Hallo,
du steckst in einer blöden Situation, weil dich dein Mann gerade hängen lässt. Du wünschst dir ein weiteres Kind und eine Familie und er ist mit allem überfordert und braucht Zeit für sich.
Du kannst ihm nur Wege aufzeigen, wie er sich Hilfe holen könnte. Aktiv werden muss er selbst. Bis dahin musst du zusehen, dass du auch ohne ihn ein erfülltes Leben hast. Unternimm Dinge mit Freunden und Familie und häng nicht einer Vision einer Familie hinterher, die es in naher Zukunft nicht geben wird.
Das Projekt "zweites Kind" solltet ihr erst angehen, wenn es deinem Mann gesundheitlich besser geht - so schwer und frustrierend es für dich ist.
Falls ihr vom Gehalt deines Mannes abhängig seid, solltest du zusehen, dass ihr so plant, dass ihr mit weniger auskommt. Sollte er sich krank schreiben lassen, oder in eine Tagesklinik für länger als 6 Wochen gehen fällt er auf das Krankengeld zurück, was dann nur noch 60% vom Gehalt sind, oder unter Umständen Arbeitslosengeld I.
Es gibt aber auch Selbsthilfegruppen für Angehörigen von depressiven Menschen. Vielleicht gibt es soetwas in deiner Nähe. Manchmal hilft es sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
Ich selbst war in einer solchen Situation nach der Geburt meines Kindes und einem Umzug in ein anderes Land. Mein Mann wollte unbedingt auswandern. Dort angekommen war er plötzlich völlig überfordert, hatte an nichts mehr Spaß und hat sich den ganzen Tag vor dem PC verschanzt. Ich habe irgendwann die Reißleine gezogen unsere Wohnung aufgelöst und bin mit ihm in seine Heimat zu seinen Eltern gezogen (vorübergehend). Dort hat er sich dann etwas gefangen, aber es fast ein Jahr gedauert bis er wieder aus dem Haus gegangen ist. Unsere Beziehung ist seitdem immernoch schwierig, die Familienplanung liegt auf Eis. Eine Therapie will er zwar machen, aber nicht jetzt und er hat sich auch um nichts gekümmert. Seit ein paar Monaten besuchen wir eine Paartherapie, die ihm etwas geholfen hat, seine Prioritäten besser zu sortieren und in seine Rolle als Vater zu finden.
Eine Bekannte von mir hat einen chronisch depressiven Mann und die beiden haben auf eigene Kinder komplett verzichtet. Ihm geht es nach einem Jobwechsel etwas besser, aber die beiden leben seit 10 Jahren nebeneinander her, ohne dass es besser wird, weil er in keine Therapie geht. Ihr hat die Selbsthilfegruppe geholfen, sich emotional zu lösen.
Ich drücke dir die Daumen, dass ihr diese schwere Zeit als Familie übersteht.