Hallo zusammen,
da ich niemanden im Freundeskreis habe, dem es ähnlich geht, stell ich das mal hier rein, weil es mich langsam zerfrisst.
Ich habe mein ganzes Leben in verschiedenen Städten gelebt, habe kein Auto und möchte auch keins haben (bei den Preisen?!). Seit fast 2 Jahren bin ich in einer (Fern)Beziehung mit einem Mann, der seit immer schon in einem kleinen Dorf eine gute Stunde von mir weg wohnt. Seit einer Weile wird es Thema, dass er mehr Zeit mit mir verbringen will bzw. ich irgendwann mal (am besten heute) zu ihm aufs Dorf ziehen soll.. in sein Haus... das neben seinen Eltern steht. In seinem Freundeskreis haben alle Kids und sind verheiratet, außer er. Was man jeden Tag sieht will man auch, klar.
Vor ihm war ich eher in lockeren Beziehungen unterwegs und hatte auch mal was mit zwei Typen gleichzeitig, ohne dass die voneinander wussten bzw war ich die Geliebte von nem verheirateten Kerl, was ok war. Sowas kommt für ihn gar nicht in Frage, fremdgehen ist eine Todsünde und Dorf, Gemeinschaft, Familie, Ehe ist das Wichtigste.
Ich find das ganz schön, weil ich das nie hatte, komme aus zerrütteten Familienverhältnissen, die durch hunderte Umzüge, frühe Verluste, traumatische Erfahrungen und dergleichen geprägt sind. Also er ist eine Art "andere Welt", die es offensichtlich auch noch gibt.
Seit seinem Drängen, was fast schon zur Trennung geführt hat (wir sehen uns zu wenig usw) fühl ich mich unter Druck. Ich hab ja auch einen Job hier in der Stadt, zu dem ich dann zwei Stunden insgesamt fahren soll.. das Haus bei ihm ist Dreh- und Angelpunkt, wo anders leben (in der Mitte) kommt nicht in Frage. Entweder Dorf und Haus oder ich soll gehen. Jetzt aktuell hat er nur noch Stress in der Arbeit und das Thema ist ein bisschen außen vor, aber das kommt sicher wieder.
Und seit dieser Diskussion beschäftige ich mich mit mir und dem Thema Bindung und habe festgestellt, dass ich ein massives Bindungsproblem habe. Und obendrauf habe ich vor einer Weile einen anderen Kerl kennengelernt, den ich aber nichr für eine feste Beziehung in Erwägung ziehen würde, aber so als Nebenbei ist es ganz okay und lenkt mich von diesem "Druck" ab, den mir mein Freund macht.. ich mein, ich soll meinen Freundeskreis, meine Arbeit, meine Wohnung, letztlich mein ganzes Leben aufgeben und ins Dorf ziehen, das mehr als eine Stunde von allem was mir wichtig ist, aufgeben und er behält alles. Weil er woanders nicht wohnen kann. Keine Kompromisse. Und da frag ich mich schon, ob ich ein Problem habe mit der "Bindung" an ihn oder ob er einfach nur arschig ist, was er letztens sogar selbst gesagt hat, aber meinte, er achtet halt sehr gut auf sich und weiß was gut für ihn ist und ich soll das Gleiche wie er doch bitte auch wollen.
Und jetzt zweifel ich meine Gefühle für ihn an, zweifel mich selbst an, zweifel ihn an. Meine beste Freundin kriegt grad ein Kind und ihr Leben ist "so normal" und meins ist immer nur Chaos. Hab immer nur Männer gehabt, die sonst wo gewohnt haben, nie in der gleichen Stadt wie ich.. war mir zu nah. Dass das irgendwann nicht mehr klappt.. also mit dem hin und wieder sehen und jeder hat sein Leben, das hab ich eigentlich nie in Zweifel gezogen. Ist sicherlich ein Ausdruck der Bindungsproblematik, dass ich so lebe. Aber es ist doch von ihm auch irgendwie komisch, dass er seinen Standpunkt da so vertritt ...
Vielleicht hat jemand bock auf eine kleine Diskussionsrunde oder will etwas dazu sagen. Würd mich freuen.