> Ein Mann mit dem ich mich darüber unterhalten habe meinte Frauen haben nicht das Recht dazu, weil Männer das sexuell erregt. Das ist doch nicht unser Problem, oder?
Die Meinung dieses Mannes ist seine Sache und ich zähle sie tatsächlich nicht zu meinen Problemen. ;-)
Unter Umständen kann männliche sexuelle Eregung in der Lebenspraxis für uns Frauen zum Problem werden. (In unseren Zeiten treffen überall Angehörige verschiedener Generationen und verschiedener Parallelgesellschaften - auch solcher, die die verschiedenen Kulturarealen angehören, - kurz gesagt: Menschen - mit unterschiedlichsten Sozialisationen, Vorstellungen und Reaktionsweisen aufeinander.)
Aber ich finde es nicht richtig, für Frauen die Risikoabwägung durch Verbote/Gebote/Rechteabwägungen vorwegzunehmen.
Salopp gesagt:
Meine eigene Wilensbildung und mein Verstand und meine Wahrnehmung funktionieren noch. Mir braucht man nicht deshalb verbieten, oben ohne rumzulaufen, weil das ggfs wegen dadurch sexuell erregter Männer für mich vielleicht riskant sein könnte. Ich kann selbst abwägen inwieweit in welcher Situation die sexuelle Erregung von Männern ein Risiko ist und ich kann selbst entscheiden inwieweit ich es ggfs eingehen will.
Anstatt zu verbieten, kann man die Problematik auch angehen, indem man solchen Leuten, die mit der Risikoabwägung nicht zurechtkommen, hilft, die Risikoabwägung zu erlernen und rechtzeitig vorzunehmen.
Manche kriegen jetzt vermutlich Schnappatmung, aber es gibt viele Situationen, in denen ich die sexuelle Erregung von Männern gar nicht als Risiko empfinde:
ZB beim FKK bemerke ich hin und wieder meine sexuell erregende Wirkung auf Männer. Damit war aber bisher nie ein großes Risiko verbunden, weil die betreffenden Männer mir nicht gefährlich wurden.
ZB im Swinger Club laufe ich unter anderem genau deswegen oben ohne herum, weil ich dort von Männern als sexuell erregend wahrgenommen werden will.
> Das ist doch nicht unser Problem, oder?
Diese Haltung kann man ignorant finden.
Wenn der Anblick von Barbusigkeit bei Mitmenschen den Seelenfrieden in der Daseinsbewältigung beeinträchtigt, kann man doch in zumutbarem Rahmen das seinige dazu tun, von der Beeinträchtigung abzusehen oder ihr abzuhelfen.
Da muss es nicht mal unbedingt um einen sexuell erregten aus der Bahn geworfenen Mann gehen - es könnte auch eine Frau, die damit aufgewachsen ist, dass so etwas zu verurteilen sei, bis hin zum Kulturschock in einer Weise Anstoss nehmen oder in einer Weise aus dem Konzept gebracht sein, die man unter Beeinträchtigung ihres Seelenfriedens in der Daseinsbewältigung subsummieren könnte. Menschen wurden und werden und sind auf der Welt unterschiedlich sozialisiert. Oft ist ihnen nicht anzulasten, dass sie sozialisiert sind wie sie sozialisiert sind. Menschen im Umgang mit Füssen treten, indem man, wo es zumutbar wäre, keinerlei Rücksicht nimmt auf ihre (auch durch Sozialisation geprägte) Befindlichkeit und damit unter Umständen zumindest teilweise auch ihre Identität infragestellt, ist nicht in Ordnung und auf jeden Fall problematisch.
Das muss aber nicht bedeuten, oben ohne für Frauen generell zu verbieten. Man könnte von damit in Zusammenhang stehenden Problemen betroffenen Leuten Hilfe dabei anbieten, zu lernen, damit in sozialverträglicher Weise klarzukommen.
Der Mann, der dir das erklärt hat, hat sich meiner Meinung nach in seiner Suche nach Sinn vermutlich in einer Weise vestiegen, die gar nicht nötig ist:
Die Verbote stammen aus Zeiten, in denen "oben ohne" bei Frauen (auch von Frauen) anstössig gefunden wurde, gegen Sitte und Brauch und das Sittengesetz verstossen hat, und geeignet war, öffentliches Ärgenis (auch bei Frauen) zu erregen.
Warum das so war/ist, geschweige denn, ob das von manchen Leuten gerecht gefunden wird oder nicht, ob das stringent ist oder nicht, ist irrelevant.
Es reicht in unserem Rechtssystem derzeit auf vielen Rechtsgebieten/in vielen Daseinsbereichen aus, dass es so ist.
Das nennt sich Pragmatismus.