Hallo liebes Forum,
das ist glaub ich das erste Mal in meinem Leben, dass ich selber einen Beitrag in einem Forum verfasse. Ich werde einfach runterschreiben, was mir auf der Seele brennt, weil ich das auch gerade brauche.
Aber ihr seht an dem Titel schon, worum es geht.
Vielleicht kurz zu mir. Ich bin 30, bin im Oktober letzten Jahres nach Köln gezogen, keine Kinder und habe auch im Oktober angefangen zu studieren. Ich bin vom Typ eher ängstlich, nervös, ruhig und tendiere zum Einzelgänger. Leider habe ich seit 18 Jahren eine psychische Krankheit (Trichotillomanie), wodurch sich vermutlich viele meiner Tendenzen verstärkt haben. Nervosität, Traurigkeit, Angstzustände, Lustlosigkeit, Konzentrationsschwäche, Demotivation sind inbesondere in den letzten 6 Monaten Teil meines Alltags geworden.
Das bekommt mein Freund mit dem ich kurz nach meinem Umzug zusammengekommen bin, immer zu sehen und zu spüren. Dazu kommt, dass er seit 3 Monaten in meiner WG in das Zimmer neben mir eingezogen ist. Ich sehe ihn also täglich.
Ich könnte jetzt noch viel über mein Leben schreiben, aber wenn ich es ganz kurz fassen sollte, dann könnte ich sagen, dass ich zu krankhaftem Prokrastinieren tendiere, welches sich schon im Kindesalter gezeigt hat und was ich nicht bearbeitet habe. Dadurch stehe ich seit Jahrzehnten eigentlich jeden Tag schon mit einem schlechten Gewissen auf, weil ich mir einerseits Sachen verbiete zu tun, die mir vielleicht guttäten, weil ich andere Dinge aufholen müsste. Andererseits gebe ich direkt bei kleinen Schwierigkeiten auf und bin lustlos, weil ich es sich für mich gar nicht mehr "lohnt" Dinge zu tun.
Dadurch haben sich wahrscheinlich Depressionen entwickelt (noch nicht diagnostiziert) und mein Körper merkt es seit 5 Jahren extrem: Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfall, Knie, Fuß und Schulterbeschwerden, die sich jetzt durch das Sportstudium noch mehr gezeigt haben.
Das alles beeinflusst natürlich die Beziehung zu meinem Freund. Vor allem weil ich ein sehr geringes Selbstwertgefühl habe und mich selbst nicht mag. Er hingegen ist ein super Typ. Oft habe ich gedacht, dass er perfekt ist und keine Schwächen hat.
Er ist 28, sehr intelligent & gebildet, hat einen entsprechenden Beruf, sieht gut aus, liebt Sport, ist liebevoll, treu, aufrichtig, aufgeschlossen, kann viele Sprachen, was ich auch gerne können würde, kann gut kochen, ist abenteuerlustig, reist gerne usw...
Die Liste ist lang. Und ich sitze daneben und denke ständig nur daran, dass ich das alles nicht kann und warum er mich überhaupt interessant findet. Es gibt in meinen Augen nichts, was ich besser kann. Aber das liegt natürlich daran, dass ich auch nie etwas richtig gut gelernt und viel investiert habe. Im Gegensatz zu ihm, es ist ihm nichts in den Schoß gefallen.
Das lässt er mich aber nicht spüren oder so. Im Gegenteil, er sagt mir ständig wie viel Respekt er vor mir hat, dass er mich so mag und ist mittlerweile natürlich mitgenommen, weil es mir (oftmals auch wegen ihm) so schlecht geht. Wir verpassen dadurch ja auch eine vermeintlich schöne erste Zeit in der Beziehung.
Ich weiß, dass ich ganz viel ändern muss, um nicht am absoluten Tiefpunkt anzukommen, aber es ist in meinen Augen auch eine Riesen Aufgabe, gleich alles verändern zu wollen also damit meine ich meine psychischen Probleme und die Prokrastination usw. und dann noch die Beziehung zu meinem Freund... aber andererseits würde es mir wahrscheinlich noch schlechter gehen, wenn ich ihn wieder gehen lassen müsste. Dann wäre ich ja zu nichts mehr fähig in meinen Augen.
Ihr seht wie viel momentan in meinem Kopf passiert und ich würde mich riesig über ein paar ehrliche Worte von euch zu meinen Gedanken freuen!
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt! :)
LG