Hallo zusammen, ich wäre sehr dankbar für Meinungen. Mein Kopf zieht endlose Kreise.
Zur Geschichte: Ein neuer Kollege und ich haben uns über einige Monate gut verstanden. Gemeinsame Mittagessen, Spaziergänge am Nachmittag, viele lange Abendgespräche im Büro und Chatnachrichten etc.
Er war auch immer sehr fürsorglich mir gegenüber. Beispielsweise eine Pizza, die er für uns geholt hat und mit mir teilen wollte da ich keine Zeit für eine Pause hatte, wobei er dabei sehr deutlich gemacht hat, dass er das nicht für jeden macht.
Fakt war er, wir beide wussten er geht ein paar Wochen später für 2-4 Jahre ins Ausland. Daher hatte ich auch nach seiner Wohnung gefragt (da ich umziehen wollte). Er wollte mir erst irgendwie keine Auskunft geben und ich meinte dann er solle es vergessen. Es kam dann raus, dass er mit mir dort gerne mittagessen wollen würde, um sie zu zeigen.
Wir hatten uns für einen Freitag verabredet. Ich hatte frei, was er wusste. Am Tag davor druckt er beim Mittagessen rum, dass der nächste Tag ja gutes Wetter haben würde und ob ich nichts vor hätte. Ich dachte er möchte absagen, weil er im Umzugsstress ist. Hab ihm das auch angeboten, dass wir es lassen können. Er stand unsicher in meiner Tür und meinte "Nein Nein, er muss das anders erklären. Ob wir nicht noch spazieren gehen wollen".
Der nächste Tag kam und ich bin an meinem freien Tag in die Arbeit, wo er mich anschrieb wann ich denn kommen würde. Ich meinte wie verabredet mittag und seh dabei dass er auch abwesend eingetragen hat. Er antwortet ich solle ja nicht zu spät kommen. Ich frage ihn warum und er meint "Umzugsstress lässt grüßen". Woraufhin ich wieder anbiete, dass wir es gerne lassen. Er rief mich sofort an und meint chatten liege ihm nicht, er möchte nur dass wir Zeit haben.
Fakt ist, wir waren dann 6 Stunden spazieren, mit Mittagessen im Park. Dann saßen wir weitere Stunden auf seiner Dachterrasse und er wollte noch gemeinsam Abendessen. Brachte mir später sogar noch eine Decke und war unfassbar aufmerksam. Wir haben so viel gelacht und erzählt.
Es ist nichts weiter passiert. Er wollte sich noch für die kommenden Tage verabreden. Nach 11 Stunden bin ich dann gegangen. Für mich war das ein Date - naiverweise. Was ich einige Tage später dann auch gefragt habe, und auch gestand dass ich ihn sehr mag - mir aber bewusst ist, dass das timing schlecht ist. Worauf er meinte, dass täte ihm leid, er dachte die Frage stellt sich nicht weil er ja weggehe. Fair enough.
Ich ging auf Abstand., Er schrieb mich privat an, bspw. Wo denn mein Profilbild aufgenommen wurde. Wir unterhielten uns übers Reisen. Ich war distanziert und beendete das Gespräch mit dem Satz "wir werden sehen wo die erste Reise nach der Pandemie hingeht." Darauf er: " Japan...?" (Das Land in das er zieht).
Ich hatte ihm vorab schon ein Abschiedsgeschenk und Karte gemacht, mit unseren Insiderwitzen. Die ihn wahnsinnig gerührt hat, tausendmal bedankt und wie süß. Er kam glaub 20 mal nochmal in mein Büro und wie sehr er hofft dass wir in Kontakt bleiben. Abends auch nochmal eine WhatsApp dazu.
Nun, das war vor einem Jahr. Seitdem telefonieren wir oft 2-3 mal die Woche "beruflich" - 90% ausgehend von ihm. Meistens immer gut 30-60 Minuten. Er schreibt mich wegen Kleinigkeiten oft nachts an, so dass ich zu Arbeitschat Nachrichten morgens von ihm aufwache. Er hat immer irgendwelche Probleme. Ihm aus dem Weg zu gehen ging nicht.
Aus meiner Sicht flirten wir auch über den Arbeitschat der täglich gut genutzt ist von uns. Ich hatte meinen männlichen Freunden die Nachrichten gezeigt, die es alle klar für flirten halten. Natürlich machte ich mir Hoffnungen, irrationalerweise.
Nun war er in Deutschland beruflich das erste Mal. Wir hatten uns 11 Monate nicht gesehen. Am ersten Tag musste ich weg und wir hatten nur kurz Zeit für eine Kaffee und er wollte sich am Mittwoch in Ruhe mit mir unterhalten. Das kam von ihm. Mittwoch redete er mit jedem außer mir (das Büro hier ist nicht groß). Zu mir meinte er er müsse um 17 Uhr weg und nach 18 Uhr redete er immer noch mit anderen. Ich bin gegangen.
Über eine Kollegin, die wie ich den Eindruck hatte dass er nicht gut aussieht (sehr dünn und blass), erfuhr ich, dass er in einem Nebensatz meinte auf die Frage wie das für ihn und seine Familie/Freunde der Abstand ist, dass es nicht geplant war seine Freundin 11 Monate nicht zu sehen.
Mir gegenüber hat er nie eine Freundin erwähnt. In all unseren Gesprächen. Wir haben über unsere Familien gesprochen, auch kurz über Beziehungen und ich weiß noch, dass ich ganz am Anfang als ich noch nicht so viel über ihn wusste auch gefragt hab ob er denn alleine ins Ausland geht oder ob er Familie hat. Auch beim Spaziergang war es Thema.
Die Kollegin, sowie auch sein Exchef glauben nicht dass er jemand hat. Sie vermuten, damit er Karriere technisch ein gewisses Bild zeichnen möchte. Er ist sozial etwas unbeholfen teilweise. Ich hab ihn eher als unsicher und nervös kennengelernt, aber sehr fürsorglich, nicht als Player oder Alphatier. Vielleicht täusche ich mich natürlich. Er wirkte eher verletzt. Seine Bezugsperson ist seine Oma - familientechnisch wie in meiner nicht alles so einfach.
Vielleicht ist er auch schwul und karrieretechnisch ist das in so alten Firmen vll auch noch ein Problem. Ich weiß es nicht und weiß nicht was ich von allem halten soll. Selbst wenn er eine Freundin hat, warum fiel das nie mir gegenüber. Möglichkeiten gab es so viele. Und wer verbringt 11 Stunden mit einer Arbeitskollegin einfach so?
Ich möchte ihm nichts böses unterstellen, so habe ich ihn nicht kennengelernt. Aber ich bin sehr verletzt und verwirrt. Mir ist bewusst, dass natürlich meine eigene Erwartungshaltung auch ein Problem war.