michelle0211Was sagt dir dein Bauchgefühl und dein Herz?
Vielleicht liegst du mit deinem Gefühl ja richtig. Ich bin grad auch zwiegespalten ehrlichgesagt. Einerseits denke ich, in einer Beziehung kann es immerwieder zu Situationen kommen, die leider für keinen von beiden schön sind, und trotzdem muss man damit umgehen als Paar und wie soll es dann zukünftig sein, wenn es unbequeme Themen gibt, und du ihn immer wieder schonen möchtest... Da du deine Berufswahl angetönt hast, in der sich eine "Therapie" in den Akten nicht gut liest, gehe ich davon aus, dass du entweder immerwieder in prekäre Situationen gelangen kannst - also psychischem Stress ausgesetzt sein wirst - und sehr viel Verantwortung dir und anderen gegenüber trägst. Wie wäre es denn in solch hypothetischen Fällen, würdest du solches mit deinem Freund besprechen und verarbeiten wollen und können oder auch nicht?
Andererseits seid ihr beide noch jung (nehme ich an), und vielleicht entwickelt er sich auch noch weiter dahingehend dass er "taffer" wird, vielleicht wird er das eh müssen - je nach dem was du beruflich vor hast (du musst das aber bitte jetzt hier nicht detaillierter schildern :) ).
Ich denke es hätte auf jeden Fall einen Einfluss auf euch beide, aber der muss nicht zwingend negativ sein, trotz der möglichen Folgen. Es werden jedoch sicherlich Anschlussfragen aufkommen, wer war es, hast du es zur Anzeige gebracht, falls nicht - was wenn derjenige der dir das angetan hat anderen noch dasselbe antut etc., wärst du dazu bereit dir diese Fragen stellen zu lassen und die Konsequenzen daraus zu tragen? Ich weiss dass es viele Gründe dafür geben kann, es zu handhaben wie du es bisher gehandhabt hast.
Meine erste grosse Liebe hat mir ähnliches gestanden, damals hatte es damit zu tun dass sie gewisse Sexpraktiken ablehnte und dies mit interfamiliärem sexuellem Missbrauch im Kindsalter erklärte, da ich natürlich wissen wollte was los ist. Klar wollte ich dann auch wissen wers war, warum sie niemandem was erzählt hat etc.
Nach langem nachboren legte sie dann alle Karten auf den Tisch. Das war ein ziemlich surreales, ohnmächtiges und hilfloses Gefühl, da ich ihr hoch und heilig versprechen musste, dass ich das für mich behalten müsse und ihm nichts antun dürfe. Nach einer gewissen Zeit war es bei mir dann auch nicht mehr wirklich präsent, obwohl ich den Typen wöchentlich sah. Auf unsere Beziehung hatte das jedenfalls keinen negativen Einfluss, und wir haben auch niemehr gross darüber reden müssen. Natürlich sind das Themen, die kein empathischer und sensibler Mensch eigentlich hören möchte. Ich kann nicht sagen dass alles "cool" war, aber auch ich habe gelernt damit umzugehen und damit zu leben.
Vielleicht solltest du jetzt einfach erstmal nichts überstürzen, evlt. wissen hier ja andere konkreten Rat oder haben weitere Erfahrungen diesbezüglich.
Dass du keine Geheimnisse vor deinem Freund haben willst aber auch diesen Schmerz nicht mit ihm teilst, weil du dich um ihn sorgst, ehrt dich jedenfalls, ich denke du bist ein guter und wertvoller Mensch und ich bin überzeugt, so sieht das auch dein Freund. Vermutlich würde er es dir darum nachsehen dass du ihm sowas verheimlicht hast seinetwillen, um dir gleichzeitig zu sagen dass du "blöd" bist es ihm nicht früher gesagt zu haben.. ;) Denn geteiltes Leid ist halbes Leid.
Ich glaube egal welche Wahl du schlussendlich treffen wirst, es wird eine richtige sein, so oder so.
Eine abschliessende Frage die du dir vielleicht noch stellen kannst, auch wenn da natürlich jeder Mensch verschieden ist. Wenn die Situation jetzt umgekehrt wäre, würdest du das von deinem Freund wissen wollen oder nicht? Oder wenn du dich jetzt in ihn reinversetzst, wird er es wissen wollen um dir in solchen Momenten beizustehen auch wenns erstmal scheisse sein wird?