Hallo liebes Forum,
ich bin in einer 5-jährigen Beziehung mit meiner Verlobten. Sie kommt aus der Türkei und wohnt auch noch dort. Ich bin deutscher und lebe in Deutschland.
Wir lieben uns und verstehen uns. Natürlich gibt es ab und an einmal Diskrepanzen und Streit, aber unsere Liebe hat uns bisher alle Probleme meistern lassen. Gerade in binationalen Partnerschaften gibt es aufgrund der unterschiedlichen Kultur (Familie, Werte, Traditionen) einiges mehr an Konfliktpotential.
Vor gut zwei Jahren haben wir uns dazu entschieden, das regelmäßige Pendeln am Wochenende aufzugeben und zu heiraten, da sonst ein normales Zusammenleben wegen Visum und ihrer Familie (zusammenleben vor der Ehe nicht gestattet) einfach nicht möglich ist. Damals haben wir uns darauf geeinigt, einen Ehevertrag zu machen, da unsere Vermögensverhältnisse sehr unterschiedlich sind - ich habe sehr viel und Sie gar nichts.
Nun war die Heirat geplant, alle Gäste eingeladen, alles bezahlt... Zwei Wochen vor unserer Hochzeit hat Sie mir offenbart, dass Sie noch einmal nachgedacht hat und unseren Ehevertrag nicht akzeptieren kann. Unser Ehevertrag ist aber mehr als nur schmal. Es steht nur drin, dass unsere Ehe nach deutschem Recht bestehen wird und in einem zweiten Punkt wurden alle Vermögenswerte zum Beginn unserer Ehe von öffentlich bestellten Gutachtern (Immobilien) bewertet. Diese Werte erkennt Sie als Startvermögen an. Das ist alles!
Sie sagt, sie kann diesen Vertrag nicht akzeptieren, weil er ihrer Ansicht nach unfair ist und fordert von mir nun, dass ich ihr im Scheidungsfall neben dem sehr erheblichen Zugewinn (ca. 150 T€ pro Ehejahr) und dem sehr üppigen Unterhalt bei meinem hohen Einkommen (ca. 30 T€ pro Jahr wenn sie nicht arbeitet), zusätzlich noch eine Immobilie im Wert von 500 T€ überschreibe.
Und zwar aus folgenden Gründen:
- Sie braucht Absicherung, weil Sie für mich Ihr Land und Ihre Familie verlässt
- Sie kann im Scheidungsfall nicht wieder zurück in die Türkei (weil der Ruf/Ehre ihrer Familie damit zu sehr beschädigt würde und Scheidung eine Schande ist)
- In der Türkei ist (nach ihrer Aussage) normal einer Frau bei Eheschließung ein Haus zu kaufen/zu versprechen und Sie erwartet das als zusätzliche Absicherung
Ich finde Ihre Argumente sehr befremdlich. Gerade weil Sie aus einer sehr westlich eingestellten Familie kommt und nicht tief gläubig ist (kein Kopftuch, immer kurze Röckchen, trinkt und feiert, ist unabhängig, etc.), kann ich Ihre Sorgen nur schwer nachvollziehen. Gerade das Thema, dass Sie nicht wieder in die Türkei zurück kann, wenn wir uns trennen halte ich für Quatsch. Die Scheidungsrate in der Türkei ist auch bei 40% und die Frauen leben da auch normal weiter.
Um ihr entgegen zu kommen, habe ich Ihr dennoch angeboten, dass Sie das geforderte Haus zusätzlich von mir bekommt, aber nur wenn ich die Scheidungspapiere einreiche. Reicht Sie die Scheidung ein, bleibt es beim normalen Zugewinn. Das hat Sie abgelehnt!
Auch wenn ich Sie schon so lange kenne und wir uns lieben, scheint mir ihre Forderung und ihre Begründung sehr fadenscheinig. Ich denke es nur ungern, aber wohlwollend ausgedrückt habe ich den Eindruck, dass es hier nicht mehr um Liebe geht, sondern das Kapital und finanzielle Absicherung im Vordergrund steht! Ich bin am überlegen, ob diese Beziehung dann für mich noch Sinn macht...
Wie seht ihr das? Kennt sich jemand mit den türkischen Gepflogenheiten/Traditionen/Ansichten in der Türkei aus?
Ich freue mich auf eure Einschätzungen und Meinungen!