Danke für den Beitrag nochmal, auch wenn es schon eine Weile her ist. Ja, das fasst viele ADHS Mechanismen gut zusammen. Wir haben uns zusammengerauft, viel gestritten, aber auch produktiv an uns gearbeitet. Die Klippen wurden umschifft, vieles so gemacht wie sie es wollte und es war am Ende gut. Ich lerne, ihr mehr zu vertrauen, was sicher ein Fehler von mir war. Ich dachte auch, es würde hier nach dem Zusammenziehen in Normalität und mit mehr Zeit sich zu sehen besser. Ich habe auch viel gelesen über die "Mimose mit Vorschlaghammer" Mentalität, die fast alle ADHS-Personen haben. Und natürlich mache ich oft Dinge falsch, obwohl ich die Konsequenz kenne - ich arbeite immer noch daran, nicht selbst so empfindlich zu sein, weil ich weiß, sie meint es am Ende nicht so.
Leider wird die Frequenz der Streits immer höher, statt niedriger. Ich will hier keinen falschen Eindruck erzeugen, oft ist sie ganz wunderbar, fürsorglich, liebevoll. Partner zum Pferde stehlen, stabil an des Anderen Seite.
Nur eben nicht immer, und wenn der Streit kommt wird es für mein Gefühl immer ungesünder, ohne dass ich eine Lösung sehe. Ich habe die vielen Kommentare oben natürlich gelesen, und bei manchen muss ich mir doch an die eigene Nase fassen und denke, dass meine Art unsere Streits zu schildern dazu beigetragen hat, dass sie so eindeutig ausfielen. Mehr Selbstkritik hätte mir nicht geschadet, oder auch der Hinweis, dass ADHS eben dazu führt in Streits mal etwas dicker aufzutragen.
Inzwischen ufert es aber gefühlt aus: Beliebtes Muster ist, ungeschickte oder passiv-aggressive Halbsätze von mir (ich weiß, die sollte es nicht geben, aber wie gesagt, ich bin wohl auch schnell beleidigt und manchmal ungerecht) zu nehmen und daraus diabolische Gesamtwahrheiten abzuleiten (wie dass ich sie verachte - keine Widerrede, 'das ist belegbar', nur weil ich 3 Sätze vorher nicht direkt wiedersprochen habe, als sie das behauptete, sondern nur was sarkastisches und ein Augenrollen antwortete). Umgelehrt kränkt es sie - auch verständlich-, dass ich ihr gesagt habe, wie ihr Verhalten mich im Alltag einschränkt (konkret: ich arbeite an einer Uni, erzählte von einer Studentin, die eine bemerkenswert gute Prüfung hatte und die ich allgemein gut und förderwürdig hielt. Sie war furchtbar aufgebracht, das wäre nicht das erste Mal, dass ich eine junge Studentin glorifiziere, nie würde das mit Männern passieren (was nicht stimmt, aber ich war mal wieder in der Nachweispflicht) etc etc - 3 Stunden Streit mit allen Geschichten wie Professoren sich ihr ungebührlich genähert haben. Seitdem fühle ich mich, Mitte 30, wie ein ekliger alter Mann, wenn ich mit Studentinnen spreche und irgendeine Art positiven Feedbacks gebe. Sie meint aber, das wäre in meinem Kopf, sie hätte nie gesagt, dass ich die Studentinnen anzüglich belästige, nur was sie erlebt hat. Und dass sie einfach hofft, ich würde es nicht tun, denn meine Erzählung zu Hause wäre ja wohl eine rote Flagge).
Heute warf sie mir dann im Streit vor, ich würde ja immer über sie mit anderen sprechen, und sie als gestört darstellen. Tatsächlich habe ich ganz am Anfang mal, was falsch war, gesagt, dass mir von Freunden geraten wurde mich gegen xyz ihres Verhaltens abzugrenzen und ansonsten schnell zu rennen. War nicht gut, ist emotionale Erpressung, das weiß ich inzwischen auch. Nur behauptet sie jetzt, das wäre ständig, immer wenn ich die Türe zumache und zu tippen anfange nach einem Streit z.B. Ich umgekehrt traue mich nicht mehr, mit Freunden zu sprechen, weil ich die Beziehung nicht rechtfertigen müssen will. Und ich weiß natürlich, was meine Freunde, die eben nur um mein Wohl besorgt sind, sagen würden.
Ergebnis des Streits war, dass ich sie, was mir jetzt sehr leid tut, eine Lügnerin nannte (weil sie mir partout Dinge vorwirft, die nicht wahr sind) und ich ihr ein Ultimatum gestellt habe. Das habe ich zurückgenommen nach 2 Minuten weil sowas noch nie geholfen hat, Probleme zu lösen.
Ich weiß jetzt aber nicht, wie weiter. Verliere ich jegliche Position in der beziehung, wenn ich vollumpfänglich um Verzeihung bitte (auch, weil ich mir derzeit wirklich den Zeitverlust und Nervenverlust eines tagelangen hin-und-her nicht erlauben kann)? Hat sie vielleicht auch einfach recht, dass ich sie ernst nehmen sollte, wenn sie mir rote Flaggen über mein eigenes Verhalten in der Welt spiegelt? Und dabei auch, dass ich sie nicht ernst genug nehme?