnis), einfach, weil wirklich schwerwiegende Dinge gerade bei ihr hochgespült werden und für ihn als neuer Partner in ihrem Leben auch Gesprächsbedarf besteht. Man ist halt da füreinander. Auch mir gegenüber hat er eine hohe Fürsorge, eben mit allem, was in meinem Leben vielleicht nicht so passt oder wo man mal einen Rat braucht. Kurzum: Die Chemie stimmt in jeder Hinsicht.
Als ich merkte, dass ich Gefühle entwickelt habe für ihn, habe ich das anfangs nicht so ernst genommen. Mittlerweile vergeht aber nicht ein Tag, an dem meine Gedanken Karussell fahren und es mir bereits einen Stich versetzt, wenn ich weiß, sie haben etwas Schönes vor am Wochenende - es schmerzt mich sehr, ohne dass ich ihnen ihr Glück nicht gönne.
Dummerweise habe ich mich neulich ihm gegenüber etwas seltsam benommen und er versuchte herauszukitzeln, was los ist. Ich habe natürlich nichts gesagt, aber, anhand seiner Antworten konnte ich erkennen, dass er bereits vermutet, dass es etwas mit ihm zu tun hat. Er hat mich gebeten, darüber zu reden, fragt seither auch immer wieder, wie es mir mit meinem "Problem" ginge - ich sage nichts oder einfach, dass es ok wäre....
Und nun das Dilemma, in dem ich stecke: Das Beste wäre wohl, den Kontakt zu ihm wieder abzubrechen. Aber, dann müsste ich Farbe bekennen und mich "outen" - das möchte ich nicht. Würde ich es tun, würde sie vermutlich kurz über lang auch erfahren, was mit mir los ist und würde das Ende meiner Freundschaft mit ihm derzeit gar nicht gut verkraften, und ihr psych. Zustand wird leider auch noch über Monate akut sein - auch hat sie viele andere Sorgen derzeit, die nicht einfach vom Tisch gefegt werden können. Ich würde mich somit schuldig fühlen, sie damit zu belasten. Ich gehöre zu den wichtigsten Personen in ihrem Leben und ich habe einfach Angst, dass sie damit nicht klar kommt. Würde ich es tun und die Freundschaft mit ihr allein weiterführen, leide ich jedes Mal Höllenqualen, weil sie ja sicher von ihm erzählt - wer will das dann noch hören an meiner Stelle. Im schlimmsten Fall würde ich beide verlieren.
Und, was ihn und mich angeht: Wir mögen uns sehr, haben sehr viel Nähe und bereits aus seinem Freundeskreis wurde er wohl darauf angesprochen, dass so ein enger Kontakt zu der Freundin seiner Partnerin ja nicht so "normal" sei. Ich selbst sehe das genauso, es ist ungewöhnlich, abends stundenlang in Whatsapp zu schreiben (er bleibt immer lange auf, ich seither auch und die Freundin muss früh ins Bett). Man kann auch nicht direkt sagen, dass wir flirten, aber, manches Mal, wenn ich einen Tag später unsere Dialoge nachlese, beschleicht mich so ein Gefühl, dass da versteckt durchaus etwas ist. Er würde aber niemals weiter gehen als das (hatte eine Beziehung, in der die Ex fremdgegangen ist) und ich auch nicht. Nur, es gibt Abende, da gehe ich wie paralysiert ins Bett, diese intensive Nähe, das oft gleiche Denken, diese absolute Vertrautheit, das macht mich fertig. Ich habe so eine Sehnsucht nach diesem Mann und dann kommt auch gleich das schlechte Gewissen hinterher.
Es gibt nur Verlierer, wenn ich etwas sage - so oder so. Sage ich nichts, leide ich weiter. Ich weiß von früher, wenn ich jemanden wirklich sehr mag, bin ich lange leidensfähig. Ich versuche zwar auch oft, mir zu sagen, dass sich diese Gefühle wieder legen könnten und ich uns alle nicht um unsere schöne Freundschaft bringen möchte, aber ich habe dennoch Angst, dass das, je länger es geht, mich noch stärker belastet.
Ich bin allerdings sicher, wenn ich ihm etwas sagen würde, würde er gut damit umgehen und es auch für sich behalten. Es ist einfach seine Art, aber womöglich wird dann auf jedes Wort geachtet, etwas fehlinterpretiert...ganz davon abgesehen, dass es mich noch verletzlicher und angreifbarer macht, als ich ohnehin derzeit schon bin. Und selbst bei seinem Verständnis müsste ich damit rechnen, dass er sich von mir (verständlicherweise) abwenden würde und wie gesagt, dann gibt es mit meiner Freundin das nächste Problem und sie würde nicht locker lassen, um den Grund zu erfahren.
Hat jemand einen Rat für mich, was würdet Ihr denn in so einer recht verfahrenen Situation tun?