Hallo zusammen,
das hier wird wahrscheinlich ein längeres Pamphlet und ich komme mir auch dumm vor dieses Fass hier überhaupt aufzumachen, da ich mir einige Kommentare dazu schon vorstellen kann, aber ich brauche Hilfe und ja, vielleicht brauche ich auch eine ehrliche Meinung, die weh tut.
Ich versuche meine komplizierte Beziehung so kurz wie möglich zu beschreiben, aber in 2 Sätzen lässt das Thema sich leider nicht abhandeln.
Mein Freund und ich sind seit ca. 5 Jahren ein paar. Wir haben uns damals über Freunde kennengelernt. Er ist jetzt Anfang 30 und ich bin Ende 20.
Was für die Geschichte essentiell wichtig ist: er kommt aus einem sehr wohlhabenden Elternhaus. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, wenn man das so nennen möchte.
Er hat mehrere Geschwister, ich bin Einzelkind. Man muss sagen, jeder aus seiner nahen Verwandtschaft hat psychische Probleme. Er eingeschlossen, wobei ich sagen muss, das es ihn am schlimmsten getroffen hat. Er hat eine schwere Erbkrankheit, er und seine Geschwister wurden vom Vater (wenn er mal da war) misshandelt und psychisch unter Druck gesetzt, seine Mutter war und ist heute immer noch schwer Medikamentenabhängig und depressiv. Sie hat zwei Selbstmordversuche hinter sich. Man kann es so zusammenfassen: von außen sieht alles top aus. Viel Geld, schöne Autos, tolle Häuser, aber innen drin stinkt die Sache ganz erbärmlich.
Mein Freund hat studiert, musste aber vor drei Jahren abbrechen, weil er wieder eine schwere OP hatte. Danach kamen Reha, Medikamentensucht (ja, auch er ist da stark betroffen) und im letzten Jahr kam dann auch noch jeden Abend Alkohol dazu. Er hat nichts mehr auf die Reihe bekommen und daneben immer die Mutter, die sich ständig einmischt, ihn unter Druck setzt und ihm, wenn es ihm besser geht, immer wieder starke Medikamente gibt, die ihn wieder abhängig machen. Ein Teufelskreis. Er nimmt Oxycodon, Xanax etc. Dazu die Erbkrankheit. Er hat eine Angststörung, Depressionen, Suizidgedanken. Eigentlich ist er komplett kaputt, genau wie seine Geschwister. Meiner Meinung nach, vor allem durch die Misshandlung, Vernachlässigung usw. durch die Eltern.
Er weiß das und wir können darüber offen reden, aber im Januar diesen Jahres habe ich es nicht mehr ausgehalten und die Beziehung erstmals beendet. Zu seinen ganzen psychischen Problemen kommt eine unglaubliche Unzuverlässigkeit.
Heisst, er verspricht Dinge und sobald seine Eltern mit dem Finger schnipsen, ist alles wieder über den Haufen geworfen und ich stehe dumm da.
Vielleicht nochmal kurz zu mir, so dass man den familiären und auch charakterlichen Unterschied erkennt.
Wie gesagt, ich komme aus ganz normalen Verhältnissen. Wir hatten nie viel Geld, aber mussten auch nie Hungern oder so^^ einmal im Jahr in den Urlaub, ein Auto, Hund, Großeltern. Und auch wenn es sicher schon mal die ein o. andere Streiterei gab, halten wir immer zusammen. Normales Familienleben eben. Ich habe meine eigene Wohnung, arbeite Vollzeit. In der Zeit, in der mein Freund kurz vor dem Suizid stand, habe ich meine Ausbildung beendet. Momentan studiere ich auch noch berufsbegleitend. Also beruflich läuft es zumindest bei mir.
Mein Freund ist seit seinem abgebrochenem Studium zuhause. Er hat versucht im Unternehmen seines Vaters Fuß zu fassen, aber durch die ganzen Abhängigkeiten ging das nur schief.
Nachdem ich ihn im Januar kurzzeitig verlassen hatte und im Februar noch eine OP anstand, hat er sich wirklich sehr gebessert. Er trinkt keinen Alkohol mehr, nimmt so gut wie keine BTM mehr. Ein bisschen muss er immer nehmen, wegen chronischer Schmerzen, aber er hatte sich wirklich gebessert. Der Entzug war heftig, aber ich habe das alles mit ihm durchgestanden.
Wir hatten viele Gespräche und er sagt schon immer, ich sei sein Lebenssinn (das erlegt mir natürlich sehr viel Verantwortung auf, aber ich habe auch nur so um ihn gekämpft, weil ich ihn liebe).
Nach unseren Gesprächen entschieden wir eben, dass er nach seiner Reha, die jetzt nochmals ansteht, zu mir zieht und er hier bei mir sein Studium endlich beendet. Wir wollen irgendwann heiraten und ich sehne mich wirklich einfach nach Ruhe. Körperlich kann er nicht Vollzeit studieren und noch arbeiten wie andere. Weshalb es für mich selbstverständlich ist, dass wir von meinem Gehalt leben. Ich verdiene relativ gut und für 1/2 Jahre ist das für mich wirklich kein Problem, bis eben sein Studium zu Ende ist.
Alles stand fest, alles war in Sack und Tüten, aber dann kam seine Mutter mal wieder dazwischen. Und die manipuliert ihn so stark, das er mich schon wieder so semi vor den Kopf gestoßen hat und wir sind vom hundert prozentigen Umzug und der Veränderung die er unbedingt braucht um endlich ein normales Leben zu führen, wieder bei "Ich muss nochmal darüber nachdenken, was soll ich denn ohne das Geld meiner Eltern tun?".....
Gestern waren wir zusammen essen und der Abend eskalierte komplett, weil er wieder in dieses wankelmütige Verhalten abdriftet und ich merke, das seine Mutter mal wieder überhand gewinnt. Immer geht es ums Geld und damit haben sie ihn in der Hand. Nachdem er bis März fast 2 Monate so gut wie clean war, bot sie ihm auch wieder Xanax und diesen ganzen Müll an, weil er eine Panikattacke hatte und seitdem geht es wieder bergab. Ich habe noch Hoffnung in die jetzt anstehende Reha gesetzt, aber nach 5 Jahren hin und her, habe ich das Gefühl aufgeben zu müssen.
Ich fühle mich, als hätte ich gegen dieses Elternhaus keine Chance und es geht mir natürlich auch an die Substanz.
Alles kann ich hier natürlich nicht schreiben, das wäre zu viel. Die Hauptprobleme sind aber seine Unwilligkeit sich zu entscheiden, seine Mutter, die sich ständig in unsere Beziehung einmischt und mit Manipulation und Lügen ständig zum Streitthema für uns wird, seine Sucht und wahrscheinlich meine Forderung nach Verbindlichkeit und einer gemeinsamen Zukunft und zwar ohne die Kohle seiner Eltern.
Da ist einerseits große Enttäuschung und andererseits immer noch Hoffnung und die Vergangenheit in der ich so viel geopfert habe für ihn, um ihn da endlich rauszuholen. Ich weiß wie sehr er an mir hängt und genau so sehr hänge ich auch an ihm, aber ich will mir nicht mein komplettes Leben kaputt machen und von dieser Familie bestimmen lassen.
Mein Plan ist, ihm ein Ultimatum zu stellen: entweder er bleibt bei der Entscheidung die wir beide für unsere Beziehung und seine psychische Gesundheit getroffen haben, welche lautet: er zieht zu mir und wir schaffen das zusammen. Übrigens hat er auch die volle Unterstützung meiner Familie, die um seine menschlichen Qualitäten wissen, wenngleich sie natürlich auch enttäuscht sind von seiner ganzen Art und Weise. Aber sie haben schon oft angeboten ihn auch zu unterstützen, genau wie ich.
Oder eben, ich muss den schweren Schritt gehen und wir müssen uns trennen. Ich kann einfach nicht mehr so weiterleben.
Euer Feedback wäre schön. Ich weiß wie schlimm sich das alles liest, das ist das erste Mal das ich davon irgendwo schreibe. Bitte seid ein bisschen nachsichtig.
Danke!