Liebe strongmaus,
die Eifersucht hört man ganz klar aus deinem Text heraus. Du fühlst dich ausgegrenzt und vernachlässigt, sowie von deinem Freund übergangen, weil er deine Expertise in der Erziehung nicht umsetzt, bzw. eine andere Erziehungskultur pflegt.
Du musst dir ganz dringend darüber bewusst werden, dass du die Erwachsene bist und in der Lage bist, dein Schicksal selbst zu steuern. Ein Achtjähriges Kind ist den Launen seiner Umgebung ausgesetzt. Natürlich wünscht sich das Kind die ungeteilte Aufmerksamkeit des Vaters. Immerhin sieht es seinen Vater nur alle paar Tage. Das ist kein bestimmendes Verhalten, sondern eben das Bedürfnis nach Nähe und Aufmerksamkeit in einer für das Kind sehr instabilen familiären Situation. Vielleicht kann man das entschärfen, indem der Papa mehrfach am Tag für 10-30 Minuten ganz bewusst etwas alleine mit der Tochter unternimmt (z.B. einen kurzen Spaziergang, ein Spiel spielen usw.). Wenn die Kleine mehr ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt wird sich das legen.
Das Kind kann nichts dafür, dass seine Schlafsituation schlecht ist. Ihr als Erwachsene seid dafür verantwortlich! Du solltest nicht woanders schlafen müssen, weil es für das Kind kein passendes Schlafzimmer gibt, sondern dein Freund oder ihr gemeinsam solltet euch eine Wohnung suchen, in der die Lage der Zimmer geeignet ist. Du solltest nicht auf das Kind wütend sein, dass es beim Papa schläft, sondern auf deinen Freund, dass er sich keine Wohnung sucht, in der das Kind im eigenen Zimmer schlafen kann.
Kinder testen die Grenzen der Eltern. Kleine Lügen gehören dazu. Das ist keine schlechte Charaktereigenschaft, sondern ein normaler Entwicklungsprozess. Wenn die Ex-Eheleute sich deswegen in die Wolle bekommen, liegt es daran, dass die Kommunikation zwischen den Eheleuten bereits dysfunktional war. Auch hier sehe ich beim Kind keine Schuld. Du solltest deine Perspektive hier überprüfen.
Du siehst bei dir kein Problem, weil das Problem ja nicht bei deinen Kindern, sondern dem deines Freundes liege, aber das Problem ist ganz eindeutig, dass du deinen Platz in dieser Patchwork-Situation nicht gefunden hast und deinen Frust sich zunehmend gegen die Tochter deines Partners richtet. Du siehst dich in einer Mutterrolle ("Ich bin doch selber Mutter") gegenüber dem Kind, aber bist nicht dessen Mutter und weißt nicht, wie du mit der Ablehnung des Kindes umgehen soll, das dir immer wieder signalisiert "Du bist nicht meine Mutter!". Versuch dir zu überlegen, wie du aus der Mutterrolle in deinem Kopf aussteigst und vielleicht eher in die Rolle einer "Tante" kommst. Wenn du dies in deinem Kopf geraderückst wirst du vieles entspannter sehen. Frag dich, "würde ich mich so gegenüber meinem Patenkind / Nichte verhalten?"
Deine Erwartungen an das Kind sind zu hoch. Sie soll "alleine spielen, alleine schlafen" und möglichst "nicht dazwischen funken". Du findest, dass das Kind die Beziehung zu deinem Partner stört, dabei bist du diejenige, die eine intakte Vater-Tochter-Beziehung vor 9 Monaten hineingekommen ist und massiv "stört" indem sie alle Regeln und den gesamten Umgang auf einmal in sehr kurzer Zeit ändern will. Unsicherheit mündet bei Kindern oft in auffälligem Verhalten.
Mein Rat an dich: Nimm dich zurück. Wenn du dermaßen eifersüchtig bist, solltest du Vater und Tochter Raum geben, damit sie ihre gemeinsame Zeit nutzen können und nicht mit deiner eigenen Kultur und deinen Ansprüchen dazwischen funken. Du kannst deinen Freund ja an den Tagen sehen, wo seine Tochter nicht da ist. Behaltet bestehende Rituale zwischen Vater und Tochter solange bei bis die Tochter sich sicher fühlt mit der neuen Lebens-Situation.
Dein Freund sollte außerdem seine Wohnsituation überdenken. Vielleicht ist ein Umzug in eine passendere Wohnung machbar.
Nicht die Tochter steht eurem Zusammenzug im Weg, sondern du, weil du überzogene Erwartungen an ein fremdes Kind hast und nicht damit zurecht kommst, dass dieses Kind von deinem Freund anders erzogen wird als du deine erzogen hast.
Ich rate dir dringend, eine Familienberatung aufzusuchen zusammen mit deinem Freund bevor ihr zusammenzieht. So lange du dieses Thema nicht löst, solltet ihr auf keinen Fall zusammen wohnen. Das kann nur eskalieren. Noch einmal: Du bist die Erwachsene und musst Verantwortung für die Situation übernehmen und dich anpassen, nicht das 8-jährige Kind! Dein Freund kann sicherlich auch mehr Verantwortung übernehmen, indem er sich überlegt, wie er ungestörte Papa-Tochter-Zeit planen kann, ohne dich zu enttäuschen.