Liebe missybi,
du hast keine Schuld daran, dass dein Partner trinkt und bist ihm auch nichts schuldig.
Dein Mann hat ein Trauma als Kind erlitten, aber das ist nicht die Ursache für seine Alkoholsucht. Er ist krank und wird sich ohne einen Entzug und eine fortlaufende Therapie nicht ändern. Selbst wenn er die Therapie macht sind die Chancen, dass er nüchtern bleibt nur bei ca. 5%.
Daher musst du tun, was das beste für dich und deine Tochter ist und dich räumlich von deinem Partner trennen. Ihr könnt ja weiterhin eine Paarbeziehung führen, aber die Voraussetzung sollte sein, dass dein Partner nur nüchtern zu Besuch kommt und einen Entzug macht.
Der erste Schritt für dich sollte sein, dass du die Unterstützung holst, z.B. beim Jugendamt, ProFamilia, blaues Kreuz, usw. Der erste Schritt ist es, das du erkennst, dass du dich zuerst um dich kümmern musst, dann um deine Tochter und sonst um niemanden. Dein Partner ist ein erwachsener Mann, der sich um sich selbst kümmern kann. Wenn er entscheidet, lieber zu trinken als bei seiner Partnerin und seinem Kind zu sein, dann ist das seine Entscheidung.
Der zweite Schritt ist, dass du klärst, ob du in der gemeinsamen Wohnung bleiben kannst und z. B. Wohngeld beantragst. Falls das nicht geht, lass dich bei Wohnungsbaugesellschaften wie Vonovia auf die Liste setzen und hol dir einen Wohnberechtigubgsschein, falls er dir zusteht. Mit etwas Glück findet ihr schnell eine Wohnung in der Nähe.
Bis ihr euch räumlich trennt, sollte in der Wohnung eine Nulltoleranz gegenüber Alkohol gelten. Wenn dein Partner aggressiv ist, muss er gehen. Wenn er nicht gehen will, rufst du die Polizei. Du hast ein Anrecht darauf, mit deiner Tochter in einer sicheren Umgebung zu leben. Die Polizei wird ihn der Wohnung verweisen, unter Umständen sogar für mehrere Wochen, oder bis ihr ausgezogen seid.
Nochmal: Du tust das um dich und deine Tochter zu schützen und es heißt nicht, dass du dich von ihm als Partnerin trennen musst, aber ihr müsst euch räumlich trennen und er muss klare Regeln einhalten.
Du brauchst dringend auch selbst psychologische Hilfe, um aus der Depression und der Co-Abhängigkeit herauszukommen. Vielleicht würde es die und deiner Tochter gut tun, eine Mutter-Kind-Kur zu machen und etwas Abstand von der Situation zu gewinnen. Dein erster Verbündeter ist euer Hausarzt. Du solltest ihm von der Alkoholabhängigkeit deines Mannes berichten und um Hilfe bitten. Vielleicht kann er dich dabei unterstützen, einen Therapieplatz für deinen Mann zu finden und für dich eine Kur zu beantragen, in der du dich wieder mit dir selbst und deiner Tochter beschäftigen kannst.
Es gibt eine Reihe von Selbsthilfegruppenfür Angehörige von Alkoholikern. Dort findest du Unterstützung und vielleicht sogar Freunde. Geh dort hin, oder schau dich in virtuellen Selbsthilfegruppen z.B. auf Facebook um. Es hilft, die Geschichten der anderen zu hören und zu sehen, dass man nicht alleine ist.
Man tendiert übrigens immer dazu, den alkoholkranken Partner im nüchternen Zustand zu idealisieren und dem Alkohol alle schlechten Charaktereigenschaften des Partners zuzuschreiben: "Er ist aggressiv, wenn er getrunken hat." Die Wahrheit ist jedoch, dass dein Partner diese Eigenschaft immer an sich hat, auch wenn er nicht trinkt. Dein Partner ist gewalttätig und aggressiv. Wenn er trinkt ist seine Hemmschwelle nur niedriger.
Du hast jetzt einen Partner, der Alkohol mehr schätzt als seine Familie und aggressiv dir gegenüber ist. Du hast die Chance auf einen liebevollen Partner und ein sicheres Wohnumfeld für deine Tochter. Worauf wartest du noch? Stell deinem Partner noch heute das Ultimatum, dass er in den Entzug geht und geht am besten noch heute gemeinsam zum Hausarzt oder macht einen Termin beim blauen Kreuz. Von Nichtstun wird Alkoholabhängigkeit nicht besser. Euch räumlich trennen solltet ihr so oder so. Du darfst dich und dein Kind nicht einem gewalttätigen Partner aussetzen. Sobald du sich räumlich trennst ist in deinem Leben auch wieder Platz für die schönen Dinge und die Pflege von Freundschaften.