adrasteDer gewiefte Kriminelle hat sich unter Kontrolle und vermeidet den Zweikampf, denn ihm geht es eher um Profit.
Die meisten Zweikämpfe finden statt weil mindestens einer der Beteiligten sich nicht unter Kontrolle hat, und da wird sehr häufig eher nicht lange systematisch nachgedacht sondern irrational gehandelt.
Wenn einer mit Waffen systematisch und vorbereitet vorgeht, zB ein/e Terrorist/in, die/der den Waffengang von langer Hand plant, dann reicht es nicht, bei Schlägereien in Bud Spencer Filmen oder bei Jackie Chan mitgefiebert und Windtalkers angeschaut zu haben und sich martialisch zu fühlen, sondern man muss Vollprofi sein um das abwehren zu können. Das sind hierzulande leider die wenigsten. Ich schreibe "leider", denn ich bin der Ansicht, dass eine richtig durchgeführte Schulung in einer Kampfkunst mit den Jahren den Charakter so verändert, dass man nicht mal eben die Beherrschung verliert und wild auf Leute eindrischt oder einsticht oder herumballert.
Ein Grund, warum zB in den Budo-Künsten traditionell von jungen Schülern extrem viel Unterordnung und Gehorsam und Respekt und Ehrerbietung eingefordert wird, ist, dass der Charakter noch nicht gereift ist und deshalb die Kontrolle durch von außen kommende Mechanismen erfolgen und nahegebracht werden muss. Und es gehört nicht zu den Privilegien sondern zur Verantwortung jedes guten Lehrers, diese Kontrolle auch auszuüben damit es nie übel endet. Auf diese Weise gibt man den Lernenden nicht nur durch Vermittlung von Kenntnissen quasi Waffen in die Hand, sondern man prägt gleichzeitig nach und nach den Charakter der Leute so, dass sie sich unter Kontrolle haben und die Waffen nicht leichtfertig und unbesonnen und in verantwortungsloser Weise einsetzen.
Ich empfand es zB zu meiner Schulzeit so, dass das Ausbildungssystem unter anderem deshalb auf den Hund gekommen ist, weil von den Schülern die Ehrerbietung gegenüber den Lehrenden und der Respekt gegenüber den Mitschülern und die Achtung gegenüber anderen, die für annehmbare Verhältnisse sorgen, zB Hausmeister, nicht mehr genügend eingefordert wird. Die Balance zwischen an die Hand gegebenen Mitteln und Verantwortung war verschoben was dazu führte, dass die Leute nicht gewertschätzt haben, wenn jemand ihnen wirklich etwas beibringen wollte oder etwas tat wovon sie profitierten.
Wenn jemand denkt "ist ja nur die Hand", dann hat sie/er wenig Respekt vor einem der wichtigsten "Werkzeuge" - wenn die Hände beschädigt sind, zerschnitten oder Knochen gebrochen, verliert man jeden Kampf. Die Hand ist nicht umsonst sehr schmerzempfindlich. Umso wichtiger ist es, Abwehr zu üben - auch um die Dinge so zu steuern, dass einem nach Möglichkeit allenfalls so in die Hände geritzt wird, dass der Schaden die Hand nicht funktionsuntauglich macht. Außerdem gibt es meistens Möglichkeiten, die Hände zu schützen, und wenns auch nur zB ein dickes Buch ist, das man in der Hand hält, mit der man das zustechende Messer ablenkt. Wenn mich jemand mit dem Messer angeht und ich den Kampf nicht vermeiden kann, zB durch Flucht oder durch energisches Auftreten und zur Raison bringen, dann schaue ich, dass ich mir mit der Abwehrhand einen festen Gegenstand kralle der stabil genug ist, dass er die Berührung mit dem Messer aushält und meine Hand schützt indem er die Klimge auf Distanz hält. Sehr wichtig dabei ist die räumliche Koordination, und die muss geübt sein wenn die Abwehr nicht danebengehen soll.